Kapitel 4

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Mein Körper fühlt sich so frei und schwebend an. Doch diese Ruhe wird durch ein immer lauter werdendes Piepen gestört. Ich möchte aber noch lieber weiterschlafen und das Gefühl von Freiheit und Schwerelosigkeit genießen. Mit einem Mal wird das nervtötende Piep-Geräusch noch läuter, so als würde es erst aufgeben, wenn ich endgültig aufstehe. Leicht zitternd öffnen sich meine Lieder und werden schlagartig geblendet durch Helligkeit. Prompt kneife ich meine Augen fest zusammen, ehe ich merke, dass es dunkler geworden ist. Na gut, also ein neuer Versuch. Vorsichtig öffne ich meine Lider einen Spalt und schaue an eine weiße Decke. Beim weiteren Öffnen fällt mir auf, dass der ganze Raum weiß ist und vor der Fensterfront Stühle samt kleinem Tisch stehen. Als ich mich versuche zu bewegen, merke ich, dass mein rechter Arm an Ort und Stelle bleibt. Meinen Blick dahin schweifend, sehe ich, dass mein rechtes Handgelenk mit Handschellen an das Gestell befestigt ist und noch dazu ich einen Zugang in der Armbeuge habe. Nach kurzem Schock wird mir erst klar, dass ich im Krankenhaus liege und der Grund dafür tritt auch hervor. Ein brennendes Ziehen an meinem Bauch macht sich deutlich. Stimmt ja, ich war von irgendjemanden angeschossen worden. Mehrmals rüttel ich an den Handfesseln, doch keine Chance, sie bewegen sich kein Stück. An mir herunter schauend fällt mir auf, dass ich ein Krankenhaushemd trage. Okay, kein Wunder wenn ich wie Sau geblutet habe. Die Sachen würde ich eh nie sauber bekommen ,schießt es mir durch den Kopf. Meinen Blick weiterschickend sehe ich, dass vor meiner Tür ein uniformierter Polizeibeamter steht. Genau in diesem Moment wird die Tür geöffnet und ein mir bekannter Mann kommt herein.

"Wie ich sehe sind Sie endlich wach Miss Johnson" fängt er sofort an zu reden, nachdem die Tür geschlossen ist. Wie ich es hasse mit meinem Nachnamen angesprochen zu werden. "Bitte einfach nur Jane" bringe ich krätzend hervor. Ich versuche nach dem Becher auf dem kleinen Tischchen zu greifen, doch die Handschellen behindern. Er hat meinen Versuch gesehen und reicht mir nun den Becher. Das kalte Nass rinnt meine trockene Kehle entlang. Noch nie hat Wasser so gut geschmeckt. Den Behälter gebe ich ihm zurück und er zieht sich einen Stuhl zum Bett heran. "Also Jane, mein Name ist Special Agent Don Eppes und ich bin vom FBI." beginnt der schwarzhaarige Mann nun. Zum Zeichen, dass ich ihn verstehe nicke ich einfach nur, mehr traue ich mich auch erstmal nicht. Während Eppes mich weiter beobachtet, fährt er fort. "Die Handschellen waren nötig, da das Risiko einer Flucht bestand, immerhin stehen sie unter Mordverdacht an einem FBI-Agenten. Aber das wissen sie ja sicherlich, sonst hätten sie sich nicht hinter einer Mülltonne in der Sackgasse versteckt." Er weiß alles ,sagt meine innere Stimme unruhig. Ich muss ihm ja nicht alles sagen, aber wenigstens widerlegen, dass ich den Mann umgebracht habe, schießt es mir durch den Kopf. 

