Ein Bootsausflug mit Folgen [Carlos Sainz & Lando Norris] 2/2

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„Maldita mierda", fluchte Caco angespannt, kniete sich neben Lando und legte behutsam die Hand an dessen Kopf. Sofort wimmerte der junge Brite schmerzlich, versuchte, der Hand zu entkommen.

„Lando, ich muss mir das ansehen."

Nur widerwillig ließ Lando es zu, dass der Ältere seinen Kopf vorsichtig drehte. Fest kniff er die Augen zusammen und schniefte leise. Tränen liefen über seine Wangen, die er nicht zu verhindern gewusst hatte. Plötzlich war da dieser Schmerz, die Orientierungslosigkeit und die Panik, dass, wenn er bewusstlos werden würde, womöglich ertrinken könnte.

„Das muss versorgt werden", murmelte der Dunkelhaarige leise. Rasch erhob sich Caco, kramte nach dem Erste-Hilfe-Koffer und holte eine Kompresse hervor, welche er auf die Wunde drückte. Es tat ihm weh, das schmerzliche Stöhnen des Briten zu hören, aber irgendwie musste er die Blutung stoppen, auch wenn die zum Glück nicht sehr heftig war. Mit Pflastern rechts und links klebte er die Kompresse an die Haut, da Lando gerade nicht den Eindruck erweckte, als würde dieser verstehen, wenn er diesen was fragte. Der junge Mann wirkte weggetreten. Angesichts der Wunde und des Schocks keine Überraschung.

„Bleib ganz ruhig. Ich bringe uns zurück und dann fahre ich dich ins Krankenhaus."

„Nein, nicht ins Krankenhaus. Mir geht's gut."

„Lando, wir diskutieren nicht darüber! Dir geht es nicht gut. Du hast eine sicherlich drei bis vier Zentimeter lange Wunde an der Stirn, du blutest und du hast mindestens noch einen Schock davon getragen. Das muss sich jemand ansehen."

„Carlos ..." Herzzerreißend schluchzte Lando auf, drehte sich auf die Seite und kugelte sich klein zusammen. Verzweifelt liefen die Tränen über sein Gesicht, spiegelten all die Angst wider, welche er in diesen schrecklichen Minuten empfunden hatte. In solchen Momenten war Carlos immer an seiner Seite, wusste und spürte einfach, wenn es Lando nicht gut ging. Aber jetzt war er nicht da. Und die Aussicht, ins Krankenhaus zu müssen, versetzte Lando in zusätzliche Panik. Er war kein Fan von Krankenhäusern, von den vielen Fragen und Untersuchungen. Außerdem war sein Spanisch noch immer lückenhaft, wie sollte er da die Fragen beantworten? Lieber wollte er in sein Bett und sich an seinen Freund kuscheln. Das würde reichen, das würde schon alles viel besser machen.

„Shhh, Lando, du musst dich beruhigen." Auch wenn sie schnell an Land zurück mussten, konnte er den anderen nicht in diesem Zustand ignorieren. Caco stellte den Motor noch mal ab, kniete sich ein weiteres Mal zu Lando und streichelte diesem sehr behutsam über den Kopf. „Ich lass' dich nicht allein, Lando. Nicht eine Sekunde. Aber mir ist es lieber, wenn sich das jemand anschaut. Vielleicht ist auch alles gar nicht so schlimm. Aber ich möchte nichts riskieren." Die Gefahr war einfach zu groß, dass Lando das Ganze nicht ernst genug nahm und dadurch ernste Schäden riskierte. Hinzu kam, dass sein Cousin ihm was anderes erzählen würde, wenn er Lando nicht ins Krankenhaus bringen würde.

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„Hey, Kleiner. Wir sind da." Am liebsten hätte er Lando nicht geweckt. Dieser konnte den Schlaf gut gebrauchen. Aber irgendwie musste er den Jüngeren ja ins Haus bekommen. Die Medikamente, welche Lando bekommen hatte, knockten diesen schon heftig aus.

Im Krankenhaus hatte er Lando - soweit es ihm möglich war - wirklich nicht alleine gelassen. Bei den Untersuchungen hatte er die zittrige Hand des Jüngeren gehalten und die Fragen beantwortet, welche der Arzt gestellt hatte. Selbst im Englischen konnte Lando kaum richtig antworten, war zu verwirrt und irritiert. Also hatte er es übernommen und alles auf Spanisch beantwortet, was von Vorteil war.

