Kapitel 26

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Is love alive?

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid


Julian kommt kurze Zeit später geduscht und umgezogen wieder runter und steht erst einmal etwas verloren an der Treppe herum.

Die Anspannung bei uns beiden ist fast greifbar und ich bin mindestens genauso nervös wie er. „Was machst du hier?", fragt Julian mich jetzt vorsichtig und kommt einen Schritt auf mich zu. Allerdings bleibt er direkt wieder stehen. Ich glaube er befürchtet, dass ich vor ihm zurück weichen werde und will sich selbst diese Reaktion ersparen.

„Ich hab dir vor ein paar Wochen etwas versprochen: Dir zuzuhören und dich ausreden zu lassen, egal wie wütend es mich macht. Ich habe es versprochen... aber ich konnte es nicht halten. Also wenn du mir immer noch alles erklären möchtest, dann werde ich zuhören."

Julian steht wie erstarrt im Raum und sieht mich mit großen Augen an. Ich kann die Räder hinter seiner Stirn arbeiten sehen. Er überlegt, was er jetzt machen soll und seine Augen wandern unruhig im Raum umher, bevor er sich etwas überfordert durch die Haare fährt.

„Du hörst mir wirklich bis zum Ende zu?", Julian sieht mich vorsichtig an und glaubt noch nicht daran, dass ich bleiben und mir alles anhören werde. Es ist so viel passiert in den letzten Wochen. Und ich habe verstanden, dass man nur vergeben kann, wenn man die Wahrheit kennt. Deshalb nicke ich jetzt. Julian vor mir atmet lautstark aus und lässt seinen Kopf nach vorne und auf seine Brust fallen. Dann sieht er mich wieder an und ich kann so etwas wie Erleichterung, aber auch Furcht in seinem Blick erkennen.

Als Julian sich gegenüber von mir auf den Stuhl setzt, lehne ich mich zurück und sehe den blonden Mann von mir an: „Fang an wann du möchtest." Meinen Herzschlag der wie schon so oft in der letzten Zeit vollkommen verrückt spielt ignoriere ich.

Als Julian anfängt zu sprechen, ist seine Stimme leise und er knetet nervös sein Hände: „Weißt du ich habe dieses Gespräch so oft in meinem Kopf durchgespielt. Ich bin dabei jedes erdenkliche Szenario durchgegangen. Was ich sagen werde, wie du reagieren wirst... Und jetzt, da es endlich soweit ist, da... hab ich keine Ahnung wie ich anfangen soll." Er greift sich mit einer Hand in den Nacken und lässt dann seinen Arm kraftlos nach vorne fallen.

„Wie wär's mit dem Anfang?", versuche ich ihn zum reden zu ermutigen. Meine Stimme klingt erstaunlich sanft und ich ringe mir ein kleines Lächeln ab. Julian sieht mich mit großen Augen an. „Wie kannst du hier so sitzen? Wie kannst du so... so zu mir sein? Ich hab gesehen wie weh ich dir getan habe... Das... ich..." Julians Blick wandert nach unten und seine Hände auf der Tischplatte verkrampfen sich.

Niemals hätte ich gedacht, dass jetzt Julian trösten muss, aber irgendwoher schaffe ich es die Kraft zu nehmen. Ich lehne mich wieder nach vorne und lege dabei, über den Tisch hinweg, meine Hand auf seine. Blaue Augen begegnen meinen Blick und ich nicke ihm aufmunternd zu. Julian braucht noch einen Moment, aber dann fängt er an zu sprechen und ich versuche mich innerlich für alles zu wappnen, was jetzt kommen könnte:

„Diese fixe Idee, dass du mir dabei helfen könntest Valerie zurück zu bekommen, hatte ich schon in diesem Hof. Sie war so dermaßen sauer, als du weg warst und hat nur noch geschimpft. Kai konnte dann ihren Wutausbruch entgehen, indem er mich daran erinnert hat, dass ja mein 'Date' noch wartet. Also sind wir dann, weil sie uns auf dem Weg dahin beobachtet hat, eben wirklich in den Beach Club gegangen. Eigentlich wollte ich nur noch Hause und... naja meine Wunden lecken...

Du hast dann gerade, als wir kamen, mit Nicci gesprochen und dann hat eins zum anderen geführt. Ich hatte mächtig schlechte Laune, wie du weißt. Die hab ich dann ja auch an dir ausgelassen. Ich war arrogant und angepisst. War mir sicher, dass du uns erkannt haben musstest. Aber anstatt, dass du dort irgendwie darauf reagiert hättest, hast du mich dumm angemacht. Was mich total irritiert hat. Am Ende bist du einfach aufgestanden und gegangen. Und naja... dann hab ich dich geküsst. Es mag jetzt total blöd klingen, aber der Kuss war schon da besonders... Es hat sich vertraut angefühlt. Was unglaublich dämlich klingt, jetzt wo ich es ausspreche..." Julian lacht hart auf und sein Blick fällt auf meine Hand, die immer noch auf seiner liegt. Da mich alleine seine ersten Worte schon treffen, ziehe ich meine Hand jetzt zurück und vergrabe meine Finger wieder im Stoff des Pullovers.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWhere stories live. Discover now