So schön meine zwei freien Tage auch waren, so war ich doch froh danach meinen normalen Tagesablauf wieder ansteuern zu können. Als ich aufstehen musste war es noch dunkel draußen. Schade, da war das Frühstück vorgestern wohl das letzte draußen für dieses Jahr. So leise wie möglich versuchte ich mich aus dem Bett zu quälen. Heute wollte ich extra früh ins Büro, um danach meine eigentliche Tätigkeit nachgehen zu können die auch zu meinem Studium gehörten - das Fußballtraining. Ich freute mich schon insgeheim darauf meinen Vater wieder unterstützen zu können. Favre viel nämlich in letzter Zeit öfter mal aus und der Einzige der es dann übernehmen konnte war er. Ich war so froh, dass er nach seinem schweren Herzinfarkt wieder so unglaublich fit geworden ist. Damit hätte niemand gerechnet, aber er hatte ja auch einen ganz besonderen Schutzengel. Ich lächelte. Kurz bevor ich das Ende meiner Matratze erreichte rutschte ich also doch nochmal herüber zu Marco und drückte ihm vorsichtig einen zärtlichen Kuss auf seine Wange.
Angekommen in Brackel stellte ich meine Sporttasche direkt neben der Tür ab und schmiss mich auf meinen Bürostuhl. Ich hatte noch drei Stunden bis zum ersten Training. Das musste ich einfach schaffen. Zu meinem Glück hatte mir irgendwer sogar ein paar Unterlagen abgenommen und heute waren es dann definitiv die letzten, denn das Transferfenster wäre bald zu. Es dauerte im Endeffekt dann glücklicherweise nur zweieinhalb Stunden und ich konnte mir noch schnell einen Kaffee abholen. "Guten Morgen Schätzchen" strahlte mein Vater mich auch schon an, als ich den Aufenthaltsraum betrat. Ich schenkte ihm eine kurze Umarmung. "Warum bist du denn schon so früh hier?" hakte er nach. "Ich wollte heute unbedingt mal wieder am Training beteiligt sein. Ich bin endlich fertig mit den Unterlagen." Mein Vater schmunzelte. Das erklärte ihm auch wohl die BVB-Sportkluft in die ich mich noch schnell kurz bevor ich herunter ging geschmissen hatte. Wer hätte gedacht, dass ich irgendwann nochmal gerne hier war? Ich nicht und mein Vater mit Sicherheit auch nicht. Es war aber die beste Notlüge meines Lebens vor über vier Jahren, einfach so mit ihm mit zukommen als ich keinen Plan hatte was ich werden wollte und das schon zwei Jahre nach meinem Abitur. Ich grinste, so oft hatte ich in diesem Raum über Marcos und meinen Altersunterschied gegrübelt der sich nur am Anfang unserer Beziehung als schwierig gestaltete. "Hilfst du mir dann beim Aufbauen? Heute ist das Training wieder öffentlich da sollte alles gut aussehen." fragte mein Vater mich nachdem ich meine leere Kaffeetasse in den Geschirrspüler geräumt hatte. Ich nickte ein wenig übereifrig, was ihn zum lachen brachte. "Bella ich freue mich richtig, dass du mal wieder auf dem Platz bist." grinste er nachdem wir die Hütchen perfekt angeordnet hatten und auf die Spieler warteten. "Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich freue." grinste ich ihn an. Er zwinkerte. "Perfekt angerichtete Hütchen, das kann nur eins bedeuten Marco!" hörte ich plötzlich Mario vom weiten brüllen. Ich musste lachen, die Zwei waren immer noch die größten Idioten. Als sie dann in mein Blickfeld traten schaute Marco ganz überrascht: "Bella?" fragte er ungläubig. Ich nickte grinsend. Marco faltete seine Hände zusammen: "Danke an den Herrn da oben, jetzt ist der Stress endlich vorbei." formulierte er sein kurzes Stoßgebet. Mario lachte laut und umarmte mich noch vor Marco: "Ich kriege schon fast Nostalgie." grinste mich der Braunhaarige an und zwinkerte mir zu. "So lange ist es ja auch nicht her." lachte ich beschämt. Marco kam auch auf mich zu und zog mich an meiner Schulter gegen seine Brust und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Schläfe. Obwohl es natürlich professionell sein musste auf dem Platz, meistens jedenfalls, ließ er sich solche Gesten nicht nehmen und an guten Tagen küsste er sogar meine Lippen, natürlich nicht ohne das die Mannschaftskollegen laut grölten. Besonders die Neuankömmlinge sind da meistens eher verwirrt. Dann aber klatschte ich in meine Hände: "Apropos Nostalgie" brüllte ich: "Laufen!" Die, die mich kannten verdrehten ihre Augen. Meine sture Art hatte ich auch nach der Hochzeit nicht verloren. An guten Tagen lief ich sogar mit, aber nicht wenn das Training öffentlich war. Plötzlich kam Roman auf den Platz, viel zu verspätet, mit hoch rotem Kopf und