5. Kapitel

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Ich wachte wieder auf. Damit hätte ich nicht mehr gerechnet, aber ich schaffte es mich aufzusetzen. Nachdem ich heftig gehustet hatte, rang ich einige Minuten schwer nach Luft. Noch immer spürte ich die starken Hände um meinen Hals.
Mein Körper pumpte Adrenalin durch meinen Körper und allein dadurch schaffte ich es, mich auf die Couch zu setzen.
Kurz sah ich mich um, doch der Mann war sicher schon längst weg.
In dem Moment realisierte ich, was passiert war und wie knapp ich dem Tod entkommen war. Tränen liefen über meine Wangen und ich fiel in einen hysterischen Heulkrampf.
Sobald ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte und einen klaren Gedanken fassen konnte griff ich nach meinem Handy, welches glücklicherweise nicht geklaut wurde, und überlegte, ob ich zuerst Kai oder die Polizei anrufen sollte. Dann entschied ich mich für die Polizei.

Kurz bevor ich auflegte hörte ich, wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
Kai sah mich mit vor Schreck geweiteten Augen an, in dem Moment beendete ich das Gespräch und sah ihn aus brennenden Augen an. Sie waren sicherlich ziemlich gerötet.
"Was ist passiert?"
Sein Blick huschte durch den Raum, bevor er mich wieder ansah. Schnell schmiss er seine Sachen auf den Boden und kam zu mir. Er kniete sich vor mir hin und sah mir intensiv in die Augen.
"Hier wurde eingebrochen. Ich bin eingeschlafen und durch ein Geräusch wach geworden. Nachdem ich sah, wie die Wohnung aussah konnte ich mir denken, woher das Geräusch kam und wollte ihm nachgehen. Dann hat der Typ mich niedergeschlagen. Ich bin gerade erst wieder wach geworden und habe direkt die Polizei gerufen. Sie ist auf dem Weg." Den Teil mit dem Würgen ließ ich absichtlich aus um Kai nicht noch mehr zu belasten. Schon jetzt war er völlig aus dem Wind und strich sich ruckartig durch die Haare.
"Scheiße! Bist du verletzt?"
Zögerlich biss ich mir auf die Lippe, doch er würde es früher oder später erfahren, also nickte ich langsam.
"Ich habe eine Wunde an meinem Kopf."
Schnell sprang Kai wieder auf und sah sich meinen Kopf an. Scharf zog er die Luft ein. "Das sieht nicht gut aus..."
"Ich will nicht ins Krankenhaus...", murmelte ich.
Er seufzte. "Ich denke, es muss nicht genäht werden... ich kann es auch verarzten. Zumindest fürs Erste. Aber morgen gehen wir damit zum Arzt, okay?"
Ergeben nickte ich und er fing daraufhin an, meine Wunde zu versorgen.

Fast direkt nachdem er fertig war, klingelte es. Erschrocken zuckte ich zusammen, doch es musste die Polizei sein.
Und ich behielt Recht; Kai öffnete die Tür und zwei Beamte kamen herein.
Weder Kai noch ich hatten irgendwas angerührt, was die Polizisten lobten. Sie befragten uns, wobei Kai kaum aussagen konnte. Er erzählte ihnen, dass er unterwegs war und erst wiederkam, nachdem ich schon wieder bei Bewusstsein war.
Dafür berichtete ich von allem, was ich wusste und gesehen hatte. Einer der Polizisten notierte sich einiges von dem was ich sagte und ein anderer forderte nach kurzer Zeit Unterstützung an, wenn ich das richtig mitbekam.
Kai hielt meine Hand fest und ich war mir nicht sicher, wer den anderen gerade mehr brauchte.
"Die Spurensicherung ist unterwegs. Bis sie kommen dürfen Sie nichts anfassen, wir hoffen DNA des Einbrechers zu finden."
Mit großen Augen sah Kai mich an und ich nickte. "Okay, verstanden."
Auch der Polizist nickte und stand auf um sich mit seinem Kollegen etwas in der Wohnung umzusehen.
"Das tut mir so unglaublich Leid, Kyungsoo...", flüsterte Kai und drückte meine Hand leicht.
Verwirrt sah ich ihn an, doch er sah auf unsere Hände.
"Was...?"
Nun sah er mich an. "Ich war nicht da. Ich habe dich allein gelassen."
Verständnislos sah ich ihn an. "Und? Du kannst doch nichts dafür, das ausgerechnet heute Abend jemand bei uns eingebrochen ist. Wenn dann ist es eher meine Schuld, weil ich geschlafen habe und nichts mitbekommen habe."
"Aber bei dir liegt es an den Medikamenten..."
"Kai, hör auf. Keiner von uns trägt irgendeine Schuld, okay? Es ist passiert, es ist scheiße, aber wir können es nicht ändern."
"Du hast recht", stimmte er mir dann seufzend zu.

