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• Jungkook PoV •
Das Leben in England war wirklich gewöhnungsbedürftig. Wir lebten mitten in der Stadt, mussten unser Geld immerwieder austauschen, da es hier eine andere Währung gab, und viel von der Natur bekamen wir nicht zu sehen. Das war aber ok, denn die Stadt und die Sehenswürdigkeiten waren umso beeindruckender, weshalb wir hier eine wundervolle Zeit zusammen verbrachten.

Auch unsere Englischkenntnisse waren gefragt, womit wir aber nicht große Probleme hatten. Wir lebten alle bei unseren Gastfamilien, wo wir uns schnell drangewöhnten 24/7 nur auf Englisch zu kommunizieren. Momentan befand ich mich in einem Gastzimmer und genoss die letzten Wochen, die ich in Europa verbringen durfte. Es vergingen tatsächlich ganze sechs Monate, wenn man die Sommerferien dazu zählte. Sechs Monate, in denen ich viel erlebte und mich weiter entwickelte.

Tatsächlich entwickelte sich nicht nur mein Tanzen ins Positive, sondern auch ich änderte mich ziemlich durch diese lange Reise. Ich hatte das Gefühl über die Monate genug Zeit zu haben, um über mein ganzes Gefühlschaos nachzudenken und dieses zu verarbeiten. So, wie ich es mir auch gewünscht hatte. Auch meine Freunde sagten mir, dass ich mich etwas geändert hatte. Ich wirkte ausgeglichener und nicht mehr so extrem schüchtern und zurückhaltend, wie ich es vor einem halben Jahr noch war. Das lag daran, dass ich tagtäglich bei Wettbewerben mit Menschen in Kontakt kam und mit ihnen durchgängig kommunizieren musste.

Es war wie bei einem Casting. Viele junge Balletttänzer*Innen aus der ganzen Welt waren in dem großen Gebäude versammelt, um sich bei den drei angesehenen Proficoaches vorzustellen. Während der stundenlangen Wartezeit kam man eben mit den anderen Teilnehmern in Kontakt, und man wollte die Geschichten der anderen herausfinden. Halt, wie sie zum Tanzen kamen oder wer ihre Idole und Inspirationen waren.
Anschließend begaben wir uns Gruppenweise in die große Tanzhalle, wo wir eine Stunde für die Coaches vortanzten. Sie gingen zwischen uns entlang, beobachteten uns mit strengen und genauen Blicken, um sich ein Bild von uns allen zu machen. Direkt wurden schon die ersten nachhause geschickt, umso aufgeregter und nervöser war man.

Hwasa und Ich waren beide die einzigen von uns, die am Ende der Wettbewerbe zu denjenigen gehörten, die das Interesse von zwei Coaches erweckt haben. Für Wheein und Sunmi hatte es leider nicht gereicht. Natürlich war eine große Enttäuschung da, aber sie gingen dennoch positiv weiter. Hwasa und Ich würden noch per Post gesagt bekommen, was die zwei Coaches uns anbieten wollten und wem sie uns weiter präsentieren wollten. Zu der Zeit wären wir aber schon längst wieder in Süd Korea, schließlich waren es insgesamt 15 Balletttänzer*Innen, die das Interesse der Coaches erweckt hatten und für jeden Tänzer*Innen gab es verschiedene Angebote, die ausgeteilt werden würden.

„Ich bin so froh für euch. Das wird eine tolle Chance für Hwasa und Kookie sein. Wer weiß, wo sie das Leben hinbringt.",schwärmte Wheein vor sich hin, weshalb ich wieder in die Handykamera blickte. Momentan skypten wir miteinander, um uns immerwieder auszutauschen.
„Danke. Ich bin auch aufgeregt. Ich kann es gar nicht so richtig fassen.",antwortete ich ehrlich, während ich mit meinem Cardigan rumspielte.

„Oh. Wer hat geschrieben, Hwasa?",fragte Sunmi, die sich gerade konzentriert abschminkte. Dennoch nahmen wir alle den Klingelton von ihr wahr und schauten zu ihr.
„Ah, das ist Taehyung. Ich habe ihm von Jungkooks und meinem Erfolg erzählt! Er war schließlich derjenige, der mir Mut zugesprochen hatte mit der ganzen Sache.",erklärte sie motiviert, weshalb Wheein anfing zu strahlen. Ich war mir zu 100% sicher, dass Wheein Hwasa wohl doch etwas mehr mochte, als sie zugeben wollte.

„Kooks, bist du dir sicher, dass Taehyung so ein Fuckboy ist, wie du es dir eingeredet hast? Ich meine, selbst das komische Mädchen, welches ihn geküsst hat, hat Taehyung zugestimmt.",kam es vorsichtig von Sunmi, während sie besorgt in die Kamera schaute. Seufzend wandt ich den Blick aus den Fenster und biss mir unsicher auf die Unterlippe.
„Ich muss Sunmi da echt zustimmen. Unser Tae ist kein schlechter Typ. Er ist wirklich korrekt.",sprach Wheein bestätigend, was sie mit einem Daumen hoch veranschaulichte.

„Ich habe keinen Fehler mit meiner Entscheidung gemacht. Diese Zeit hatte ich wirklich für mich gebraucht, um mich an das ganze zu gewöhnen. Dieses ganze Kennenlernen und Näherkommen war für mich so neu, sodass ich überfordert war. Mittlerweile habe ich meine Gedanken einsortieren können und bin mir dem im Klaren.",offenbarte ich mich das erste Mal zu diesem Thema.
„Sobald wir wieder in Seoul sind, solltest du Taehyung wieder für dich gewinnen.",rief Hwasa motiviert und ballte ihre Hand zu einer Faust, die sie wie ein Superheld in die Kamera hielt.

„Nein, warte! Jungkook, du solltest dich Taehyung nur wieder annähern, wenn du Gefühle für ihn hast oder vielleicht sogar unbewusst verliebt bist.",erwiderte Wheein vernünftig, woraufhin Sunmi nickte und alle mich durchdringend anschauten, so, als würden sie eine Antwort erwarten.

Über die Monate habe ich tatsächlich Gefühle für ihn aufgebaut, was ich mir nicht gerne gestand. Gedanklich war ich ab und zu bei ihm und fragte mich, wie es ihm wohl ginge. Oftmals befand ich mich auch auf seinen Social Media Seiten, wo er selten was von sich hochgeladen hatte. Ein Teil in mir vermisste ihn ziemlich.

„Ich glaube, er würde nichts mehr mit mir zutun haben wollen. Schließlich habe ich ihn damals abgewiesen.",erklärte ich meine Bedenken. Sunmi schnaubte auf und sagte direkt:„Ach Quatsch! Taehyung ist total verschossen in dich! Er wird sich freuen, wenn wir wieder da sind und er dich nach der langen Zeit wieder sehen kann! Da bin ich mir sicher!"

„Sunmi hat Recht! Du solltest ihn einfach mal angesprechen und dich mit ihm unterhalten. Ihr werdet euch bestimmt wieder annähern.",bestätigte Hwasa aufgeregt und lehnte sich zu der Kamera, in der sie gechillt reinlächelte. Langsam erwiderte ich das Lächeln und nickte dann etwas.
„Ich werde es probieren. Ich vermisse ihn und kann es kaum abwarten ihn wieder zu sehen.",gab ich ehrlich zu, woraufhin ich errötete und meine Freundinnen anfingen liebevoll zu lächeln.

Mann, war ich dankbar für dieses Gespräch.

вαʟʟεт ʟσνε : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt