Kapitel 3

41 6 2
                                    

Ich laufe in schnellerem Schritt den Weg entlang. Nach einiger Zeit blicke ich mich um und entdecke, dass der schwarze Chevrolet langsam hinter mir herfährt. Meine innere Stimme meldet sich jetzt. Ich habe es gewusst. Die Paranoia war nicht umsonst! Toll, ich muss einen Weg finden, wie ich die von mir abhängen kann. Wer weiß, nicht dass das die Leute sind die den FBI-Agent umgebracht haben und jetzt wissen sie, dass ich das gesehen habe. Panik kommt in mir auf und ich beschließe erstmal normal weiter zu laufen. Ich bieg einfach in irgendwelche Straßen ab, in der Hoffnung es war schlussendlich doch nur Einbildung. Nach mehrerem Abbiegen, muss ich mir erstmal die Umgebung anschauen. Frustiert ziehe ich mein Handy und schaue mir auf Google Maps an, wo genau ich bin. Na toll, bis zu meiner Wohnung wären es über 9km zu Fuß. Wie zur Hölle konnte ich bitte soweit laufen, ohne es mit zu bekommen? frage ich mich und schaue mich nochmals um. Das Auto ist noch nirgends zusehen, wodurch ich mich kurz an die Hauswand lehne und tief durchatme. 

Ich nehme den Rucksack von meinen Schultern und öffne diesen. Anschließend ziehe ich meine Jeansjacke aus und packe diese in den Rucksack, welchen ich wieder schließe und dann aufsetze. Nochmals tief durchatmend schaue ich auf den Verkehr der Straße, doch zum Glück ist der Chevrolet nicht zu sehen. Daraufhin beschließe ich, den Weg in einem normalen Tempo weiter zugehen. Jedoch bleibt mein ganzer Körper angespannt. Morgen werde ich sicherlich Muskelkater haben von der Rennerei. Ich sollte echt wieder öfters laufen gehen. Jetzt habe ich wenigstens wieder ein gutes Vorhaben, in der Hoffnung es auch wirklich umzusetzen. So laufe ich immer weiter, vergesse beinahe die Umgebung und versuche so unauffällig wie möglich durch die Straße zu laufen. Zur Ablenkung schaue ich immer mal wieder in die Schaufenster.

Ich muss sagen Shoppingmarathons gehörten noch nie zu meiner liebsten Freizeitbeschäftigung, was meine Mutter auch immer missäugisch beachtete. Klar shoppen an sich ist okay, aber doch nicht über 4 Stunden lang, wie es meine Mutter und ihre Freundinnen immer tun. Sie hat mir mal erzählt, ihre längste Tour betrug sagenhafte 7 einhalb Stunden. Wie zur Hölle schafft man sowas bitte? Innerlich wische ich diese Gedanken schnell mit meinen Händen weg und konzentriere mich wieder auf mein Umfeld. Ein erneuter paranoider Blick hinter mich zeigt, dass ich durch meine Gedankenabschweiferei nicht mitbekommen habe, dass das Auto in einigem Abstand wieder da ist. Mein Herzschlag wird wieder schneller und sofort höre ich diesen auch wieder in den Ohren. Was soll ich jetzt tun? frage ich mich innerlich. Es muss ja wohl irgendwie zu schaffen sein, die abzuhängen. 

Mein Entschluss steht fest, doch morgen wird der Muskelkater dermaßen intensiv sein, dass ich mich sicherlich nicht einen Meter bewegen kann. Ich muss echt öfters laufen gehen, was ich nach dieser ganzen Sache auch machen werde, mein innerer Schweinehund kann mich mal. Schnurstracks renne ich los und verschwende nur einen kurzen Blick nach hinten, um zu sehen, dass das Auto mir folgt, jedoch mit genügend Abstand. Das Lauftempo beschleunige ich jetzt zunehmends, wodurch es jetzt eher einem Sprint gleicht. Der Chevrolet verfolgt mich immernoch, jedoch mit einem schnelleren Tempo. Kaum achtend auf meine Umgebung biege ich im vollen Sprint die nächste Ecke ab. Zu spät realisiere ich, dass es eine Sackgasse ist. Schnell drehe ich mich um, in der Hoffnung, dass ich noch die Möglichkeit habe, aus der kleinen Straße zu entkommen. Doch vergebens. Wenige Meter vor der Einbiegung steht das Auto. 

