Kapitel 4: Gefühle vergiften den Verstand

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Ihr Weg führte sie weg von der steinig kalten Gegend der eigentlichen Route, zu einem kleinen Wald, etwas in südlicher Richtung gelegen.

Für die Verhältnisse dieser Zeit war der Wald gut erhalten, einiges Getier nannte ihn sein zu Hause, zumindest konnte Schatten viele kleine Füße auf dem Laubboden hören.

Mond erzählte Claris auf dem Weg über den Grund ihrer Reise. Er erzählte von Zaira und Rukof und er war es auch, der Claris stütze, während Schatten schweigend mit ihnen ging.

In jedem anderen Fall hätte Schatten Mond wohl unterbrochen. Die Angelegenheiten eines Wächters gingen nur ihn selbst und seine Wächterbrüder etwas an, jedoch schien Claris keinerlei Gefahr darzustellen, sie konnte es ebenso gut wissen.

Vor ihnen tat sich der Wald zu einer Lichtung auf. Geradeaus befand sich ein steiler Abhang, vor dem ein hölzernes Geländer angebracht worden war. Von dort aus konnte man weit blicken. Vom Fluss im Westen, mit der großen Straße dahinter, bis hin zum großen Ödland im Osten und den ersten Anfängen des alten Waldes, Greyhand-Gebiet.

Schattens Blick wandte sich der Hütte zu, offensichtlich ein Vorkriegsbauwerk. Hölzern, aber dennoch recht einladend. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, begrüßte ihn im Inneren ein Boden aus braunem Stein, in Quadraten angeordnet. Sein Blick schweifte durch den Raum. Er fand ein provisorisches Bett mit einer alten Matratze vor. An der hinteren Wand der Hütte befand sich ein alter Ofen, daneben war Feuerholz für einige Tage gestapelt. Viel mehr gab es in dem Raum nicht. Nur allerlei Vorkriegsschrott, Erinnerungsstücke vermutlich. Ein Arbeitstisch mit Waffen und Patronen und ein verhangener Durchgang in einen weiteren Raum.

Schatten half Mond dabei, Claris auf einen alten Tisch zu heben. Ihre Augen schauten Schattens Händen dabei zu, wie er sich daran machte, die Kugel aus ihrem Fleisch zu schneiden. Das gezückte Messer in der Hand, blickte Schatten zu ihr. Man sah ihrem Blick an, dass sie stark sein wollte, sie wollte nicht schreien oder weinen. Als jedoch die kalte Klinge von Schattens Messer in ihre Haut schnitt, schrie sie auf. Reflexartig greift ihre Hand nach Schattens Arm und drückt fest zu.

„Gefühle vergiften den Verstand!", schrie Schattens Ausbilder wieder einmal in seinem Kopf.

Schatten konzentrierte sich wieder, dass war nicht der richtige Moment für Ablenkung.

Mond, der bemerkte, dass etwas nicht stimmte, warf ihm einen skeptischen Blick zu.

Es dauerte nicht lang, bis Schatten die Kugel aus Claris' Bein entfernt hatte, er löste sich aus ihrem Griff, legte die Kugel auf dem Tisch ab und verließ die Hütte, die den vielleicht freundlichsten Ort darstellte, den Schatten in dieser unwirklichen Zeit je zu Gesicht bekommen hatte.

In dieser recht milden Sommernacht, zog sich Schatten seine Kapuze tief über die Augen und dachte über das Geschehene nach. Auf das Geländer vor dem tiefen Abhang gestützt, lauschte er in die Nacht hinein, bis er nur wenig später aus seinen Gedanken gerissen wurde. Das laute Knarren der Holztür hinter ihm störte seine Überlegungen. Ruhig blieb Schatten stehen und er hörte Monds Schritte auf dem grasigen Untergrund, deren Gewicht kleine Äste zerbrach, wodurch sich sein Wächterbruder durch ein immer lauter werdendes „Knack, Knack" ankündigte.

„Was war das denn eben?", hörte Schatten die neckende Stimme seines Freundes fragen.

„Was meinst du?", wollte Schatten wissen, ohne Mond dabei anzuschauen.

„Das Mädchen...", säuselte Mond.

„Claris."
„Sie gefällt dir", stellte Mond fest, sich leise lachend neben Schatten auf das Geländer stützend.

Zairas SchattenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang