Kapitel 11

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I'll be your harvester of light
And send it out tonight
So we can start again.

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid Michaelson


„Sag mal wieso hast du nochmal kein Mehl zu Hause?", frage ich Julian jetzt schon zum zweiten Mal. Wir haben vor einem Supermarkt gehalten und besorgen gerade noch die Zutaten für eine Lasagne mit Salat. Ich will Julian's Familie immerhin nicht irgendwas vorsetzen. „Seit wann braucht man denn bitte Mehl zum Kochen? Hab ich ja noch nie gehört", kommt es leicht motzig zurück. „Bei deinem Kochtalent wundert mich das jetzt nicht." „Ich kann kochen!", beteuert Julian felsenfest. „Tiefkühlpizza in den Ofen schieben ist kein Kochen." „Ich sag gar nix mehr", Julian schiebt die Unterlippe vor lehnt sich an das Regel an vor dem wir stehen. Ich grinse ihn kurz an, „Ist vielleicht besser so", bevor ich wieder nach dem richtigen Mehl suche.

„Du kannst schon mal das Hackfleisch und die passierten Tomaten suchen gehen." Julian macht mich nervös, wie er da steht und mich mir beim Einladen der Sachen zuschaut. „Willst du mich loswerden?", er grinst frech. „Ja will ich. Du machst mich nervös, wie du da rumstehst." „Ist das so?", sein Grinsen wird noch breiter und er stößt sich vom Regel ab und legt seine Arme um mich. „Ja, das ist so", flüstere ich jetzt leise und lege meine Hände auf seine Brust. „Gut so", lacht er jetzt und drückt mir einen Kuss auf die Wange, bevor er mich wieder los lässt.

„Wie war das nochmal mit dem 'Bin kein Kuschel-Wuschel-Typ'?", lache ich ihn jetzt an und mach einen Satz zur Seite, als Julian mir mit dem Finger in den Bauch piksen will. „Seitdem ich dich kenne habe ich so einiges gemacht, was sonst nicht mein Ding ist", nuschelt der Blonde neben mir. „Was wäre das?", frage ich ihn, während wir uns auf die Suche nach den restlichen Sachen machen. „Sag ich nicht", frech streckt mir Julian die Zunge raus und geht voraus.

Zwanzig Minuten später fahren wir bei Julian auf den Parkplatz und er kriegt sich immer noch nicht ein vor Lachen. Die Dame an der Kasse hat mein Trikot von hinten gesehen und erstmal ein Loblied auf Julian gehalten. „Ach junge Dame, da haben Sie sich aber ein super Trikot ausgesucht. Dieser Bub ist wirklich ein absolut heißes Schnuckelchen und Tore schießen kann er auch noch! Also wär ich in Ihrem Alter, dann würde ich zusehen, dass ich mir diesen Traum von Mann, wie sagt ihr jungen Dinger heutzutage, ‚klar mache'? Der ist definitiv ein Fall von Sex auf zwei Beinen. Wir hatten ja wirklich schon das ein oder andere Leckerchen auf dem Platz, aber dieser Brandt... hach ja... von der Bettkante schubse würd ich den auch nich." Ich wusste absolut nicht was dazu sagen sollte, zumal dieses „heiße Schnuckelchen" in diesem Moment fast vor Lachen erstickt wäre.

Ich glaube die Dame wäre ohnmächtig von ihrem Stuhl gerutscht, wenn sie Julian erkannt hätte. Aber zum einen steht Julian gerade schon ein paar Meter vor der Kasse und zum anderen kann man ihn heute wirklich nicht erkennen. Genau deshalb hatte er im Auto auch das gelbe BVB Shirt gegen sein eigenes getauscht. Trotz Hitze hat er sich die Kapuze seines schwarzen Kurzarm-Hoodies über die Basecap gezogen, sodass man seine blonden Haare nicht sehen kann. Eine Sonnenbrille tut ihr übriges. Eigentlich wollte James Bond hier ja unbedingt bezahlen – seine Familie, also zahlt er auch - Diskussionen waren zwecklos. Aber das war aufgrund Julians Lachanfall nicht möglich. Daher halte ich der Dame schnell einen Schein hin und scheuche den lachenden Julian vor die Tür. Das ist doch unfassbar.

Der eingebildete Gockel neben mir gluckst immer noch vor sich hin als ich für ihn unten die Haustür aufschließe. „Sag mal kannst du mal damit aufhören?", muss ich jetzt mitlachen. „Hey, ich bin ein Leckerchen, ich darf das!", bringt er gerade noch raus, bevor er wieder anfängt zu lachen. Und dieses Mal, steckt er mich wirklich mit an.

„Was geht denn bei euch ab?", fragte Jannis irritiert, als wir endlich oben ankommen. Bis in die Wohnung geschafft haben wir es immer noch nicht. Kennt ihr den Punkt, an dem man einfach nicht mehr aufhören kann zu lachen? Julian ist da schon Meilen weit drüber und ich muss lachen, weil Julian lacht. „Nimm dem heißen Schnuckelchen mal die Tüten ab Jannis, bevor er noch was fallen lässt", bringe ich gerade noch raus, bevor ich auch wieder loskichern muss. „Was? Ähm Mama... ich glaub die beiden haben was geraucht oder so", ruft Jannis in die Wohnung und keine Sekunde später steht auch der Rest der Familie in der Tür und beobachtet uns ebenfalls verwirrt. Dann müssen aber auch sie mitlachen.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWhere stories live. Discover now