schloss sich wortlos dem laufenden Team an. Mein Vater kam auf mich zu: "Hat der Bürki wieder Probleme mit dem Kind?" fragte er kritisch. Ich zuckte mit den Achseln und schaute Richtung Zuschauer. Elena seine Freundin, die oft und gerne mal zum Training kam, war nirgends zu sehen. "Ich weiß es nicht." murmelte ich nur und tippte schnell auf meinem Smartphone herum, bevor ich es wieder in die Tasche meiner Jogginghose fallen ließ. Roman hatte Elena in Rumänien kennengelernt. Sie ist eine richtig gute Freundin von mir geworden. Die zwei haben nachdem sie ihre Turbulenzen mit Elenas Exfreund überwinden konnten, relativ schnell ein Kind bekommen. Trotzdem waren sie glücklich, aber ihr Kind Mattes musste mit seinen zwei Jahren schon durch einige Krankheiten, weshalb Roman manchmal beim Training später kam oder ausfiel. So war das halt, wenn man Familie hatte, dann waren die Prioritäten anders gesetzt. So wäre Marco auch, da war ich mir sicher. Als Elena mir zurückschrieb es sei alles in Ordnung mit dem Kleinen, Roman stand wahrscheinlich nur im Stau, war ich beruhigt. Als Mats dann auch noch viel zu spät den Platz betrat, platzte dann meinem Vater doch der Kragen: "Man sind wir hier in der Kreisliga oder was?" Ich beruhigte ihn und beschloss mich dazu, mich ihm anzuschließen, weil die anderen schon alle fertig mit ihren Runden waren. Schnell band ich meine langen Haare zu einem Zopf zusammen und düste davon, sodass Marco und Mario mir nur schief hinterher sahen und ich meinen Cousin, der eigentlich viel fitter sein müsste in wenigen Sekunden einholte. "Was machst du denn wieder hier?" grinste er mich schief von der Seite an. Ich schüttelte lachend meinen Kopf. Nachdem er für kurze Zeit mit Elenas sich psychisch nicht auf der Höhe befindenden Schwester und meine ehemalige Studienkollegin Vera zusammen war, bröckelte unsere sehr gute Beziehung zueinander schon sehr. Ich konnte ihn einfach nicht verstehen. Da hätte er echt besser Cathy behalten können. Trotzdem versuchte ich alles, um mich ihm wieder anzunähern, was auch ganz gut funktionierte. Er war schließlich wie ein Bruder für mich. "Habe mir Zeit freigeschaufelt. Warum warst du zu spät?" fragte ich ohne einen Hehl darum zu machen. "Ach es ist eigentlich nicht so wichtig. Vera, die ruft mich immer noch so oft an. Ich war bei meinem Telefonanbieter und habe mir eine neue Nummer geholt. Ich kann mir den Psychoterror nicht mehr geben." seufzte er. Ich tätschelte ihm zufrieden die Schulter. Wenigstens verstand er es. Ich redete ihm ein wenig Mut zu und dann beendete er die letzten Runden viel motivierter.
Nachdem Training wartete ich in meinem Büro auf Marco. Der Feierabend rief. "Da hast du dich aber heute morgen echt früh aus dem Haus geschlichen, um endlich wieder beim Training dabei sein zu können." grinste Marco mich an, als er den Raum betrat. "Ja und endlich habe ich diese dämlichen Akten fertig." verkündete ich zufrieden, während ich auf ihn zu ging und meine Hände auf seinem Brustkorb platzierte. Ich schaute zufrieden zu ihm hoch. "Sag mal Marco, du hast doch nicht nur die Akten, die Zuhause lagen wieder hergebracht, sondern auch fertig gemacht oder Spinne ich?" fragte ich stirnrunzelnd nach. Er legte sich den Finger auf die Lippen: "Sag aber keinem, dass ich deine Unterschrift gefälscht habe, sonst ist das Urkundenfälschung." lächelte er amüsiert. Ich schüttelte Grinsend meinen Kopf und schlang danach meine Arme um seine Körpermitte und kuschelte mich an ihn. "Apropos Unterschrift" murmelte er plötzlich, als er sanft mit seiner großen Hand über meinen Rücken fuhr. Ich löste mich von ihm und schaute ihn verwirrt an. "Du hattest heute eine Trainingshose an auf der Reus stand und einen Pulli, auf dem noch dein Mädchenname stand. Du hast es immer noch nicht drauf." kicherte er. Ich schollte: "Wie peinlich" Marco winkte ab, indem er seine Lippen auf meine legte. "Iwo" machte er als er sch wieder von mir löste: "Ich finde es witzig." grinste er. Daraufhin verschränkten wir unsere Hände miteinander und machten uns zufrieden auf den Weg zum Auto.

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Optimistin
RandomNachdem Bella und Marco ihre turbulente Beziehung mit einer wunderschönen Hochzeit gekrönt haben, scheinen sich mehr oder weniger kleine Probleme in ihre Ehe einzuschleichen. Er verdrängt sie, sie jedoch kämpft um ihre große Liebe und ein Kind? Das...