56.

1.2K 62 9
                                    

Nachdem ich halb Silvester verschlafen hatte, war ich total genervt von mir selbst und überhaupt davon verschlafen zu haben. Keine zehn Minuten nach meinem Gespräch mit Marco saß ich kerzengerade in meinem Bett und zwang mich dazu zu duschen, mir meine langen Zotteln zurecht zu föhnen, sodass sie nicht so langweilig wie immer fielen und mich in ein enges silber glitzerndes Kleid zu zwängen, mit passenden Schuhen dazu. Als ich endlich aus dem Bad kam, wanderte Marcos Blick von oben bis nach unten über meinen Körper: "Du siehst toll aus!" schwärmte er ehrlich. Ich wurde tatsächlich ein wenig rot, denn ich war mir unsicher wegen des Kleids. "Ja meinst du echt?" fragte ich so begeistert wie ein kleines Kind, das Süßigkeiten angeboten bekam. Marco nickte: "Ja, total!" sagte er: "Ich glaube du siehst noch besser aus seitdem du schwanger bist oder ich fühle mich noch mehr zu dir abgezogen." zwinkerte er mir zu. Meine Wangen glühten. Ich fühlte mich als wäre ich auf meinem ersten Date mit ihm. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch und wollte ihn am liebsten zu mir ins Bett ziehen. Seitdem ich schwanger war hatte ich das Gefühl anhänglicher denn je zu sein. Das musste echt aufhören.
Marco und ich gingen wenig später Hand in Hand zum Außenbereich des Hotels. Die Sonne begann so langsam unter zu gehen, sie tauchte den Himmel Dubais in ein schönes Rosa. Unsere Freunde saßen bereits an unserem Tisch. Marco und ich setzten uns nebeneinander an den Tisch. So langsam ging es auch mit dem extravaganten Silvesteressen los. Man, hatte ich vergessen wie schrecklich Muschelschaumsuppe schmeckte. Gab es die nicht schon letztes Jahr? Ich hätte mich am liebsten übergeben und dieses Mal war definitiv nicht die Schwangerschaft der Grund dafür. In Gedanken versunken versuchte ich die Meerestier-Einlage aus meiner Schüssel zu fischen, während sich alle anderen erheitert unterhielten und den Abend begangen zu genießen. Natürlich war der Ausblick schön und das Essen hier für die Meisten von uns wahrscheinlich akzeptabel, ich aber wusste, dass ich nächstes Jahr hier definitiv nicht mehr hinreisen wollte. Das war nichts für mich. Da blieb ich lieber alleine mit unserem Kind zuhause, wenn alles gut verlief. Apropos Kind. Wie lange durfte ich eigentlich arbeiten? Ich wollte so lange wie möglich noch aktiv sein, erst recht da ich den Job bei der WM ablehnen musste. Da stand auch schon mein nächstes Problem vor der Tür. Mein Vater, der mittlerweile mit Sicherheit von der Absage wusste, hatte schon angedeutet mit mir reden zu müssen. Sollte ich ihm schon eher von der Schwangerschaft als allen anderen erzählen? Einerseits wollte ich nichts lieber, als nach Hause zu fliegen, andererseits wollte ich Zuhause nicht mit dem Thema konfrontiert werden. Abschließend war dann noch das größte Problem, dass ich doch meinen Ehering und meinen Verlobungsring verloren hatte, das ich bisher erfolgreich verdrängte. Ich vermisste irgendwie den silbernen Verlobungsring, der mit kleinen Diamanten in regelmäßigen Abständen verziert war und meinem ganz schlichten silbernen Ehering. Plötzlich wurde ich von Marcos Stimme neben mir aus meinen Gedanken gerissen: "Könnte ich bitte einen normalen Salat als Vorspeise für meine Frau Nachbestellen? Sie hat eine Allergie gegen Meeresfrüchte." lächelte er den Kellner an, der sofort meinen Teller nahm und sich auf dem Weg in die Küche machte. Meine Wangen wurden so warm, dass sie unter der Schminke anfingen zu brennen: "Danke" krächzte ich leise. Marco nickte mir zwinkernd zu: "Was ist los