Als man dem Briten die Wunde genäht hatte, wäre er am liebsten selbst rausgegangen. In solchen Momenten hätte Carlos an der Seite von Lando sitzen sollen. Aber dieser war nicht da und wenn es nach Lando ging, sollte dieser auch nichts von dem Unfall wissen. Wenigstens so lange, bis er mit seinen Eltern von der Feier zurückkommen würde. Irgendwie war zu bezweifeln, dass Carlos entgehen würde, dass ein großes Pflaster die Stirn seines Freundes zierte und dass dieser ziemlich blass um die Nase war.

„Komm, wir bringen dich ins Bett. Und dann muss ich mich auch bei Carlos melden. Der hat nicht nur dir Nachrichten geschickt, sondern auch mir." Bis jetzt hatten sie es beide vermieden, dem anderen zurückzuschreiben. Lando aus den Gründen, dass er Kopfschmerzen hatte, mit Medikamenten voll gepumpt war und gerade nicht wirklich im Hier und Jetzt agierte. Caco selbst war noch nicht zum Beantworten der Nachrichten gekommen, weil es wichtiger war, bei Lando zu bleiben.

„Schreib nicht, was passiert ist. Bitte." Gestützt von dem Älteren wankte er in das Haus, rieb sich über den Kopf, als Caco ihn vorerst auf der Couch im Wohnzimmer niederließ. Sein Kopf brummte, war aber schon nicht mehr so schlimm wie noch direkt nach dem Unfall. Wahrscheinlich waren die Medikamente wohl richtig gut.

„Lando, das kannst du nicht verlangen. Carlos wird mir die Hölle heiß machen, wenn er erst heute Abend oder vielleicht auch erst morgen von deinem Unfall erfährt. Der scheint eh was gemerkt zu haben, wenn ich mir die Nachrichten durchlese." Schnaubend ließ er sich neben dem Jüngeren nieder, seufzte tief. Carlos anzulügen war überhaupt keine gute Idee, schon gar nicht, wenn es dabei um Lando ging. Auch wenn dieser Unfall ziemlich glimpflich ausgegangen war, hatte sich Lando trotzdem verletzt, musste ins Krankenhaus, wurde genäht und bekam Medikamente. Und dann gab es ja noch die Anweisungen, an die sie sich halten sollten, genauso wie den Zustand von Lando zu beobachten.

Sein Blick war bittend. Insofern man dies mit Schmerzmittel so nennen konnte. Es war Lando so wichtig, dass sein Freund und seine Schwiegereltern ihren Tag weiterhin genießen konnten. Natürlich wusste er, dass Carlos nicht begeistert sein würde, aber dieser konnte jetzt auch nichts machen. Der Unfall war passiert, man hatte ihn behandelt und jetzt würde er eh schlafen. Rat vom Arzt.

„Okay. Ich schreibe nichts vom Unfall. Wir haben die Nachrichten nicht gehört, weil wir die Smartphones nicht dabei hatten. Sollte Carlos trotzdem richtig sauer werden, musst du mich beschützen." Ein kleines Lächeln schob sich auf sein Gesicht. Er war noch immer nicht begeistert, seinen Cousin zu belügen, aber Lando war alt genug, und wenn dieser meinte, ihm ginge es gut und man sollte Carlos nicht unnötig Sorgen bereiten, würde er sich dem fügen. Die Ärzte hatten ihm ja auch bestätigt, dass soweit alles in Ordnung war. Lando musste nicht zur Beobachtung bleiben, sondern konnte gleich nach der Behandlung entlassen werden.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, Carlos zu schreiben, wenn man im Hinterkopf schwirren hatte, dass doch nicht alles so gut war wie man versuchte zu vermitteln. Aber Lando sah ihn weiterhin einfach so bittend an, dass er nachgab und einfach schrieb, dass sie auf dem Boot waren, bis jetzt einen super Tag hatten und nun erst mal Siesta halten würden.

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„Caco ist noch da." Verwundert blickte Carlos Senior auf den Wagen seines Neffen. „Ob er Lando nicht alleine lassen wollte?" Das Anwesen war ja auch sehr groß, da konnte man schon etwas Angst bekommen, gerade wenn man so wie Lando immer nur zu Besuch war. Außerdem hätte er es seinem Neffen auch irgendwie nicht zugetraut, den jungen Briten alleine zu lassen.

„Wahrscheinlich hat Lando ihn nach der Siesta noch zum zocken überredet." Mit einer gewissen Freude stieg Carlos aus dem Wagen. Den ganzen Tag hatte er seinen lebhaften Freund vermisst und war anfangs schon etwas skeptisch, als Lando, aber auch sein Cousin nicht auf seine Nachrichten geantwortet hatten. Eigentlich war das Smartphone mit seinem Briten verschmolzen. Dass dieser es nicht mit auf das Boot genommen hatte, war schon seltsam, aber nicht besorgniserregend.

Hoffentlich war Lando nicht noch wach geblieben. Wie Carlos gesagt hatte, war es wirklich sehr spät. Sie hatten fast ein Uhr nachts und sein Freund sollte eigentlich schlafen. Sollte sich Lando aber irgendwie online befinden, konnte es auch gut möglich sein, dass dieser noch wach war. Carlos würde sich überraschen lassen. Hauptsache er hatte seinen Freund gleich wieder in den Armen. Leise betraten die drei das Haus, wollten nicht unnötig Lärm machen, sollten Lando und Carlos schon schlafen. Der schwache Lichtstrahl aus dem Wohnzimmer deutete an, dass mindestens einer der beiden sich wohl noch dort aufhielt.

„Ich schau' im Wohnzimmer, wer von beiden auf der Couch eingeschlafen ist." Seine Eltern gingen in die Küche, um sich noch was zu trinken, während Carlos die paar Schritte zum Wohnzimmer machte. Als er leise in den Raum trat, hatte er mit einigem gerechnet, aber sicher nicht damit, dass der Kopf seines Freundes auf dem Schoß seines Cousin liegen würde. Und schon gar nicht, dass ein Pflaster die Stirn seines Freundes zieren würde. Beide schienen tief und fest zu schlafen. Kurz flammte Eifersucht in ihm auf. Lando schlief nur in seinem Schoß so ein. Hatte sein Freund unbewusst gedacht, er wäre es, der neben ihm saß? Nachvollziehbar wäre es auf jeden Fall. Carlos wusste, dass sein kleiner Brite immer noch Probleme damit hatte, dass sein Cousin denselben Namen trug. Genauso gut wusste er auch, dass seine Eifersucht unbegründet war.

„Hmm." Müde blinzelte Caco, brauchte einige Sekunden, um einen klaren Blick zu bekommen, erkannte dann aber seinen Cousin vor sich. „Haben gewartet", nuschelte er noch schläfrig, während sein Blick zu Lando ging. Dieser schien nicht mitbekommen zu haben, dass sein Freund zurück war. Dabei wollte er doch unbedingt wach sein, wenn Carlos wiederkam.

„Was ist passiert?" Sein Instinkt sagte ihm, dass Lando dieses Pflaster sicher nicht zum Spaß trug. Wenn es um seinen Freund ging, sprangen sofort alle Alarmglocken an, wenn er diesen so zerbrechlich vor sich sah. Außerdem war es seltsam, dass Lando noch nicht wach geworden war. Besorgt kniete er sich vor den Kopf des Jüngeren und fuhr diesem zärtlich durch die Haare.

„Es gab einen Unfall", sprach der Ältere leise. Gerne wäre er dem durchdringenden Blick von Carlos ausgewichen, als dieser ruckartig seinen Kopf anhob und ihn musterte. Das würde jetzt kein Spaß werden.
„Lando war schwimmen, tauchen. Er sagte, dass ihn was erschreckt hat und dann zu schnell auftauchen wollte. Sein Kopf ist gegen die Schraube geknallt. Ich hab' ihn zu fassen bekommen, bevor er das Bewusstsein hätte verlieren können und untergegangen wäre. Im Krankenhaus hat man die Wunde gesäubert und genäht. Man hat ihm Medikamente gespritzt, die ihn ein wenig ausgeknockt haben. Aber die Ärzte sagen, soweit ist alles gut. Wir sollten ihn aber die nächsten 24 bis 48 Stunden beobachten. Es könnten Lichtempfindlichkeit, Erschöpfung, unscharfes oder verschwommenes Sehen und vielleicht sogar Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten Auftreten. Müssen aber nicht. Es ist wohl eher selten."

Schon bei der Erwähnung des Unfalls war sein Puls in die Höhe geschossen und Carlos hatte automatisch den Körper seines Freundes gescannt, nach weiteren Blessuren gesucht, fand aber nichts Offensichtliches. Seinem nächsten Impuls nach, den anderen anzumachen, weil man ihm nicht sofort Bescheid gegeben hatte, schluckte Carlos runter. Sein Gefühl sagte ihm, wieso Lando nicht wollte, dass er Bescheid wusste.

„Lando wollte nicht, dass du mir Bescheid sagst, oder?"

„Nein, wollte er nicht. Er sagte, ihm ginge es ja eigentlich gut. Wieso sollte man euch den Tag dann unnötig kaputt machen?"

Kopfschüttelnd schob er die Arme unter den Körper seines Freundes und hob diesen behutsam hoch. Instinktiv schmiegte sich der junge Brite sofort näher an die Wärmequelle, seufzte wohlig auf.

„Lando ist schon klar, dass ich ihn jetzt erst recht nicht aus den Augen lassen werde?" Flüchtig hauchte Carlos einen Kuss auf das Pflaster, mochte sich gar nicht vorstellen, wie sein Kleiner gelitten haben musste, wusste er doch um die Abneigung gegenüber Spritzen und Nadeln. Aber tapfer hatte sich dieser zusammengerissen, um ihnen den Tag nicht zu ruinieren. Das war so typisch für seinen jungen Freund. Anders kannte er Lando gar nicht. Carlos wusste aber, hätte die Situation anders ausgesehen, wäre sie ernster gewesen, dann hätte sein Cousin nichts aufgehalten, um ihm Bescheid zu geben. Nicht, wenn es um seine Liebe ging.

„Ein bisschen Pflege wird er sicher mögen. Aber übertreib es nicht. Du musst ihn nicht mit Samthandschuhen anfassen. Nun, das wird er dir aber sicher auch selbst noch erzählen, wenn er wach ist", gab der Ältere lächelnd von sich, während er sich ausgiebig streckte. Manchmal konnte es Carlos in seiner Fürsorge für Lando nämlich übertreiben. Dieser war aber nicht aus Zucker, auch wenn er oft sehr zerbrechlich wirkte. Immerhin fuhr Lando genauso wie sein Cousin mit die schnellsten Autos der Welt, und da kam oft viel mehr auf den Körper zu als eine Beule.

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Nachdem er Lando vorsichtig in ihrem Bett abgelegt hatte, entkleidete sich Carlos blitzschnell, wollte keine Sekunde länger warten. Nur in Shorts schob er sich zu Lando unter die Bettdecke, legte die Arme um diesen und zog den leichten Körper so fest wie möglich an sich, ohne Lando damit zusätzliche Schmerzen zuzufügen.

Auch wenn er sich schon überzeugt hatte, dass es seinem Freund gut ging, sorgte sich Carlos um diesen. Kopfverletzungen waren kein Kinderspiel. Und er würde sehr genau auf die nächsten Stunden achten, egal ob der Brite das wollte oder nicht. Sollte er irgendwelche Anzeichen sehen, würde er Lando ins Krankenhaus bringen.

„Mir ... geht es gut ... los querido ..." Flüchtig küsste Lando die Brust seines Freundes, wurde aber nicht wirklich wach. Schlafend schmiegte er sich an den vertrauten Körper, wusste, dass jetzt alles gut war. Carlos war da und hielt ihn in seinen schützenden Armen.

"Mi ángel", wisperte Carlos liebevoll. Er wollte Lando glauben. Immerhin wusste dieser am besten, wie es in seinem Körper aussah. Trotzdem konnte er seine Sorge einfach nicht komplett ausblenden. Aber vorerst würde er sich damit zufrieden geben, neben dem Jüngeren zu liegen, diesen in den Armen zu halten und ein wenig beobachten zu können. Wenn er sich ganz sicher war, würde auch Carlos Schlaf suchen.


ENDE

Bunte kleine verrückte Formel 1 Slash GeschichtenWhere stories live. Discover now