3. Kapitel

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Die Medikamente zeigten tatsächlich starke Nebenwirkungen. Neben starken Kopf- und Augenschmerzen wurde ich ziemlich gereizt und aggressiv.
Am Abend rief Kai mich an und wir stritten zum ersten Mal, wobei ich letztendlich wütend auflegte.
Danach fühlte ich miserabel und ich rief ihn wieder an um mich zu entschuldigen.

Glücklicherweise war aber nur der erste Abend so.
Am nächsten Tag hatte ich zwar noch immer Schmerzen, doch ich war nicht mehr so gereizt.
Als Kai mich besuchte, war der Streit vom Vortag auch schon vergessen. Er war nur froh, dass ich nicht mehr so aggressiv war, alles andere hatte er mir nicht einmal mehr übel genommen.
Wenn er mich so im Arm hielt wünschte ich mir, er würde nie wieder gehen oder mich mitnehmen. Ein Leben ohne ihn war mittlerweile unvorstellbar. Ich brauchte ihn wie die Luft zum atmen.
Er war perfekt.
Wir waren perfekt zusammen.

Am Tag meiner Entlassung hatte ich keine Beschwerden mehr. Kai holte mich ab und obwohl er mich jeden Tag mehrere Stunden besucht hatte, freute ich mich wahnsinnig ihn zu sehen.
Die einzige Nebenwirkung die ich noch hatte war Müdigkeit. Sobald ich neben ihm im Auto saß und mich sicher fühlte, wurden meine Augenlider schwer und ich fühlte mich etwas benebelt. Zudem hatte ich im Krankenhaus nicht sehr viel geschlafen.
Kai bekam wohl mit wie ich gegen den Schlaf ankämpfte, denn er sagte, dass wir gut eine halbe Stunde fahren würden und er mich wecken würde sobald wir Zuhause waren.
Leicht nickte ich und kurz darauf erlaubte ich meinem Körper sich auszuruhen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

"Wach auf, Kyungsoo, wir sind Zuhause." Mit diesen Worten weckte Kai mich aus meinem Schlaf. Müde blinzelte ich und stieg unbeholfen aus dem Auto um mich hinein zu schleppen.
Es war mitten am Tag und ich fühlte mich, als ob ich drei Tage am Stück wach gewesen wäre. Kai schickte mich ins Bett um aufzuschlafen und ich befolgte diese Aufforderung.
Kraftlos und ununterbrochen gähnend zog ich mich langsam um und legte mich wenig später ins Bett, in dem ich auch schon bald einschlief.
Kai weckte mich nicht, auch nicht zum Essen. Er ließ mich ausschlafen. Und ich schlief durch bis zum nächsten Tag.
Dafür träumte ich sehr realistisch. In meinem Traum ging Kai mir fremd, da ich nur schlief und wegen meiner Medikamente gereizt war. Alles in diesem Traum fühlte sich realistisch und echt an.
Als ich am nächsten Tag wach wurde, war ich mir nicht sicher, ob das alles wirklich nur ein Traum war.

Kai war auf jeden Fall nicht Zuhause, was mich schon argwöhnisch machte. Vielleicht war er arbeiten. Doch es war ein Samstag, da musste er eigentlich nie arbeiten.
Unruhig streifte ich durch die Wohnung. Nebenbei machte ich mir was zu Essen, da ich einen ganzen Tag nichts gegessen hatte. Immer wieder kam mir mein Traum ins Gedächtnis und wie ich Kai dabei erwischt hatte, wie er mich betrogen hatte. Ein unangenehmer Schauer lief mir den Rücken hinunter bei dem Gedanken, dass es nicht nur ein Traum gewesen sein könnte.

Etwa eine halbe Stunde später hörte ich das vertraute Geräusch eines Schlüssels und ich ging in den Flur. Leise tappte Kai hinein und erblickte mich dann. "Oh, du bist wach."
"Wo warst du?", wollte ich wissen und konnte den vorwurfsvollen Unterton in meiner Stimme nicht vermeiden.
Kurz sah er mich verwundert an. "Einkaufen. Wir hatten nichts mehr." In dem Moment fielen mir die zwei großen Einkaufstüten in seiner Hand auf und ich schämte mich plötzlich ein wenig.
"Oh, tut mir Leid... ich habe die Tüten gar nicht gesehen", nuschelte ich peinlich berührt.
"Schon gut. Ist sonst alles okay? Geht es dir besser?"
Leicht nickte ich. "Hatte nur einen Albtraum."
"Erzähl mir davon. Vielleicht hilft dir das", meinte er und zog schnell seine Schuhe aus und trug die Einkäufe in die Küche. Leise folgte ich ihm und erzählte unsicher von meinem Traum. Währenddessen packte er alles aus und sah mich dann mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
"Kyungsoo, dazu habe ich dir schonmal was gesagt, erinnerst du dich? Ich werde dich nie für egal wen verlassen und dich auch nicht betrügen. Das könnte ich dir niemals antun und mir niemals verzeihen. Du bist für mich das Wichtigste und Kostbarste auf dieser Welt."
Wieder nickte ich langsam und half ihm dabei, die Einkäufe einzuräumen. Einem Teil von mir war es klar, dass er nie sowas tun würde, ich liebte ihn aufrichtig und würde meine Hand für ihn ins Feuer legen, aber ein anderer Teil hatte furchtbare Angst davor, ihn zu verlieren. Egal aus welchem Grund. Und diese Angst machte mir allmählich wirklich zu schaffen.

Vorbildlich nahm ich weiterhin meine Tabletten ein, doch ich bekam immer mehr das Gefühl, dass ich mehr schlief als wach war. Ich schlief lange und ging früh schlafen. Unter der Woche bekam ich Kai kaum zu Gesicht, da er meistens bei der Arbeit war, wenn ich wach war. Still litt ich auch darunter.
Natürlich sprach ich mit meiner Therapeutin darüber, aber sie hatte keinen Rat. Vielmehr sagte sie, dass ich kaum eine andere Wahl hatte. Entweder ich nahm weiter diese Tabletten und schlief sehr viel oder ich nahm meine alten Tabletten und bekam eine leichte Amnesie. Die andere Alternative war meine eigentliche Krankheit wieder zu haben, doch das kam nicht in Frage. Lieber würde ich sterben.
Also hatte ich wortwörtlich die Qual der Wahl. Schlafen oder vergessen.
Fürs Erste wählte ich noch Schlafen, aber ich würde darüber nochmal mit Kai reden. Ich fand, er hatte ein Mitspracherecht.

Fast wie zu erwarten antwortete Kai, dass für ihn beide Varianten okay seien, solange ich mich mit meiner Entscheidung wohlfühlte. Als Begründung gab er an, dass ich beim Schlafen unheimlich niedlich aussah und er sich für mich an alles erinnern könnte.
Nur auf meine Gegenfrage, was wäre wenn ich ihn vergessen würde, hatte er keine Antwort. Doch er war überzeugt, dass ich ihn nicht vergessen würde. Schließlich hatte ich bisher eher kleinere und nicht so ganz wichtige Dinge vergessen.
Was das anging war er zumindest schonmal optimistischer und zuversichtlicher als ich.

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𝑨𝑴𝑵𝑬𝑺𝑰𝑨 || 𝑲𝒂𝒊𝑺𝒐𝒐 (ABGESCHLOSSEN)Where stories live. Discover now