Bella? Abgesehen vom Essen?" fragte er mich genauso leise. Ich stieß laut Luft aus, war Froh, dass diese ekelhafte Suppe nicht mehr vor mir stand. Nachdem der Salat kam, der total lecker aussah besserte sich meine Laune bereits ein wenig und ich antwortete meinem Ehemann, der mir einen skeptischen Seitenblick zuwarf: "Keine Ahnung. Ich fühle mich nicht so wohl hier. Das Essen mag ich nicht. Ich mache mir Sorgen, du weißt schon, wegen dem Kind. Ich hoffe das alles wird wieder. Ich-" Marco unterbrach mich: "Es wird alles klappen. Du wolltest doch positiver Denken über das ganze. Gestern hast du doch gesagt, du glaubst jetzt daran." lächelte der Blondschopf neben mir, während er seine Hand auf meinen Oberschenkel platzierte und mit seinem Daumen kleine Kreise auf meiner Haut zog. Es fühlte sich total schön an. Ich musste Lächeln: "Du hast recht, ich sollte mich entspannen." gab ich zu, als die Vorspeiseteller abgeräumt wurden. Ich hatte schnell den Puffer aufholen können, den ich hatte da ich die Supe nicht mochte. Der Salat war ratzfatz leer. Marco wandte sich erneut an den Kellner von vorhin: "Darf ich fragen, was der Hauptgang ist?" fragte er ihn höflich. Der Kellner räusperte sich und faselte irgendwas von Makrelen-Orangen-Tata oder so ähnlich. Um nicht kotzen zu müssen hatten meine Ohren sich abgeschaltet. Erst als Marco wieder eingriff, hörte ich dem Gespräch wieder zu: "Könnte ich für meine Frau eine Alternative bekommen? Vielleicht irgendetwas mit Reis und Hähnchen?" Der Kellner nickte. Mein Magen fing an zu knurren. Wie geil war das denn? Ich hätte tausend Küsse auf Marcos Lippen hinterlassen können, so sehr freute ich mich. Tatsächlich legte ich meine Hand in seinen Nacken und beugte mich zu ihm herüber, um mich mit einem liebevollen Kuss zu bedanken. "Hallo wir sind am Essen, sowas könnt ihr später auf eurem Zimmer machen!" störte Mats unseren schönen Moment ich verdrehte meine Augen. 
Das Essen dauerte so lange, dass es schon bald zwölf Uhr schlug. Ich war froh, dass dieses Jahr bald um war. Schließlich war das Nächste in meinen Augen unser Jahr. Nachdem ich mich ein wenig mit Ann, Elena und sogar Cathy auf riesigen Sofas in einer Lounge unterhielt, ging ich kurz bevor das neue Jahr anfing zu Marco, der schon auf mich wartete und mich in seine Arme schloss. Er sah in seinem Anzug unglaublich gut aus. Ich genoss seine Nähe und schloss meine Augen. "Du hast mir beim Essen echt den Abend gerettet." beendete ich die Stille und schaute zu ihm hoch. Marco winkte ab: "Ich weiß doch, was dir besser schmeckt." schmunzelte er. Ich grinste in den Kuss hinein, als sich unsere Lippen trafen. "Kann ich jetzt zum neuen Jahr einen Wunsch frei haben?" fragte Marco mich plötzlich leise, nachdem wir uns lösten. Ich nickte hastig: "Klar!","Dann will ich dieses Jahr keinen Streit, pure Ehrlichkeit und, dass du die Schwangerschaft endlich genießt." murmelte Marco leise in mein Ohr. Eine fette Gänsehaut überfuhr meine Arme und Beine. Ich nickte beinahe unauffällig und lächelte meinen Ehemann an. Ich legte gerade meine Arme enger um ihn, da drückte er erneut seine Lippen auf meine. Plötzlich begann es um uns zu Knallen. Der einst dunkele Himmel wurde hell und war gefüllt mit knallige Farben. In der Luft lag direkt dieser Silvstergeruch, der in meine Nase stieg. "Frohes Neues Jahr." grinste Marco, als wir uns erschrocken lösten und in den Himmel starrten. Sein Arm legte sich beschützend um meine Taille. "Frohes Neues Jahr Marco, ich liebe dich." antwortete ich mit einem fetten Lächeln auf meinen Lippen, das er erwiderte. 

OptimistinWhere stories live. Discover now