Die Spurensicherung fand tatsächlich etwas. Dabei hätte ich schwören können, dass der Einbrecher Handschuhe getragen hatte. Andererseits hatte ich zu viel im Kopf um darauf achten zu können.
Die Polizisten sagten, sie würden uns informieren, wenn sie eine Spur hatten. Wir bekamen auch noch direkt am selben Abend etwas übergangsweise für unsere Balkontür, da sie kaputt gegangen war. Sie war zum Glück nicht zerbrochen oder so, aber das Schloss war kaputt und sie ging nicht mehr zu. Morgen würden wir erstmal unsere Versicherung anrufen müssen. Aber das würde ich übernehmen.

Am Abend lag ich noch lange wach. In Kais Armen zu liegen war eigentlich das schönste und einschläferndste das es gab, aber ich war einfach nicht müde.
Noch immer spürte ich die Hände um meinen Hals und wenn ich meine Augen schloss, sah ich seine. Es war ein Graus.
In der Aufregung hatte ich auch vergessen meine halbe Tablette zu nehmen, doch ich verfluchte sie. Hätte ich sie nie genommen, wäre ich nicht zu so einer Uhrzeit eingeschlafen und hätte den Einbrecher bestimmt früh genug gesehen und aufgehalten.
Diese verfluchten Tabletten würde ich ganz sicher nicht mehr einnehmen.
Und an Schlaf war diese Nacht auch nicht mehr zu denken.
Vorsichtig und darauf bedacht, Kai nicht zu wecken, griff ich nach meinem Handy und stellte die Helligkeit ganz niedrig. Eine Weile beschäftigte ich mich so, doch irgendwann drehte Kai sich und schien dabei wach zu werden.
"Schläfst du nicht?", fragte er mit rauer Stimme.
"Ich kann nicht", erwiderte ich leise und schaltete mein Smartphone aus.
Kai streckte sich kurz und stützte sich dann auf seinen Ellenbogen auf. Liebevoll streichelte er mich und küsste mich kurz. "Das verstehe ich. Aber wir haben ... 3 Uhr morgens. Willst du es nicht nochmal versuchen?"
"Ich versuche es bereits seit Stunden."
"Hm. Der Einbrecher ist weg und wird garantiert gefasst. Und ab morgen machen wir unsere ganze Wohnung sicherer, okay? Wir bauen überall neue, sichere Schlösser ein und installieren eine Alarmanlage."
Leicht nickte ich. "Das klingt gut. Aber es gibt da etwas, dass ich dir nicht erzählt habe. Ich bin nicht durch den Schlag ohnmächtig geworden..."
"Sondern?", hakte er nach.
"Ich lag auf dem Boden, aber war noch bei Bewusstsein. Nur hat sich der Typ auf mich gesetzt und mich gewürgt. Ich bin bewusstlos geworden, weil ich keine Luft mehr bekommen habe."
"Was?! Oh mein Gott, Kyungsoo, warum hast du das nicht gleich gesagt?", wollte er aufgebracht wissen. "Hast du das wenigstens dem Polizisten erzählt?"
"Ja, habe ich. Deswegen priorisieren sie den Fall auch, weil es unter versuchtem Mord fällt."
Kai nahm mich fest in den Arm. "Es tut mir so Leid.. aber jetzt wird alles besser. Ich passe von nun an noch besser auf dich auf. Keiner wird meinem Kyungsoo je wieder wehtun."
Bei seinen Worten wurde mir wärmer ums Herz und ich schmiegte mich fester an ihn. "Danke. Ich liebe dich."
"Ich liebe dich viel mehr."
Jetzt war ich endlich müde und ich war auch zu müde um ihm da noch zu widersprechen; mehr als ein schwaches Kopfschütteln brachte ich nicht zustande.

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𝑨𝑴𝑵𝑬𝑺𝑰𝑨 || 𝑲𝒂𝒊𝑺𝒐𝒐 (ABGESCHLOSSEN)Where stories live. Discover now