Als ich am nächsten morgen aufwachte war es zwar früh, aber Marco war bereits weg.
Ich raffte mich ächzend auf und verließ das warme Bett wehmütig. In der Dusche ließ ich den gestrigen Tag Revue passieren während das warme Wasser über much herab rieselte. Das war ein komischer Abend gestern. Ich wollte unbedingt wissen, warum Marco so komisch drauf war. Kaum aus der Dusche gekommen, ich war noch klitschnass, griff ich nach meinem Smartphone und meldete mich bei meiner Schwiegermutter und eigenen Mutter um ihnen zu sagen, dass ich etwas später beim schwedischen Möbelhersteller des Vertrauens eintreffen würde als abgemacht. Danach schmiss ich mich schnell in ein langes Frühlingskleid, mit passten kaum noch meine Hosen, da kam mir der Wetterumschwung mehr als gelegen. Daraufhin wurschtelte ich mir meine frisch geföhnten Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Unten schlüpfte ich in meine weißen Sneaker, griff nach meiner Tasche die auf der Treppe lag und verließ wie ein Wirbelwind das Haus. Im Auto dachte ich die ganze Zeit nach. Wen könnte ich ausquetschen, wer würde nachgeben und mir etwas erzählen? Was könnte er wohl haben? Hoffentlich war er nicht wieder verletzt. So langsam wusste ich nämlich nicht mehr, wie ich ihn aufbauen könnte.
In Brackel angekommen, stand direkt ein schickes neues Auto auf meinen Parkplatz. Augenverdrehend suchte ich mir also gezwungenermaßen einen anderen. Das fing ja schon toll an. Da ist man eine halbe Woche im Mutterschutz und der Parkplatz ist verloren. Auf dem Kennzeichen des neuen Audis stand irgendetwas mit L. Es konnte also nur der meiner Nachfolgerin Louisa sein. Wer hatte denn diesen Wagen für die springen lassen? Ich schaute vorsichtshalber nach, ob auf der Reservierungsplakette noch mein Kennzeichen prangte. Tatsächlich. Es erleichterte mich ein bisschen und so betrat ich gleich mit besserer Laune das Gebäude, das mir nun irgendwie total fremd vorkam. Meine Beine führten mich wie von selbst schnurstracks durch die langen Gänge in Richtung Trainingsplätze, da hörte ich kurz vor der letzten Abbiegung die Stimme von Marco und die meines Vaters. Obwohl es unwahrscheinlich fies und hinterlistig war blieb ich kurz vor der Abbiegung stehen und lauschte dem Gespräch. „Das glaube ich dir ja Marco, aber du musst es ihr trotzdem sagen, bevor sie es anders herausfindet und es so richtig kracht." ermahnte mein Vater meinen Ehemann. „Es geht nicht. Ich kann es nicht, ich kann ihr kaum in die Augen schauen. Es war nur ein Moment. Ich wollte es nichtmal. Wie soll ich ihr das bloß sagen?" Ich runzelte zwar die Stirn, aber das wirkliche Ausmaß dieser Unterhaltung, das schwirrte mir nicht mal ansatzweise vor in diesem Moment. Was konnte mir Marco denn nicht sagen? Wir konnten doch über alles reden? Das konnte nichts berufliches sein. Das war etwas privates. Ich schluckte, nahm all meinen Mut zusammen und setzte meinen Weg fort. Die Zwei schauten sofort zu mir auf. Während in den Augen meines Vaters Freude zu sehen war, war Marcos Blick eher starr und abgewandt. „Was machst du denn hier? Wie - wie lange bist du schon hier?" stammelte er. Ich ließ mich von meinem Vater in den Arm nehmen und ignorierte Marcos komischen Wortsalat gekonnt. Es war ja nicht das erste Mal. „Schön, dass du da bist Kleine." freute sich mein Vater. Na das wollte man doch hören. Ich zwinkerte ihm zu: „Was macht ihr zwei hier?" fragte ich extra neugierig und platzierte meine Hand unter meinem Bauch. Marco, der das beobachtete lächelte verstohlen und räusperte sich daraufhin: „Wir äh - wir haben uns-", „Wir mussten etwas wichtiges besprechen, damit Marco heile bleibt." unterbrach mein Vater den total nervösen Blondschopf neben mir. Ich musterte Marco, in meinen Gedanken blieb ich an dem Wort Kindergarten hängen. Marcos verhalten nervte mich total, aber ich versuchte mich zurück zu nehmen. Wir hatten uns gerade erst wieder so gut verstanden, da wollte ich nicht schon den nächsten Streit vom Zaun brechen. Egal, ich folgte den beiden nach draußen, Marco legte währenddessen seinen Arm um meine Taille.
Als ich das Training sah, ging so ein klitzekleines bisschen mein Herz auf. Ich vermisste es, hier zu sein. Am liebsten wäre ich schnell in Sportklamotten gehüpft und auf den Platz gerannt. Meine Augen scannten diesen nach Louisa ab, die starr in Marcos und meine Richtung blickte. Marco löste sich von mir: „Ich - ich trainiere dann mal weiter, bis später." sagte er hastig und stolperte fast, während er das Weite suchte. Ich hatte kurz meine Lippen gespitzt, dachte er würde mich zum Abschied Küssen, aber ich wurde gekorbt. Was war das bitte für eine komische Stimmung zwischen uns? Ich seufzte und schaute an mir herunter. Meine sechs Monate alte Kugel und ich waren wohl momentan einfach nicht attraktiv genug für ihn. Nur so konnte ich mir seine Distanz erklären. Noch immer verfolgte Louisa mich mit ihren Augen. Was hatte sie denn? Angst, dass ich ihr die Stelle sofort streitig machte? Stirnrunzelnd wandte ich meinen Blick von ihr ab und stellte mich gekränkt zu meinem Vater an den Rand: „Ich haue dann mal wieder ab." murmelte ich bloß leise und wartete nicht mal mehr auf deine Reaktion. Einmal schaute ich verstohlen über meine Schulter, aber die Hoffnung, dass Marco mir hinterherschaute hatte ich sowieso verworfen.
Beim Möbelhaus angekommen traf ich am Eingang wie verabredet auf Manuela und meine Mutter.
„Bella, wie wäre es denn damit?" meine Mutter hob ein oranges etwas aus Plastik hoch. Ich schüttelte direkt meinen Kopf und rümpfte die Nase. „Ich will etwas vernünftiges, aus Holz. Einen Wickeltisch könnte ich noch gebrauchen." schlug ich leise vor. Mama nickte irritiert. Beide kamen gleichzeitig auf mich zu: „Was ist dir über die Leber gelaufen?" fragte meine Mutter augenbrauenwackelnd. „Ich habe nur schlecht geschlafen." log ich und schaute mich weiter um. Mein Kopf aber war ganz woanders. Ich dachte weder an Wickeltische noch ans Kinderzimmer. Ich grübelte über Marcos komisches Verhalten so sehr nach, dass mir der Schädel rauchte. Diese Unterhaltung mit meinem Vater kam auch noch dazu - es passt alles nicht zusammen. Puzzeln hasste ich schon immer. Welches Puzzleteil fehlte mir bloß?

ŞİMDİ OKUDUĞUN
Optimistin
RastgeleNachdem Bella und Marco ihre turbulente Beziehung mit einer wunderschönen Hochzeit gekrönt haben, scheinen sich mehr oder weniger kleine Probleme in ihre Ehe einzuschleichen. Er verdrängt sie, sie jedoch kämpft um ihre große Liebe und ein Kind? Das...