Kleine Albernheiten mit großer Wirkung

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Nachdem ich Tony seinen Schlafplatz in einem der Gästezimmer gezeigt hatte, schloss ich die Tür in meinem ehemaligen Kinderzimmer und lehnte mich einen Moment dagegen. In meinem Kopf schwirrten unendlich viele Gedanken umher und einige davon drehten sich um meinen Chef, der sich gerade im Zimmer nebenan befand. Ich runzelte die Stirn, schlüpfte aus meiner Kleidung und in meine bequemen Schlafsachen. Was passierte da momentan und was genau war das für eine seltsame Situation heute auf dem Sofa gewesen? Es schien fast so, als würden sich genau diese Dinge in letzter Zeit häufen. Seufzend tappte ich ins angrenzende Badezimmer um mir die Zähne zu putzen und überlegte, was genau sich in letzter Zeit so verändert hatte. Tony war nicht erst seit gestern mein Chef, doch irgendwie war es, als würde sich meine Sichtweise auf ihn und sein Leben stetig ändern. Es war genau wie Pepper mir vorausgesagt hatte "Tony ist kein schlechter Kerl. Er hat viel mitgemacht und benötigt jetzt eben Menschen die ihn in der Bahn halten und hin und wieder erden. Du wirst sehen, wenn du ihn richtig kennenlernst wirst du ihn schnell mögen"dies war einer ihrer letzten Ratschläge bevor sie die Firma verlassen hatte. Kopfschüttelnd spülte ich mir den Mund aus und tappte dann zurück in mein Zimmer wo mein blinkendes Handy auf mich wartete. "Bitte jetzt keine Hiobsbotschaften" murmelte ich und schlüpfte ins Bett bevor ich die Nachricht öffnete.
"Ein gemeinsames Badezimmer birgt Gefahren" las ich und grinste über Tonys Nachricht. Manchmal war er echt albern dennoch schien ich das gerade zu genießen.  "Gefahren? Für wen?" antwortete ich und löschte das Licht ehe ich mich in die Kissen kuschelte. Es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass er direkt hinter dieser dünnen Wand lag und mir Nachrichten schrieb. Erneut blinkte mein Telefon "Für Denjenigen, der womöglich unter der Dusche steht. Wolltest du mit der Zimmeraufteilung etwas herausfordern?" Ich lachte in die Dunkelheit des Zimmers "Idiot..." murmelte ich erneut und tippte meine Antwort. "Herausfordern? Die Türen haben Schlösser, die auch gewiss benutzt werden! Zumindest von mir...".
"Angst?" kam die knappe Nachricht und ich musste kichern. Ich kicherte tatsächlich und fühlte mich ein wenig wie in Teenagerzeiten. "Wovor?" gab ich zurück und genoss dieses alberne Gefühl in meinem Inneren. "Davor, dass dir gefallen könnte was du siehst" las ich und riss einen Moment die Augen auf. Flirtete er gerade mit mir? Schmunzelnd tippte ich "Niemals würde ich hereinplatzen wenn jemand Anderes unter der Dusche steht. So was traue ich dann eher dir zu". "Mir? Ich breche doch keine Badezimmertüren auf...." "Nun, dass ist DEIN Problem" entgegnete ich und fragte mich ob ich nun zu weit gegangen war.
"Ist das ein Angebot?" Ich konnte seinen Blick vor mir sehen und verdrehte im Dunkeln die Augen "Natürlich nicht! Aber nicht nur du hast eventuell etwas zu bieten das gefallen könnte"  Durch die dünne Wand hindurch hörte ich ihn lachen "Oh, dass du derlei Qualitäten hast ist mir durchaus schon aufgefallen" Ich kniff die Augen zusammen und dachte einen Moment darüber nach, ob er diese Ausage tatsächlich ernst meinte. Andererseits war es Tonys liebstes Hobby zu flirten und wahrscheinlich erzählte er jeder Frau die er traf das Selbe also konnte ich beruhigt sein und dieses Gespräch als das hinnehmen was es war - eine Albernheit. "Natürlich hast du dass.... Qualitäten zu bemerken ist ja dein Hobby" entgegnete ich.  "Ich habe noch etwas bemerkt..." "So? Was denn? Meine wunderschönen Ohrläppchen?" zog ich ihn auf und hörte erneut ein leises Lachen nebenan. Unwillkürlich musste ich feststellen, dass ich dieses Geräusch mochte und es aus Tonys Mund viel zu selten hörte. Einen Moment lang fragte ich mich, woran das wohl lag und ob es etwas damit zu tun hatte was Steve mir über ihn verraten hatte.
"Die sind mir tatsächlich noch nicht aufgefallen... aber du hast deine Verbindungstür eben nicht abgeschlossen. Absicht? Doch ein Angebot?" schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. "Absolut nicht... mein Fehler. Werde diesen sofort beheben " schrieb ich zurück und stand aus dem Bett auf um die Tür zum Bad zu verschließen. Es war eine Albernheit auf die ich mich einließ,  schließlich rechnete ich nicht ernsthaft damit, dass Tony in mein Zimmer stürmte.
Mit dem Handy in der Hand drehte ich den Schlüssel im Schloss herum und bemerkte zeitgleich eine neue Nachricht "Feigling!" Ich kaute auf meiner Unterlippe und fragte mich, ob es gut war, dass ich mich von diesem Wort provoziert fühlte. Einen Moment lang starrte ich durch die Dunkelheit das Türschloss an, bis ich auf der anderen Seite Geräusche hörte.
Ich verzog das Gesicht und ehe ich darüber nachdachte, hatte ich den Schlüssel umgedreht und die Tür geöffnet. Tony Stark stand mit zuckenden Mundwinkeln und einem amüsierten Grinsen im Gesicht vor mir und sah mich an. Hatte er etwa hinter der Tür gewartet? Ohne ein Wort zu sagen, kam er näher und sah mich an. Ich spürte ein seltsames Schwindelgefühl aufkommen und schluckte als ich zum ihm aufsah.  Sein Geruch stieg mir in die Nase und ich konnte die Wärme seines Körpers spüren, so nahe stand er vor mir. Obwohl ich mich bemühte selbstbewusst und cool zu wirken, ahnte ich, dass dies nicht ganz so rüber kam. Tony sah mich fest an als er seine Hand hob um mein Haar nach hinten zu schieben. Langsam senkte er seinen Kopf und ich bemerkte, wie sein Adamsapfel auf und ab hüpfte. Wäre es nicht so lachhaft abwegig gewesen, hätte ich geschworen, dass er ebenso verwirrt und unsicher war wie ich. Himmel was passierte da grade?
Sein Atem strich über meine Wange und er senkte den Kopf ein Stückchen weiter. "Du hast tatsächlich schöne Ohrläppchen" flüsterte er mir ins Ohr und klang dabei fast ein wenig außer Atem. Verwirrt und überrascht drehte ich meinen Kopf und spürte wie sich unsere Gesichter berührten. Seine Hand lag noch immer auf meinem Haar, dennoch wich er ein kleines Stück zurück und sah mich an. "Du hast mir gerade ernsthaft ein Kompliment zu meinen Ohrläppchen gemacht?" murmelte ich verwirrt und erwiderte seinen Blick. Könnte mir bitte mal jemand erklären, was hier los war und warum aus dieser Albernheit und einem Scherz plötzlich ein kribbelndes Abenteuer wurde?
Ein Lächeln erschien auf Tonys Gesicht, sein Blick war immer noch auf mich geheftet "Nun ich wollte wissen wie sie aussehen und...sie sind sehr hübsch..." murmelte er. Es hätte albern klingen sollen, nein sogar MÜSSEN, doch aus irgendeinem Grund tat es das nicht und diese Tatsache würde mir noch zu denken geben.

Tony spürte ihr weiches Haar unter seiner Hand, als er ihr in die Augen sah und etwas über ihre Ohrläppchen faselte. Als er vorhin im Bett gelegen und sie im Badezimmer gehört hatte, dachte er es wäre amüsant ihr diese Nachricht zu schreiben. Doch irgendwie haben sich diesen kleinen Sticheleien in einen handfesten Flirt verwandelt und ehe er sich versah, stand er im Badezimmer vor ihrer Tür und provozierte sie. Zu seinem Erstaunen hatte er Mona richtig eingeschätzt und war dementsprechend überrascht, als sie plötzlich vor ihm stand.
Wieder dachte er, es wäre witzig ihren Scherz mit den Ohrläppchen aufzugreifen, doch als er sie berührte und ihr so nahe war entwickelte es sich anders als gedacht.
Er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte und musste schlucken als diese grünen Augen ihn verwirrt ansahen. Er hatte doch selbst keine Ahnung was hier passierte also faselte er weiter über Ohrläppchen.
Gegen seinen Willen machten sich seine Finger selbstständig und begannen ihr Haar zu streicheln, unwillkürlich trat Mona einen Schritt auf ihn zu und sah ihn von unten herauf an.
Seine Augen wanderten wie so oft zu ihrem Mund und als Reaktion darauf begann sie auf ihrer Unterlippe zu kauen. An anderer Stelle hätte es ihn amüsiert, doch jetzt gerade in diesem Moment fand er es tatsächlich sexy. Er schluckte und sah ihr wieder in die Augen. Ein seltsames Kribbeln durchfuhr ihn, als sich ihre Blicke erneut trafen und wie aus dem Nichts lag plötzlich ihre Hand auf seiner Brust. Die Hitze, die von ihr ausging brannte durch sein Shirt und ein sanfter, blumiger Duft stieg ihm in die Nase.
Mona atmete tief ein, als er seinen Kopf senkte um diesen erträumten Kuss Wirklichkeit werden zu lassen.
Als im unteren Teil des Hauses Geräusche ertönten, führen die Beiden auseinander wie Teenager die Angst hatten erwischt zu werden. Tony räusperte sich, während Mona erneut auf ihrer Unterlippe kaute und ihn mit großen Augen ansah. Wenigstens war sie genauso verwirrt wie er. "Ähm...Ich denke...." stammelte er und Mona nickte "...ja...genau...äh... dann...ja dann gute Nacht" beendete sie seinen Satz und nickte. "Ja...gute...gute Nacht" erwiderte er und sah wie sie sich apprupt umdrehte und bei dem Versuch in ihr Zimmer zurückzukehren fast gegen den Türrahmen lief. Tief luftholend sah er ihr nach und hörte kurz darauf, wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte. Er wagte es nicht erneut sie feige zu nennen,  denn nach Allem was gerade passiert war, war er fast froh über diese Sicherheitsmaßnahme. Er hätte beim besten Willen nicht voraussagen können, ob er diese Barriere sonst respektiert hätte.
Nachdem er sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser abgekühlt hatte, kehrte er in sein eigenes Zimmer zurück und schlüpfte erneut in das große Bett. Mit dem Wissen, dass Mona auf der anderen Seite lag, fiel er kurz darauf in einen tiefen Schlaf mit ereignisreichen Träumen in denen genau sie die Hauptrolle spielte.

Stressfull Mister StarkWhere stories live. Discover now