Die ganze Zeit über beobachtet mich Eppes eingehend. "Okay hören Sie mal Agent Eppes. Erstens habe ich diesen Mann nicht umgebracht, sondern ihn nur gefunden. Ich weiß, dass ich nicht hätte abhauen dürfen, aber das war einfach eine vollkommen komische Situation und ich habe einfach Panik bekommen. Zweitens habe ich mich nur versteckt, weil von irgendwo auf mich geschossen wurde und ich gesehen habe, dass Sie mich schon eine ganze Weile über verfolgt haben. Ich meine, als ob ich mich freiwillig anschießen lasse." rauscht es aus mir heraus. Bevor er jedoch was sagen kann, kommt ein Arzt herein. "Ah, Miss Johnson sie sind endlich wach, das ist gut. ich hoffe Sie haben nicht all zu große Schmerzen, wenn doch sagen Sie bitte Bescheid. Ihre Bauchwunde ist soweit gut am heilen und die Nähte werden, sobald die Wundheilung abgeschlossen ist, gezogen werden müssen. Allerdings können Sie morgen schon das Krankenhaus verlassen, immerhin sind Sie schon seit 5 Tagen bei uns. Die Wunde muss regelmäßig von einem Arzt angeschaut werden, um sicher zu gehen, dass sich nichts entzündet." sagt er sofort und ich nicke verstehend. 5 Tage lang nur geschlafen? Ach du meine Güte. "Danke Doktor" sage ich und schon ist dieser auch wieder verschwunden. "Können Sie mir bitte die Handschellen abnehmen?" wende ich mich an den Agent. Dieser nickt  nur und nach einem kurzen Augenblick, kann ich meine rechte Hand nun auch wieder bewegen. "Sie werden morgen nach ihrer Entlassung mit zum FBI kommen, damit wir Sie weiter befragen können." sagt er nur und ist auch schon wieder verschwunden. Erst jetzt fällt mir auf, wie müde ich noch bin und schlafe wenige Sekunden später auch schon wieder ein.

Am nächsten Tag bin ich schon ziemlich früh wach und entscheide mich, mal in den Schrank zu gucken, ob nicht doch Klamotten vorhanden sind. Zum Glück liegen da meine Sachen, welche ich vor ein paar Tagen in den Rucksack gepackt habe. Diese greife ich mir und ziehe erst die kurze Hose an und dann, nachdem ich das Krankenhaushemd ausgezogen habe, das Top über. Meine Sneaker stehen vor dem Schrank, wie mir jetzt auffällt. Nachdem ich mich zurück ins Bett gelegt habe, kommt kurze Zeit später Don Eppes in das Krankenzimmer herein. "Guten Morgen Jane, wie ich sehe sind sie schon fertig. Das passt ganz gut, ich hole ihre Entlassungspapiere und dann fahren wir ins Büro." sagt er nur und ist schon wieder verschwunden. Mit zusammen gebissenden Zähnen ziehe ich mir den Zugang vorsichtig heraus und ziehe dann meine Sneaker so schnell wie möglich an, wobei sich mein Bauch bemerkbar macht. Nachdem ich fertig bin schaue ich vorsichtig durch die Tür heraus, doch ich kann niemanden entdecken. Also schleiche ich  so schnell es geht zur Anmeldung und unterschreibe meine Entlassung. Kurz darauf bekomme ich noch ein Pflaster auf die Stelle wo der Zugang war und eine Dose mit Schmerzmitteln. Immer wieder schaue ich dabei, ob der FBI-Agent irgendwo ist, doch ich entdecke ihn nirgends. Vermutlich ist er im Büro des Arztes. Dann nichts wie weg hier ,sagt meine innere Stimme und genau das tue ich auch. Sicherheitshalber nehme ich die Treppen, doch nach kurzer Zeit macht sich das Treppenabsteigen in der Wunde bemerkbar, doch ich beiße die Zähne zusammen und erreiche schlussendlich den Eingang des Krankenhauses. 

Beim Hinausgehen sehe ich eine Person, welche mir ziemlich bekannt vorkommt. Da macht es Klick in meinem Kopf. Es ist der Mann, welcher sich im Cafe mir gegenüber hingesetzt hat und dann mit Eppes und zwei anderen Personen in der Sackgasse aufgetaucht ist. Also ist er auch ein Agent. Ich senke meinen Kopf und laufe möglichst schnell Richtung Taxistand, in der Hoffnung er erkennt mich nicht. Scheinbar hat es funktioniert. Sofort steige ich in ein Taxi ein, nenne eine Adresse und deute dem Fahrer, dass er losfahren kann. Einen letzten Blick hinauswerfend sehe ich, dass der Agent stehen geblieben ist und in meine Richtung guckt. Zum Glück sitze ich schon im Taxi, welches genau in diesem Moment losfährt. Den Anblick abwendend schaue ich jetzt nach vorne und drehe mich nur selten um, es ist jedoch nichts verdächtiges zu erkennen. Der Verkehr ist heute flüssiger, als an manch anderen Tagen in New York. Nach erstaunlich kurzer Zeit habe ich das angegebene Ziel erreicht.

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