Kapitel 5: Einen Plan schmieden

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Claris Augen taten sich auf, als die blassen Lichtstrahlen der Sonne sie am nächsten Morgen weckten. Angestrengt kämpften sich diese durch die Wolke von Staub und Asche, die im Verlauf der Nacht dorthin getragen worden war.

Aus dem anderen Zimmer hörte Claris Mond, dessen schwere Schritte die Holzdielen knarren ließen.

Bekleidet mit einer alten Jeans-Jacke, deren Nähte sich schon an einigen Stellen lösten, trat Claris in das Vorderzimmer. Als ihr, völlig unerwartet, der Geruch von warmer Linsensuppe entgegenschlug, freute sie sich ungemein. Mond hatte die Konserve in drei alte Schüsseln aufgeteilt. Er selbst saß schon am Tisch und als Claris fragte, wo er diese Mahlzeit aufgetrieben hatte, grinste er sie nur an und reichte ihr einen Löffel.

Claris begann gierig, die Schüssel auszulöffeln, als sich plötzlich die Tür öffnete und Schatten eintrat. Sie schaute kurz von ihrem Festmahl auf, aber fuhr sogleich fort, ihren Hunger zu stillen.

Schatten ging schnellen Schrittes an ihr vorbei und setzte sich zu ihrer linken an das Kopfende des Tisches.

Als Schatten seine Augen schloss und seinen Kopf senkte, fragte Claris, an Mond gerichtet: „Was macht er da?"

„Er betet", lautete die knappe Erklärung von Mond, die bei Claris zu einem unerwarteten Lachen führte, was dafür sorgte, dass einige Linsen nicht in ihrem Magen, sondern auf dem Tisch landeten.

Beschämt wischte sie sich den Mund mit dem Ärmel ab und fragte ablenkend: „Was ist denn jetzt der Plan?" Vielleicht würde sie ja zu einem anderen Zeitpunkt mehr über seinen Glauben erfahren.

Schatten hatte sein Gebet offensichtlich beendet, denn er stellte seine Schüssel Linseneintopf beiseite und holte eine Karte aus seiner Mantelinnentasche, die er dann vor sich auf dem Tisch ausbreitete. Die Karte zeigte das Dorf des Schatten ganz am nordwestlichen Rand, sie zeigte Hillriver etwas südöstlich von dort und sie zeigte Neverforth im Osten, die Red-Mountains im Norden und im Süden die See.

Zwischen Hillriver und Neverforth war auch das große Ödland eingezeichnet, das Gebiet der Greyhands.

„Wir sollten darüber nachdenken, wie wir schnellstmöglich nach Neverforth kommen. Die Route im Norden können wir nicht nehmen. In den Bergen wimmelt es nur so von Redrocks." Schatten deutete auf die große Straße im Norden, die von den Redrocks oft genutzt wurde, um Holz vom Wald im Westen in ihre Lager zu bringen.

„Hier entlang können wir auch nicht gehen", fuhr Mond fort, „da ist alles radioaktiv verseucht. Außerdem haben sich die Greyhands hier unten drunter angesiedelt", dabei deutete Mond auf das große Ödland mit dem verbrannten Wald.

„Uns bleibt noch der Strand der verlorenen Erinnerungen", ergänzte Claris und zeigte auf den Strand an der Südküste, „er bietet zwar wenig Schutz, aber scheint trotzdem der sicherste Weg zu sein."

Sie schaute zu Schatten und fragte sich, was er wohl sagen würde.
Er überlegte kurz,faltete die Karte zusammen und sagte: „Uns bleibt wohl keine andere Wahl."

Mit einem Plan im Kopf und nach der Stärkung, machten sich alle drei daran, ihre Sachen zu packen. Claris legte ihren langen, olivfarbenen Mantel über, steckte ein langes Messer in eine Halterung am Bein, befestigte die kleine Pistole ihrer Mutter an der Innenseite ihres Mantels und schwang sich ihr Jagdgewehr auf den Rücken.

Nachdem nun auch die letzten Sachen gepackt waren, machten sie sich auf den Weg, weg von dieser Oase in der Staubwüste ihrer Wirklichkeit.

Zairas SchattenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz