Driving home for Christmas

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Das Klingeln meines Telefones riss mich aus der Stille. Erschrocken kramte ich in meiner Handtasche danach und nahm das Telefonat an während Tony seinen Wagen durch den immer heftiger werdenden Schneefall lenkte. "Miss Spencer? Harrolds hier von der New York Times" er legte eine kleine Pause ein und wartete wohl auf eine Antwort, fuhr dann jedoch fort "in Ihrem Büro sagte man mir, dass ich mich an Sie wenden soll." Ich setzte mich etwas aufrechter in meinen Sitz und straffte unwillkürlich den Rücken, die Times rief nicht einfach so an."Es kommt drauf an worum es geht Mister Harrolds" erwiderte ich in meinem gewohnt kühlen Geschäftston.
"Nun es geht darum, dass wir gerne ein Interview mit Tony Stark führen würden um seine Sicht des Vorfalles mit seiner ehemaligen Mitarbeiterin zu hören. " erklärte er. "Nun, Mister Stark befindet sich aktuell im Urlaub, zudem wird er sich vorerst nicht zu diesen Vorfällen äußern, was Miss Lennards behauptet wird derzeit von unserer Rechtsabteilung geklärt" stellte ich kühl und bestimmt klar. "Weiß Mister Stark denn von unserer Anfrage? In der Vergangenheit hatte er ja keine Gelegenheit gescheut um der Welt seinen Frauenkonsum vorzuführen". Aha, der Kerl wollte es also wissen! "Da ich Mister Starks rechte Hand bin, habe ich durchaus die entsprechende Entscheidungsgewalt um über solche Dinge zu verfügen. Leider steht er derzeit nicht für derlei Interviews zur Verfügung, gerne können Sie in der Presseabteilung die offizielle Stellungnahme verwenden" stellte ich erneut klar und bemerkte Tonys schnellen Seitenblick auf mich. Harrolds schien nicht zufrieden und räusperte sich bevor er sein wahres Gesicht zeigte "Nun hören sie mal Miss, ich mache meinen Job schon einige Zeit und soweit ich weiß sind sie ja erst seit Kurzem in ihrer Position. Sie müssen noch viel lernen und wollen sicher nicht, dass falsche Aussagen über ihren Chef in der Times zu lesen sind oder?" der arrogante Tonfall dieses Typen weckte meine Instinkte und so fuhr auch ich meinen "Bitchmodus" auf, wie Helen ihn immer nannte.
"Mister Harrolds, ich mache meinen Job bereits lange genug um zu wissen wann ein unseriöser Reporter versucht mich unter Druck zu setzen und mir mit falschen Wahrheiten in seinen Artikeln zu drohen versucht. Mister Stark wird sich äußern, wenn unsere Rechtsabteilung es für sinnvoll hält, bis dahin nutzen sie unser offizielles Statement oder gar nichts. Ansonsten dürfen sie sich gerne mit Mister Baquet über meine Fähigkeiten und Kompetenzen unterhalten. Den Chefreporter der Times kennen sie ja sicher?" der Tonfall meiner Stimme veranlasste Tony erneut zu einem überraschten Seitenblick und ich sah, wie er die Augenbrauen hob. "Kenne ich..." erwiderte Harrolds langsam, er schien zu überlegen wie ernst es mir mit dem war was ich sagte. "Sehr gut. Bestellen sie ihm liebe Grüße. Frohe Festtage noch Mister Harrolds" beendete ich das Gespräch und legte auf.  Einen Moment überlegte ich, mich gleich mit dem Chefreporter der Times in Verbindung zu setzen, beschloss dann jedoch es vorerst abzuwarten.
"Erinnere mich daran, mich niemals öffentlich mit dir anzulegen...." holte Tony mich aus meinen Gedanken. Ich ließ den Kopf zurück an die Lehne sinken und sah ihn an, ein leichtes Lächeln lag auf meinem Gesicht, dass er erwiderte. "Wie meinst du?" grinste ich ihn an. "Na ich bin sehr beeindruckt Miss Spencer, vor Allem nachdem ich dein kleines Abenteuer heute Morgen erleben durfte" lachte er. Ich fühlte mich gerade zum ersten Mal seit langer Zeit sehr entspannt und stimmte in sein Lachen mit ein. "Pepper hatte wohl recht mit ihrer Wahl" fügte er hinzu und sah zu mir hinüber. "Na das will ich doch hoffen...." zufrieden streckte ich mich "außerdem war das heute Morgen privat, das ist was Anderes".
Er nickte langsam und überholte schwungvoll ein anderes Auto "Scheint als würden in dir zwei Persönlichkeiten leben" schmunzelte er. "Du siehst das falsch..." gab ich zu bedenken "das Alles macht meine Persönlichkeit aus. Die eine Seite ist eben proffesionell und tut ihren Job und die Andere, die Private ist quasi der Ausgleich. Ist doch bei dir auch so... all diese kleinen, nervigen und beeindruckenden Fasetten machen Tony Stark aus."
"Nervig und beeindruckend?" hakte er nach und warf mir einen fragenden Blick zu. Ich fuhr mir mit einer Hand durch mein Haar und überlegte einen Moment wie ich mich besser ausdrücken konnte. "Naja deine arrogante, manchmal unvernünftige Art, diese Frauengeschichten... All das spiegelt ja irgendwo eine Haltlosigkeit wieder... gleichzeitig sorgst du dich um deine Mitmenschen und lernst aus deinen Fehlern... rettest die Welt und benutzt gleichzeitig Frauen...ich denke zu Tony Starks Entwicklung gehört eben Beides" ich zuckte mit den Schultern und sah ihn an.

