Folge 28: Wenn ich groß bin, will ich Hobi sein

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Val's POV

Wir drehen heute das letzte Musikvideo zu Suga's Album. Sei pünktlich, 15 Uhr. Adresse folgt. Hana

Fassungslos starrte ich auf mein Handy, als würde die Nachricht dann auf magische Art und Weise verschwinden. Hatte ich heute nicht schon genug erlebt? Mein Handy vibrierte erneut. Wieder war es Hana, diesmal die Adresse und eine weitere Nachricht.

Ach ja, schick mir vorher nochmal deine Entwürfe für das Cover. Hab den Stick, den du mir gegeben hast, Zuhause liegen lassen. Bis später.

Wie sollte ich das denn hinkriegen? Ein Blick auf die Uhr ließ mir mein Herz in die Hose rutschen. Schon nach vierzehn Uhr.

Hektisch rappelte ich mich von meinem Sofa auf und sammelte die Taschentücher ein, die ich keine halbe Stunde vorher noch vollgeheult hatte. So viel dazu.

Ich war den gesamten Weg von diesem schicksalhaften Einkaufsladen bis zu meiner Wohnung zu Fuß gelaufen, was gute zwei Stunden gedauert hatte, aber obwohl ich unseren Streit wieder und wieder durchgegangen war, Klarheit oder Ruhe hatte es mir kein bisschen gebracht.

Stattdessen war ich aufgewühlt zu Hause eingetroffen und fühlte mich wie ein trotziges kleines Kind, dass sich seine Fehler nicht eingestehen wollte.

Aber hatte ich denn so falsch gelegen? Hatte ich mich unglücklich ausgedrückt?

Ich hatte jetzt keine Zeit mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen sollte ich mich beeilen, was frisches anzuziehen und mich so weit herzurichten, dass ich endlich loskonnte.

Der ganze Prozess dauerte dann doch nicht so lang wie erwartet und ehe ich mich versah, saß ich schon im Taxi. Unterwegs guckte ich sicherheitshalber ein weiteres Mal nach, ob Hana nochmal geschrieben hatte. Oder jemand anders, keine Ahnung.

Aber ich hatte keine weitere Nachricht erhalten. Sollte ich...? Was konnte ich ihm denn jetzt schon noch schreiben?

Missmutig verließ ich den Wagen, stiefelte durch die Lobby des BigHit-Gebäudes und rief den Fahrstuhl.

„Val!"

Mein Herz setzte einen Schlag aus, aber es war natürlich nicht Yoongi. Trotzdem erwiderte ich Hoseok's strahlendes Lächeln als er auf mich zu kam und mit mir auf den Fahrstuhl wartete.

„Hey. Was machst du denn hier? Wolltet ihr nicht alle ans Set um Yoongi zuzugucken?" Ich glaube, er hatte vor ein paar Tagen sowas erwähnt.

Wir traten in den Fahrstuhl und ich klickte die Etage an, in der sich mein Arbeitsplatz befand. Hobi zuckte auf meine Frage nur die Schultern.

„Ja, aber das fängt ja erst nachher an. Ich hab was im Tanzsaal liegen lassen, aber das kann noch warten. Und jetzt, ganz ehrlich: was ist los?"

Er sah mich eindringlich an. „Raus mit der Sprache. Ich kann dir ansehen, dass etwas nicht stimmt."

Da brach einfach alles aus mir heraus. Ich erzählte ihm nicht nur, was gestern Abend passiert war, sondern auch von heute morgen und Yoongi's und meinem Streit im Supermarkt. Hoseok hörte mir bis zum Ende konzentriert zu und unterbrach mich kein einziges Mal, selbst als wir in meiner Etage ankamen. Er trat einfach mit mir heraus und lauschte weiterhin meinem Bericht.

„Dabei wollte ich ihn doch nur davor schützen, dass ihm etwas passiert.", schloss ich und er nickte bedächtig.

„Okay, ich sehe schon, wo das Problem liegt."

„Ach ja? Und wo? Ich bin alles gefühlt zehntausendmal durchgegangen, aber scheinbar bin ich zu blöd, um draufzukommen."

