Umstellungen

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Tim sieht mich eine Weile lang einfach nur stumm an, ehe er den Kopf schüttelt. "Du machst mich fertig, Weib. Du machst mich echt fertig!" Ein wenig zufrieden grinsend, aber unschuldig dreinschauend, lege ich meine Hand auf meinen Mund. "Was? Wieso denn?", frage ich gespielt entsetzt und der braunhaarige stellt sich vor mich. Legt seine Arme links und rechts neben mir auf die Arbeitsplatte, sodass ich eingesperrt bin. Sein Kopf geht neben meinen. "Weil ich dir gerade verfickte scheiße das Hirn raus vögeln könnte, wenn du es genau wissen willst.", raunt er mir zu und drückt sich ein wenig gegen mich. Und ich spüre, dass er recht hat.

Für einen Moment sage ich nichts, lege ihm dann aber meine Arme um seinen Hals. Meine Stimme ist ebenfalls leise. "Du wirst entschuldigen müssen, wenn ich das nicht zulasse. Du kannst meinetwegen wichsen. Das ist kein Problem. Aber ich selbst bin erstmal tabu. Klar?" Immerhin habe ich ihm zwar eine Abfuhr gegeben, was Sex betrifft, aber ich habe ihm auch ein Angebot gegeben. Sein heißer Atem an meinem Ohr gibt mir Gänsehaut. Kurz knabbert er an meinem Ohr, ehe er sich aufrichtet und mich ansieht. "Auf das Angebot komme ich zurück. Aber nicht heute."

Ich nicke ihm zu und sehe, wie Slenderman in der Küche erscheint. Er hat einen neuen Anzug und ich kann seinen Wunden regelrecht zusehen, wie sie heilen. Alexandra, mein Kind. Wie geht es dir? Alles in Ordnung? Hat er dir etwas angetan? Ich trete hinter Tim hervor und gehe zu dem weißhäutigen. "Alles klar. Einigermaßen. Vier Monate sind vier Monate, aber ich bin sauber, ich hatte was zu essen und ich hol mir noch was zu trinken. Und dann werde ich das erste mal seit langem wieder in einem Bett schlafen. Ist die Frage... hier, oder-" Hier. Woanders will ich dich nicht haben.

Erst leicht geschockt und dann doch verstehend, nicke ich. "Alles. Klar. Zalgo kann mich sonst aufspüren. Habe Verstanden. Zwei Wochen habe ich glaube ich in der Menschenwelt noch Urlaub und-" Nein. Du bleibst komplett hier. Ich runzle meine Stirn. Sehe von Slenderman zu Tim und wieder zurück. "Was... Was ist mit meiner Familie. Oder meiner Arbeit? Wie erkläre ich das?" Der Anzugträger geht vor mir in die Hocke und legt mir eine Hand auf meine linke Schulter. Alexandra. Du bist jetzt eine von uns. Ich werde mich um deine Arbeit kümmern. Und um die Wohnung. Du bekommst bei uns ein Zimmer.

Zu viel auf einmal. Und doch schaffe ich es irgendwie, alles in meinem Kopf verarbeiten zu können. Deine Familie wirst du besuchen können. Du musst nur zu mir kommen und sagen, wann du rüber willst. Masky wird aber immer mitkommen. Egal was ist. Auch, wenn ihr beide einen Streit habt! Hörst du mir zu, Timothy? Bei seinem vollständigen Vornamen zuckt der braunhaarige zusammen, nickt aber. "Ist klar. Auch wenn wir nicht streiten werden.", meint er gelassen und zieht seine Schultern hoch und wieder runter. Während er entspannt ist, bin ich etwas mehr... unentschlossen, was ich denn als nächstes sagen soll.

"Also meinst du, dass ich keine Arbeit mehr habe, hier herumschmarotzern soll, nichts machen kann und wenn ich glück habe mal meine Familie besuche?" Slenderman seufzt in meinem Kopf, steht auf und legt den Kopf schief. Du kannst dir eine Beschäftigung suchen. Aber hier. Zalgo wird dich ansonsten wieder finden. Er wird deine Familie in Ruhe lassen. Und auch deine Freunde. Denn er weiß nicht, wo deine Familie lebt. Außer, du hast es ihm gesagt. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Ich bin bescheuert. Nicht dumm. Als ob ich so etwas je gesagt hätte." Er nickt. Gut so. Dann sollte alles in Ordnung sein. 

Eine kurze Pause entsteht. Trotzdem werde ich LJ hin und wieder zu deiner Familie schicken, damit dort alles kontrolliert wird. Wenn du möchtest, kann ich EJ um den gefallen bitten, dich mehr in der Medizin zu unterweisen. Somit könntest du mehr lernen und du wärst eine willkommene Hilfe, falls Jack selbst einmal ausfallen sollte. Denn bisher hatten wir immer ein Problem, wenn er einmal ausfiel. Ich weiß, dass ich erst im nachhinein über die ganzen Konsequenzen nachdenken werde. "Also soll ich auf einen zweiten Arzt machen, wenn ich hier schon bleiben soll und meine Unabhängigkeit nicht mehr vorhanden ist."

Ein tätscheln auf dem Kopf. Du verstehst es. Sehr gut. Und wenn ich dich jetzt bitten dürfte, bei Tim zu schlafen? Du brauchst Ruhe und ich werde dein Zimmer vorbereiten. Denn obwohl ihr ein Paar seid, wirst du deinen eigenen Raum haben. Um einen Rückzugsort zu haben. Und keine Widerworte! Seufzend lasse ich meinen Kopf hängen. "Bringt eh nichts...", murre ich und Slenderman nimmt seine Hand weg. Gute Nacht und Schlaf gut. Ich hoffe besser, als bei Zalgo. Tim nimmt das als Zeichen, dass wir aufbrechen. Ich sehe noch einmal zu Slenderman, wünsche ihm schnell eine gute Nacht und folge dem braunhaarigen.

Auf der Treppe kommt uns Jeff entgegen, der sich wohl scheinbar umgezogen und geduscht hat. Denn seine Haare sind ein wenig feucht. "Warte kurz!", rufe ich und sowohl Tim, als auch Jeff bleiben stehen. Ehe der schwarzhaarige etwas sagen kann, habe ich ihn umarmt. "Danke, Jeff.", murmle ich und löse mich wieder. Er scheint es nicht ganz so toll gefunden zu haben. Zumindest äußerlich. Denn seine Worte sprechen etwas anderes. "Tch. Soll ich Masky die ganze Zeit rum heulen lassen? Zwar brauchen wir hier keine weitere Nervensäge... aber du gehst in Ordnung. Hin und wieder kannst du wenigstens deine Klappe halten."

Ich lächle ihn an und nicke ihm noch einmal zu, ehe ich weiter die Treppe rauf gehe und dem braunhaarigen weiterhin folge. Er ist nicht ganz so glücklich darüber, dass ich Jeff umarmt habe. Aber das ist mir egal. Immerhin hat er geholfen. Mehr als einmal. Auf dem Gang kommen uns sogar alle entgegen, die ich kenne. Sie sind verarztet und helfen anderen, etwas stärker verletzten in ihre Zimmer. Ich bedanke mich bei jedem, was Tim ein wenig nervt. Als ich Schlussendlich noch einmal zu EJ will, verdreht er die Augen, lässt mich aber noch einmal bedanken und die 'frohe' Botschaft überbringen, ehe er mich in sein Zimmer zerrt.

The lost friend 2Where stories live. Discover now