Nachdem ich die ersten energischen Schritte aus dem Haus machte, wurde mir bewusst, wie dumm ich mich doch gerade verhielt. Ich war da, um Antworten zu erhalten. Sie standen mir zu. Mario und Ann-Kathrin lebten unmittelbar neben Marco und mir, was mal wieder ein Vorteil war für mich in dieser Situation. Ich musste mich erstmal abreagieren bevor ich mich wieder ins Auto setzen konnte. Um die Kinder nicht aufzuwecken, schrieb ich Ann eine kleine Nachricht, damit sie mir die Tür öffnete. Im Schlafanzug und einer halbleeren Tüte Chips im Arm öffnete sie mir wenig später die Tür und runzelte ihre Stirn: "Weshalb habe ich die Ehre?" fragte sie besorgt. Ich zuckte mit den Achsel: "Ich glaube Marco und ich müssen uns trennen." fing ich leise an. Natürlich wusste meine beste Freundin von allem und schob mich direkt in Richtung Wohnzimmer. Mario, der wahrscheinlich bis gerade eben noch die Kinder ins Bett gebracht hatte, kam die Treppen herunter gepoltert als hätte er vergessen, dass seine Kinder versuchten einzuschlafen. Ich lächelte ihn unsicher an, als auch er den Raum betrat und wir drei zu dritt dort standen wie bestellt und nicht angeholt. Ich räusperte mich: "Marco hat gar nicht verstanden, warum ich sauer auf ihn bin. Für ihn zählt nur noch der Fußball und die Weltmeisterschaft. Ich soll warten." erklärte ich in Kurzfassung. Mario und Ann warfen sich undeutbare Blicke zu: "Und was hat er dann gesagt, als du ihn mit den wahren Problemen konfrontiert hast?" fragte Mario leise. Ich zuckte mit meinen Achseln: "Nichts. Ich bin gegangen. Ich weiß, dass das wieder total doof von mir und unreif, aber ich war so sauer und sauer herum zu diskutieren bringt eh nichts." murmelte ich gekränkt. Während Ann unterstützend nickte, rieb Mario sich kritisch seinen Dreitagebart: "Und was er dazu sagt interessiert dich gar nicht?" fragte er ein wenig vorwurfsvoll. In mir ratterte es. Ich kaute nervös auf meinen Lippen herum und verschränkte meine Arme vor der Brust, während mein rechter Fuß auf und ab wippte: "Doch, natürlich" gab ich kleinlaut zu: "Aber schon alleine, dass er keine Ahnung hatte worum es wirklich geht, macht mich fertig. So war er früher nicht. Er ist so engstirnig und uneinsichtig. Ich toleriere doch alles, er kann ruhig weiter Fußballspielen und ich werde da auch hinter ihm stehen, aber er soll doch einfach nur unsere Beziehung und unser Glück nicht immer hinten anstellen." fügte ich leise hinzu. Diesmal nickte nicht nur Ann-Kathrin, sondern auch Mario. Plötzlich klopfte es an der Haustür. Wir drei warfen uns irritierte Blicke zu. Mario ging in Richtung Haustür und öffnete sie vorsichtig, da sprudelte Marco auch schon los: "Mario, komm mit! Bella und ich haben uns gestritten. Sie ist gegangen, aber ihr Auto steht noch auf unserem Hof. Wir müssen sie suchen, ich mache mir total sorgen. Hinterher passiert ihr noch etwas!" tat Marco aufgeregt kund. Mario öffnete die Haustür ganz und deutete mit seinen Kopf in meine Richtung. Während ich ein wenig zurück haltend in die Augen meines Mannes schaute, sah ich in seinen eine riesen Erleichterung. Er kam auf mich zu und nahm mich fest in seinen Arm. Mit seiner Hand streichelte er vorsichtig über mein Haar und küsste meinen Haaransatz: "Es tut mir leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, dass du mir nicht wichtiger als der Fußball bist. Ich liebe dich mehr als alles andere. Es tut mir wirklich leid." murmelte er leise in mein Ohr. In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus und mein Herz polterte so stark, dass ich es bis in meine Fußsohlen spüren konnte. Da war er für einen kurzen Moment, der alte Marco. Konnte er nicht da bleiben? Ich nickte also, wohl wissend das unsere Probleme so immer noch nicht gelöst waren.
Als Marco selbst mich wenig später zurück zu Mats fuhr, legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel und räusperte sich: "In 1,5 Jahren höre ich auf. Versprochen." Ich nickte: "Du kannst so lange spielen wie du willst, aber einfach auch unser Leben weiter planen, anstelle von deiner Karriere." antwortete ich, während ich aus dem Fenster starrte: "Du kannst auch gerne zur WM mitfahren." fügte ich daraufhin hinzu und ging somit einen großen Schritt auf ihn zu. Er wendete kurz seinen Blick von der Straße ab: "Wirklich?" fragte er verunsichert und erleichtert zugleich. Ich nickte wortlos. "Nur weil ich den Sommer über weg bin, heißt es nicht, dass wir die Kinderplanung hinten anstellen müssen." gab er dann zu. Ich machte nur ein zustimmendes Geräusch. Von dem Thema war ich immer noch nicht so überzeugt, aber gut. "Wenn du mich noch einmal alleine lässt in so einer Situation wie der OP, bin ich weg." warnte ich ihn vor und konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Er schüttelte überzeugt seinen Kopf: "Das wird nicht mehr vorkommen, nie wieder." versprach er mir. Als er den Wagen zum halten brachte vor Mats Wohnung am Phönixsee, schauten wir uns tief in die Augen: "Wir kriegen das alles doch wieder hin oder?" fragte er leise und vor allem traurig. Sein Blick und seine Stimme senkte sich und er fuhr sich nervös durch sein blondes Haar. Ich grübelte: "Hoffentlich." antwortete ich daraufhin ein wenig optimistischer zumindest, als noch vor wenigen Stunden. "Ich kann verstehen, dass du dich miserabel gefühlt haben musst in den letzten Wochen. Es tut mir unendlich leid. Ich würde alles dafür tun, damit wir uns nicht trennen. Ich liebe dich und will nur dich und mit dir zusammen leben. Unsere Ehe ist das Beste, das mir je passiert ist." gestand er mir. Ein kleines Lächeln verließ meine Lippen, aber sagen wollte ich dazu nichts. Bevor ich meine Tür öffnete um aus zusteigen, lehnte ich mich zu ihm herübe und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den unteren Rand seiner Lippen. Daraufhin verließ ich das Auto und verschwand in Mats Haus. Ich war einerseits sowas von erleichtert, andererseits wusste ich das da noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns lag. Marco würde sich bemühen müssen, um mein Vertrauen wieder zu erlangen. Momentan aber war ich optimistisch, dass ihm das gelingen würde.

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Optimistin
De TodoNachdem Bella und Marco ihre turbulente Beziehung mit einer wunderschönen Hochzeit gekrönt haben, scheinen sich mehr oder weniger kleine Probleme in ihre Ehe einzuschleichen. Er verdrängt sie, sie jedoch kämpft um ihre große Liebe und ein Kind? Das...