❦ Kapitel 9

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Als Adam und ich durch das große Tor schreiten und über den Hof zum eigentlichen Treffpunkt laufen, stelle ich erleichtert fest, dass wir gerade noch rechtzeitig kommen. Alle sind bereits versammelt, was ich daran erkennen kann, dass die einzelnen Klassen, die für den heutigen Tag zusammengestellt wurden, bei ihren eigentlichen Lehrern stehen und gerade durchgezählt werden.

Adam zwickt mir noch kurz in die Seite, was mich zum quieken bringt, ehe er sich lachend zu seinen Freunden gesellt, die zusammen mit ihm in der Stufe sind. Er schlägt bei seinen Kumpels ein, ignoriert Kilian jedoch. Er schenkt ihm noch nicht einmal seine Aufmerksamkeit in Form eines Blickes, nein, vielmehr sieht er über ihn hinweg, als würde er gar nicht da sein.

Ich seufze enttäuscht.

Obwohl mir bewusst war, dass das nicht ganz so schnell geht, habe ich gehofft, dass sie das vielleicht am Anfang klären. Adam hat mir schließlich versprochen, dass er mit Kilian reden wird. Und Adam hält seine Versprechen mir gegenüber. Immer. Deshalb liegt die Sorge viel mehr darin, wie das Gespräch zwischen ihnen verlaufen wird. Wenn es ausartet, habe ich wahrscheinlich keine Chance mehr und Adam wird nur noch wütender auf Kilian sein.

»Na, Sissy.«

Mein Kopf schießt zu Tess, die mich mit einer stürmischen Umarmung begrüßt. Sie ist total gut drauf und ich habe für einen Moment Angst, dass sie wieder unter Drogen steht, doch als ich sie mir genauer anschaue und überprüfe, ob nicht irgendetwas faul ist, bemerke ich überrascht, dass sie tatsächlich einfach nur gute Laune hat.

Und das an einem Schulmorgen.

»Hey«, grüße ich sie zurück, wenn auch einwenig perplex.

Tess zieht sich zurück, kaut auf ihrem Kaugummi herum und sieht sich dabei jeden Kerl aus der Oberstufe ganz genau an. Ihre Augen bleiben bei Adam hängen, ehe ihr Blick wieder den meinen findet. Sie seufzt. »Warum musstest du dir ausgerechnet Adam schnappen? Er sieht mit Abstand am besten aus...«

Ich schlage ihr empört gegen den Arm, was sie nur mit einem Schmollmund quittiert. Auch wenn ich erschrocken bin, kann ich mir kein Lachen verkneifen und lehne mich leicht vor. »Werd mir nicht zu Yasmin, ja?«, pruste ich dann belustigt, was auch Tessa dazu bringt, mit in mein Gegacker einzusteigen.

»Niemals!«, ruft sie entrüstet, ehe sie sich die Hand aufs Herz legt und so tut, als würde sie einen Schwur ableisten. »Keine Sorge, auch wenn ich es wollen würde, dass wäre absolut unmöglich.«

Ich möchte gerade etwas erwidern, da höre ich ein wütendes Räuspern. Wir beide sehen erschrocken zu Mr. Revers, der leicht rot im Gesicht ist und mit einem Kopfnicken auf unsere Klasse deutet. »Könnt ihr endlich leise sein und euch auf euren Aufstellplatz begeben? Dankeschön.«

Ohne auf eine Reaktion unserseits zu warten, dreht er sich wieder um und stampft zurück zu den anderen Lehrern.

Ich schnaube.

Blöde Kackstelze.

»Ist es gemein mir zu wünschen, dass er gleich über einen Ast stolpert und sich verletzt?«

Ich sehe mit großen Augen zu meiner besten Freundin, die meinem verdatterten Blick mit einem unschuldigen begegnet. »Und wie gemein das ist!«, antworte ich bestimmend, doch senke meine Stimme im nächsten Moment wieder, weil Mr. Revers mir einen mahnenden Blick zuwirft.

Ich schlucke eingeschüchtert, greife nach Tessa's Hand und ziehe sie zu unserer Klasse. Zu meinem Pech ist Yasmin in der selben wie wir und natürlich ist sie nicht krank und liegt Zuhause im Bett, sondern knutscht mit Brandon rum, der mir nun schon leid tut. Jeder der Yasmin kennt und Augen im Kopf hat, weiß, dass sie ihn nicht liebt. Sie nutzt ihn vielmehr aus, um Adam eins reinzuwürgen, was eigentlich keinen Sinn ergibt.

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