Kapitel 18

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Is love alive?

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid Michaelson


Der Freitag ist da und ich fühle mich nicht bereit. Nachdem ich in der Woche in regelmäßigen Abständen mit Nicci laufen war, geht es mir heute zwar besser als erwartet, aber das hilft mir absolut nicht weiter. Mit Sophia habe ich ebenfalls kurz telefoniert und sie auf den neusten Stand gebracht. Kai hatte sich anscheinend geweigert mit irgendetwas rauszurücken, also musste sie bei mir nachfragen.

Kurzum sie war sprachlos. Was sie allerdings sagen konnte war, dass sie heute Abend da sein und mich unterstützen würde. Das gab mir zumindest ein kleines bisschen Halt.

Von Julian habe ich in den letzten Tagen nur eine Nachricht mit der Uhrzeit erhalten. Ich soll um  sieben bei ihm sein. Dann gehen wir zu zu Jan nach nebenan. Kurz, knapp und unpersönlich. Das sollte den Abend leichter machen...

Trotzdem springt mir mein Herz fast aus der Brust, als ich die Treppen zu Julians Wohnung hoch laufe. Ich habe nur eine Handtasche dabei und sonst nichts, da ich nicht vorhabe hier zu bleiben. Denn nach heute Abend ist es vorbei.

Auch wenn ich mir vorgenommen habe, noch einmal mit Julian zu sprechen. Es wird wahrscheinlich nichts ändern. Daher muss ich später daran denken, meine Tasche von letzter Woche mitzunehmen. Die steht immerhin noch in der Wohnung und ich will vermeiden, dann später nochmal hin zu müssen.

Also ich endlich oben ankomme, steht die Wohnungstür schon einen Spalt breit offen und ich kann von drinnen Jannis schimpfen hören. Julian bringt ihn aber wohl zum schweigen, denn als ich die Wohnung betrete, stehen die Brüder stumm voreinander und schweigen sich an. Da ich mich bei der angespannten Stimmung nicht traue, etwas zu sagen, klopfe ich kurz an die Tür. Von dem Geräusche aufmerksam geworden, drehen sich beide zu mir um. Kurz habe ich das Gefühl, als würden Julians Gesichtszüge weich und sein Blick wandert an mir herunter, aber dann presst er die Lippen aufeinander und dreht sich weg.

Jannis lächelt mich dagegen traurig an und kommt auf mich zu. Er schließt mich ohne ein Wort in die Arme und ich muss kurz schlucken. Als ich meine auch im ihn lege, merke ich, dass ich leicht zittere. Ich hätte nicht her kommen sollen. Als ich mich halbwegs im Griff habe, schiebe ich Jannis von mir weg. Er sieht mir kurz in die Augen und will mich, bei meinem Anblick, direkt wieder in eine Umarmung ziehen, aber ich halte ihn davon ab, indem ich meine Hände auf seine Brust lege und ihn bestimmt anlächle. „Mir geht's gut." Jannis sieht mich skeptisch an und glaubt mir definitiv nicht. Aber das ist mir egal.

„Können wir?", kommt es jetzt von Julian, der mit den Händen in den Hosentaschen neben dem Sofa steht und uns anschaut. Jannis sieht zwischen ihm und mir hin und her, ehe er die Hände in die Luft wirft und ein „Echt jetzt? Euer scheiß Ernst?" ausstößt. Er ist so laut, dass ich vor Schreck einen Schritt zurück mache und etwas in Deckung gehe. „Ihr zwei habt doch Gefühle füreinander, verdammt! Das sieht doch jeder auf einhundert Metern Entfernung! Also warum klärt ihr das denn nicht jetzt einfach. Auf die blöde Party können wir später auch noch!"

„Wüsste nicht, was wir noch zu klären haben", knurrt Julian leise, bevor Jannis ihm wieder über den Mund fährt. „Alter, verarsch mich jetzt nicht! Du hast die ganze Woche rumgeheult wie blöd du bist, dass du Cara letzte Woche hast gehen lassen und jetzt weißt du plötzlich nicht, was ihr zu klären habt?!" Kopfschüttelnd sieht Jannis seinen großen Bruder einen Moment lang an, ehe er einen Arm um mich legt und mich zur Tür schiebt. „Komm Cara, wir gehen. Dem ist echt nicht mehr zu helfen."

Jannis lässt mich die nächsten Treppenstufen runter nicht los und Julian trottet uns hinterher. Als wir an Ronja's Wohnung vorbei kommen, wird  die Tür aufgerissen. Wie könnte es auch anders sein, betreten Valerie und ihre Anhängsel den Flur.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWhere stories live. Discover now