Hoseok lachte, was mich noch mehr verunsicherte, legte mir dann aber seine Hand auf die Schulter und sagte:

„Schau mal, du hast die ganze Zeit davon gesprochen, dass du »es nicht verantworten könntest«, wenn ihm etwas passiert. Du hast von den Folgen gesprochen, besonders von denen, die dich betreffen würden. Das muss für ihn wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein."

Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Oh nein, das hatte ich doch gar nicht gemeint! Wie hatte ich mich nur so verkehrt ausdrücken können?

„Yoongi mag dich, sehr sogar. Du bist ihm wichtig und dann zählst du alles auf, was dir wichtiger scheint als er? Er kann keine Gedanken lesen, Val. Wie soll er wissen, dass du dir genauso große Sorgen um ihn machst, wie er sich um dich, wenn du es so, tut mir leid, dass zu sagen, aber beschissen ausdrückst? Woher soll er wissen, was du eigentlich meinst?"

Ich hatte wirklich alles falsch gesagt, was man falsch sagen konnte.

„Ich bin so, so dumm.", murmelte ich.

Hoseok musterte mich streng, wenn auch mit Mitgefühl.

„Ja, ein bisschen. Also reiß dich jetzt zusammen, fahr zu ihm und entschuldige dich. Alle machen mal Fehler."

Ich nickte zustimmend und wollte schon wieder in den Fahrstuhl springen, als mir Hana's Auftrag wieder einfiel.

„Vorher muss ich noch eine E-Mail verschicken. Willst du kurz mitkommen?"

Jetzt war Hoseok wieder ganz der alte und grinste breit. „Klar, gerne. Wir können danach auch gleich zusammen zum Set fahren."

Wir liefen gemeinsam durch den Flur und betraten das Gemeinschaftsbüro, als sich vor unseren Augen eine unerwartete Szene abspielte.

„Was zur Hölle macht ihr an meinem Computer?"

Jae und Minho fuhren zusammen und traten hastig von meinen Schreibtisch zurück. Ich eilte hinüber und starrte auf den Bildschirm. Sie hatten den Ordner mit meinen Coverentwürfen geöffnet. Warum das denn?

In der Mitte erschien ein Tab.

„»Sicher, dass sie diesen Inhalt löschen wollen? Der Vorgang wird nicht mehr rückgängig zu machen sein.«", las Hobi laut vor, der sich neben mir ebenfalls über den Bildschirm beugte. Er richtete sich wieder auf und starrte die Zwillinge entgeistert an. „Ihr wolltet Val's ganze Arbeit vernichten? Geht's noch?"

Jae und Minho wechselten einen Blick.

„Die hat das alles gar nicht verdient.", fauchte Minho schließlich und Jae fügte ein „wir hätten das um Längen besser machen können, wenn Hana uns gelassen hätte." hinzu.

Arschlöcher. Ich war sprachlos.

Hoseok hingegen stemmte die Hände in die Hüften.

„Tja, wenn sie hiervon erfährt, wird sie euch gar nichts mehr machen lassen, höchstens noch euren Kram packen und verschwinden."

Die Mienen der beiden fielen in sich zusammen.

„Du wirst doch nicht-"

„Du kannst doch nicht-"

Aber da hatte Hoseok sich die beiden schon geschnappt und schleifte sie Richtung Hana's Büro. Über die Schulter rief er noch schnell „In zehn Minuten unten!", dann waren die drei aus der Tür.

Hobi ist mein Held. Wenn ich groß bin, will ich Hobi sein.

Schnell machte ich mich daran Hana die Entwürfe wieder einmal zu schicken und änderte dazu noch mein Passwort. Sicher ist sicher.

Dann eilte ich zum Fahrstuhl. Hoseok wartete unten schon auf mich.

„Alles geklärt?", rief ich ihm entgegen und zum ersten Mal seit dem Streit konnte ich wieder aufrichtig lächeln.

„Aber sowas von, die beiden werden nie wieder einen Fuß in dieses Gebäude setzen."

Wir klatschten uns lachend ab.

„Bereit, Buße zu tun und Yoongi's Herz zurückzugewinnen?"

Ich schnaubte spöttisch.

„Ich wurde bereit geboren."

Taxi thief -yoongi x oc Where stories live. Discover now