Nach kurzer Zeit  steigen vier Leute aus und mit Entsetzen erkenne ich die zwei Männer, welche im Cafe waren und der andere an genau diesem Auto stand. Sofort drehe ich mich um und schaue mich nach einer Fluchtmöglichkeit oder einem Versteck um. Dabei laufe ich etwas weiter rein. Plötzlich höre ich etwas wie einen leisen Knall. Wenige Sekunden später zieht es an meiner rechten Bauchseite. Erschrocken schaue ich an mir herunter und entdecke, dass sich auf dem hellblauen T-shirt ein Blutfleck ausbreitet. Mein Kopf fängt an zu schwirren und schwarze Flecken tanzen vor meinen Augen. Ich schaue auf die hohe Mauer am Ende der Sackgasse, doch es niemand zu erkennen. Vom Anfang der Straße höre ich Stimmen, die vier Personen scheinen sich mir zu nähern. Panisch schaue ich mich um und entdecke die Mülltonnen, welche ich vorhin schon als mögliches Versteck auserkoren habe. So gut es geht mit einer Hand auf dem blutenden Fleck versuche ich mich hinter einer großen blauen Mülltonne zu verstecken. Mittlerweile sind die Stimmen lauter und näher, doch ich kann kaum was verstehen, denn das Rauschen in meinen Ohren wird immer lauter. 

Die Leute sind nun endgültig in der Straße und scheinen mich zu suchen. "Habt ihr sie auf dem Radar? Sie kann unmöglich weg sein, es ist eine beschissene Sackgasse. Findet sie!" schreit ein Mann. Scheinbar ist das der Chef. 

Ich gucke vor der Mülltonne hervor und erkenne einen Mann mit schwarzen Haaren, welcher höchstens Anfang 40 ist. Daneben steht eine Frau, scheinbar lateinamerikanische Wurzeln, mit dunkel braunen Haaren und höchstens Ende 30. Die anderen zwei Männer kenne ich schon vom Cafe. Doch ein entscheidendes Detail fällt mir trotz der zunehmenden tanzenden Punkte vor meinen Augen war, sie tragen Waffen. In diesem Moment entfährt mir ein Stöhnen und sofort verstummen alle Gespräche.  Scheiße das Adrenalin scheint nach zulassen ,denke ich mir und merke, wie die Wunde schmerzhaft anfängt zu pieksen. Abermals entfährt mir ein leises Stöhnen, denn die Schmerzen steigen zunehmend an. 

"Leute, sie muss hier sein." höre ich eine Stimme und wenige Sekunden danach bewegt sich die Mülltonne  vor mir zur Seite. Mein Sichtfeld besteht mittlerweile fast nur noch aus schwarzen Punkten und ich sinke weiter in mich zusammen. Hände fassen mich an den Armen und ziehen mich hervor. Ich werde auf den Asphalt gelegt und höre verschiedene Stimmen durcheinander. "Don, der Krankenwagen müsste gleich da sein." ertönt die weibliche Stimme von der Seite her. Der Druck auf meiner Wunde verstärkt sich, denn der sogenannte Don hat seine Hände zusätzlich raufgedrückt. Meine Augenlider fangen an zu flattern. Ich höre noch wie die Sirenen immer näher kommen und irgendjemand sagt, dass ich versuchen soll wach zu bleiben. Wie denn? möchte ich die Person anschreien, doch es kommt kein Ton aus meinem Mund heraus. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit erfüllt meinen Körper. Dann ist alles schwarz.

InvolvedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt