Kapitel 28

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Is love alive?

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid

Meine Füße berühren in regelmäßigen Abständen den Asphalt, mein Atem geht schnell und ich ziehe zum Schluss das Tempo nochmal an. Dann komme ich vor meiner Wohnung zum stehen. Ich gehe noch ein paar Minuten auf und ab, um meinen Puls wieder runter zu bekommen, bevor ich nach oben und unter die Dusche springe.

Die Begegnung mit Julian am Wochenende hat mich bis jetzt nicht losgelassen. Meine ach so tollen „Freunde" haben am nächsten Tag einen dicken Anpfiff von mir bekommen. Diese Verkupplungsnummer muss aufhören! Dabei ist einfach schon zu viel schief gelaufen. Entweder wir bekommen das selbst auf die Reihe oder gar nicht.

Und um hier einen Schritt nach vorne zu machen, habe ich mir viele Gedanken gemacht. Die, wie sollte es auch anders sein, zuerst zu absolut gar nichts geführt haben, aber jetzt am Ende doch auf eine Sache hinaus gelaufen sind. Allerdings hatte ich die letzten Tage so viel zu tun, dass ich mein Vorhaben nicht umsetzen konnte. Aber jetzt, nach dem Lauf, ist mein Kopf klar und ich denke ich kann es versuchen. Mit einer Schale Müsli setze ich mich auf mein Sofa und lege mir mein Handy in den Schoß. Erst atme ich tief durch und dann... dann hebe ich Julians Blockierung auf.

Ich lege das Handy zurück und löffele mein Müsli, während ich dabei zusehe wie Unmengen an Nachrichten und verpassten Telefonanrufen bei mir eingehen. Der erste Anruf in der Liste ging am Tag meines Sturzes ein. Um genau zu sein, kurz nachdem ich die Anrufliste gelöscht und ihn blockiert hatte. Der Letzte ist von gestern.

Automatisch schlägt mein Herz schneller und ich muss lächeln. Er versucht es wirklich. Und vor allem... er hat in den letzten Wochen nie aufgegeben. Er hat es jeden einzelnen Tag versucht und dabei feststellen müssen, dass ich ihn immer noch blockiert habe. Wer tut sich sowas denn an? Ich meine... das muss... ihm doch weh getan haben... Er hat sich damit jedes Mal selbst wehgetan. In mir zieht sich bei diesem Gedanken alles zusammen. Himmel Julian, wie konntest du das durchhalten?

Hunger habe ich keinen mehr und stelle die Schüssel vor mir auf den Tisch. Als ich anfange die eingegangen Nachrichten zu lesen, schlucke ich erst mehrmals, bevor ich gegen den Kloß in meinem Hals nicht mehr ankomme und komplett in Tränen ausbreche. Julian hat nicht nur jeden Tag versucht anzurufen. Er hat mir auch jeden einzelnen Tag eine Nachricht geschrieben. Viele, lange Nachrichten. Am Anfang waren sie ziemlich wirr und der Schmerz der bei jeder Nachricht mitschwingt, ist so deutlich zu fühlen, dass es zu viel für mich ist.

Ich muss das Handy weglegen und laufe in meiner Wohnung auf und ab. Versuche in Ruhe zu atmen, aber es funktioniert nicht. Als das nichts bringt, schnappe ich mir ein paar Schuhe, eine Jacke und gehe auf meine Terrasse. Die frische Luft hilft mir dabei klar zu denken, aber ich brauche trotzdem ein paar Minuten, bis ich mich wieder rein traue und mein Handy in die Hand nehme.

Ich sitze lange da und lese jede einzelne Nachricht. Es ist wie ein Tagebuch. Julian hat seine Tage, seine Gefühle und auch sonst alles in Nachrichten gepackt.

...

Hey Kleines.
Ich weiß schon gar nicht mehr warum ich dir schreibe. Die Nachricht kommt eh nicht durch, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll. Du warst die erste Frau für die ich so etwas empfunden habe. Woher sollte ich denn wissen, wie sich das alles anfühlen kann? Es entschuldigt nicht was ich getan habe. Es gibt nichts was mein Verhalten dir gegenüber jemals entschuldigen könnte. Ich will nur, dass du weißt, dass ich jeden Tag daran denke, dass ich dich verloren habe... Weißt du ich wollte immer nur Fußball spielen... und jetzt... ist selbst das nicht mehr wichtig... Denn ich will nur noch dich. Das macht mich wahnsinnig... Du und die Gefühle die ich für dich habe, machen mich wahnsinnig. Ich werde immer daran denken müssen... Und auch an dich...
Ich liebe dich.
Es tut mir leid.
Julian

Winter Song ❄️ Julian BrandtWhere stories live. Discover now