Tony versuchte seine Überraschung zu verbergen als Mona ihm gerade eine ziemlich treffende Analyse seines Inneren lieferte. Scheint als hätte sie innerhalb weniger Monate gemerkt, wozu er selbst Jahre gebraucht hatte. Haltlosigkeit war genau, was er fühlte, es war genau diese Einsamkeit die ihn immer wieder einholte und ihn zweifeln ließ. Diesen Frau hatte es an einem einzigen Tag, beziehungsweise innerhalb weniger Stunden mehrmals geschafft ihn zu überraschen. Dieses chaotische Wesen am Morgen hatte gerade am Telefon als kühle, entschlossene Geschäftsfrau seinen Hintern verteidigt und sich nicht nur durchgesetzt sondern mit Sicherheit dort mächtig Eindruck geschindet. Außerdem hatte sie ihm gerade mit wenigen Worten die Augen geöffnet ohne es zu merken. Nicht viele Menschen in seinem Leben hatten es geschafft ihn zu beeindrucken, Mona jedoch gehörte definitiv dazu und er war tatsächlich gespannt darauf was er noch über sie erfahren würde.
Es hatte vorhin einen kurzen Moment gegeben als sie sich angesehen haben Tony erneut das Bedürfnis gespürt hatte sie zu küssen.  Es war anders als beim letzten Mal, es fehlte die Verzweiflung und diesmal fühlte er sich auch nicht einsam, es war.... ja, was war es?
Dieser Wunsch hatte ihn verwirrt und er fragte sich, ob er nicht doch drauf und dran war, sich einfach die nächstbeste Frau zu schnappen um seinen Gedanken Ruhe zu gönnen. Aber war Mona wirklich eine nächstbeste Frau? Irgendwas in seinem Inneren widersprach dem wehement, doch er wollte sich nun wirklich nicht damit auseinandersetzen.
Er setzte einen amüsierten Gesichtsausdruck auf "Gut analysiert Sherlock" antwortete er auf Monas Analyse seiner Selbst. Mona schnalzte mit der Zunge und nickte selbstgefällig als sie ihn ansah "In deinem Fall ist das ja nicht schwer" gab sie zu.
"Lädt deine Mom eigentlich öfter fremde Männer zu Familienfesten ein?" wollte er schließlich wissen, diese Frage brannte ihm bereits seit einigen Tagen unter den Nägeln.
Mona lacht auf "Absolut nicht, obwohl meine Eltern sehr gastfreundlich sind. Du bist ja auch weniger ein Fremder.... du bist eben du" sie zuckte erneut mit den Schultern und als er sie fragend ansah, fuhr sie fort "na alle Welt hat dein Schicksal mitbekommen und Mom hatte dich sofort ins Herz geschlossen du weist schon Waisenkind und so...." sie lächelte ihn an. Es hätte ihn verletzen sollen, aber er bewunderte ihre Ehrlichkeit und nickte.  "Dein Werdegang hat sie schwer beeindruckt" fügte Mona hinzu "für Mom ist es das Allergrößte,  dass du dieses Weihnachten bei uns bist. Sie sieht es als Dienst am Land, außerdem mag sie dich". Wieder erhellte ein warmes Lächeln ihr Gesicht und wieder überkam ihn dieser Wunsch.... Tony schüttelte den Kopf um diese wirren Gedanken los zu werden.
"Deine Mom ist wirklich außergewöhnlich..." bemerkte er ernst "zumindest merkt man von wem du gewisse Züge hast" fügte er hinzu. "Das mag gut sein... und so werden sie zu abgelenkt sein um mich nicht wegen Enkelkinder oder einem Partner auszufragen" lachte sie. Tony lachte ebenfalls. Er kannte diese Situation,  wenn auch in abgewandelter Form. "Nun woran liegt es? Hast du noch mehr Badezimmer zerstört?" grinste er. Er konnte sich tatsächlich schwer vorstellen, warum eine Frau wie Mona nicht längst einen Ring am Finger trug. "Gute Frage, Mom fragt mich das auch ständig...." sie dachte einen Moment nach "ich denke ich verliere zu schnell das Interesse... Ich bin eben irgendwie anders als die normale Frau" wieder ertönte ein helles Lachen aus ihrem Mund. Tony runzelte die Stirn "Das musst du mir erklären" forderte er, nun wurde er neugierig.
"Hmm... ich weiß nicht... wenn sich ein Kerl zu sehr bemüht... diese Klischeedinge stoßen mich irgendwie ab... du weist schon..." sie sah ihn an und verzog das Gesicht "Rosen, Kerzen, Standartdates, Floskeln....All das ist zwar nett aber.... ach ich weiß nicht...Ich bin einfach zu kompliziert " versuchte sie zu erklären. "Ich verstehe... Josh..." er nickte und nun konnte er sich einen etwas besseren Reim auf das Telefonat mit diesem Typen machen. "Ja...es tut mir ja leid aber... Ich kann nicht anders...Ich mag einfache Dinge aber eben.... eben mit etwas mehr Einfallsreichtum" gestand sie und lächelte gequält.
Tony lachte "Ich finde, dass das auch dein gutes Recht ist" pflichtete er ihr bei und aus irgendeinem Grund fand er dieses Wissen beruhigend. Mit diesem Gefühl und der Gewissheit, dass der gute Josh quasi aus dem Rennen war, parkte er seinen Wagen vor Monas Elternhaus. Warum er so fühlte und dachte wie er es gerade tat, darüber wollte er sich dann ein ander Mal Gedanken machen. Nun stellte er sich erstmal Monas Familie und dem ersten Weihnachtsfest seit vielen Jahren.

Stressfull Mister StarkWhere stories live. Discover now