Zairas Schatten

Kapitel 7: Der Doktor

Getrieben von einer sanften Stimme, die an das Ohr Zairas drang, öffnete sie langsam ihre Augen. War sie tot?
Vor ihr erkannte sie eine Gestalt in weiß. Ein langer Kittel bedeckte zur Hälfte die dünnen Stockbeine der Person, die verschwommen vor ihr auf und abging und sich dann, mit dem Rücken zu Zaira gedreht, an irgendetwas zu schaffen machte.

Wer war das?
„Aufstehen, Liebes."

Wieder erklang diese sanfte, aber dennoch durchtrieben wirkende Stimme. Der Mann stand vor ihr. Das Weiß seiner Kleidung erfüllte den ganzen Raum.
Ängstlich blickte Zaira auf, sah dem Mann in sein penibel gepflegtes Gesicht mit dem noch penibel gepflegteren Bart, lediglich seine Augen erzählten die Geschichte eines erschöpften, hasserfüllten Mannes.
Eine Spritze nährte sich ihrem Auge, glitt daran vorbei und sie schwamm förmlich in ihr Fleisch, in der die Substanz in Zairas Blutbahn überging, bis sie schließlich alle Organe erreichte und langsam ihre Wirkung tat.

Zaira sah an sich hinunter und blickte auf einen durchlöcherten Körper, doch sie war versorgt worden. Zaira kam langsam zu sich, ihr Kopf dröhnte weniger stark und sie hatte das Gefühl, sich sogar wieder bewegen zu können. Ihre Beine zuckten und versuchten Halt auf dem rutschigen Boden zu finden.

Der Mann drückte ihre Beine sanft zu Boden und flüsterte: "Ganz ruhig, meine Kleine. Dazu bist du noch nicht bereit."

Zaira gab ihren Versuch des Aufstehens auf. Der sanfte Druck des Mannes wirkte auf sie, wie zwei große, schwere Männer, die sie zu Boden pressten.

"Deine Wunden sehen wirklich schlimm aus", bemitleidete der Mann den nachtschwarzen Hund, dessen Fell immer noch vom Regen und Blut der Kampfesnacht glänzte.
Langsam sehr langsam erinnerte Zaira sich an den Kampf und fragte sich, wo Schatten wohl ist. Ob es ihm gut geht?
"Ich bin der Doktor, ich habe mich um dich gekümmert und werde es auch weiterhin tun."

Zaira wusste nicht, ob sie glücklich, oder ängstlich sein sollte. Vieles an ihm schien merkwürdig. Wo war sie überhaupt?

Neben ihr hörte sie plötzlich den leisen Versuch eines Flügelschlags und in einem Käfig an der Wand saß ein Falke. Sie erkannte ihn wieder. Es war Monds Falke Rukof.