66. Verrat

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„Was hast du gewusst?" Ich zuckte höllisch zusammen, als ich mich umgedreht hatte und Jorge vor mir stehen sah. „Ach nichts. Alles gut." sagte ich mit einem Wedeln meiner Hand.

Langsam beruhigte sich mein Puls wieder und ich guckte hoch zu Jorge. Er hatte eine tiefe Falte auf der Stirn und schien über etwas nachzudenken. Dann plötzlich, kam er auf mich zu und nahm mich fest in seine Arme. Etwas überfordert schaute ich ihm über die Schulter und drückte ihn dann auch an mich. Als er mich los ließ begann er zu sprechen. „Wenn ihr etwas zugestoßen wäre. I-Ich...." Er begann zu stammeln. „Hey-hey. Ich weiß." sagte ich leise und fasste seinen Arm an. Ich nickte mit meinem Kopf auf das Zelt. „Geh schon rein. Rede mit ihr." forderte ich den Mann auf.

Gerade als er durch das Zelt gehen wollte, drehte Jorge sich nochmal um und klopfte mir auf die Schulter. Verwirrt guckte ich ihn an. „Jetzt schulde ich dir etwas." sagte er. Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln und machte mich dann auf den Weg, um meine Freunde zu suchen. Naja, finden konnte ich sie nicht, weshalb ich wie ein verlassener Welpe auf dem Zeltplatz stand.

Ein kühler Wind wehte umher, welcher mich leicht frösteln ließ. Ich hatte mir zum Glück meine Jacke noch übergeworfen, bevor ich aus Brendas Zelt gegangen war.

Plötzlich erklang ein lautes Pfeifen, was mich umschauen ließ. Schließlich fand ich den Ursprung des Tones. Es war Minho welcher auf einem Felsvorsprung stand. Neben ihm waren die anderen. Minho hatte weit seine Arme ausgebreitet und winkte mir zu.

Kurz hob ich meinen Arm damit sie wissen, dass ich sie gesehen hatte. Mit den Jungs vor Auge lief ich auf sie zu, den Berg hoch.

„Hey Leute." sagte ich und ließ mich mit einem Seufzer neben Minho und Newt auf den Stein sinken. Pfanne saß ebenfalls bei uns, nur Thomas fehlte. „Sagt mal, wo ist eigentlich Thomas?" fragte ich die Jungs. Ein weiterer Luftzug wehte mir die Haare aus dem Gesicht. Den Reißverschluss meiner Jacke zog ich mir hoch bis zum Kinn und vergrub meine Hände in den Taschen. Es wurde wirklich kühl. „Dort oben. Bei Teresa."

Ah stimmt, sie war ja auch nicht hier.

Ich guckte in die Richtung, in die Pfanne gezeigt hatte. Auf einem höheren Berg, deutlich höher als unserer, saßen mein Bruder und Teresa.

Genervt von den beiden stöhnte ich auf und rückte noch etwas zu Newt rüber. Meine Nase steckte ich dabei in meine Jacke. „Versteh dich, Joy." machte mir Minho klar und hielt mir die Faust hin. Grinsend schlug ich ein.

Meinen Blick ließ ich über den Platz schweifen und seufzte auf. „Ich wünsche mir, sie könnten das auch sehen. Alby." Ich sprach nicht weiter. Ich spürte wie Newt einen Arm um mich legte und mich an sich zog. Ich saß nun mit meinem Rücken an seiner Brust. „Und Winston." fügte Pfanne hinzu. „Und Chuck." fügte Minho leise hinzu. Ich musste leicht schlucken. „Er wäre stolz auf dich Joy. Auf dich und Tommy." sagte Newt ehrlich. Ich atmete rasselnd aus.

„Hey Aris!" rief Pfanne plötzlich nach dem Jungen. Ich richtete mich etwas auf um auf andere Gedanken zu kommen und suchte das Lager nach ihm ab. Ein Junge hob seine Hand und winkte zu uns. „Hey Leute!" rief er hinauf.

Aris saß zusammen mit Sonya und Harriet an einem Lagerfeuer. Sie hatten sich viel zu erzählen, seit sie getrennt wurden.

„Irgendwie finde ich den Kerl gut." sagte Pfanne grinsend. Ich schaute in grinsend an und schüttelte den Kopf. „Jaaaaaa", machte Minho den langgezogenen Ton. „Ich trau ihm trotzdem nicht." Ich verdrehte meine Augen und lachte leicht. Meinen Kopf legte ich auf Newts Schulter ab und schloss meine Augen.

Thomas' Sicht:

Nachdem ich meine Schwester bei Brenda allein gelassen hatte, kam Jorge auf mich zu. Er stand noch vor dem Zelt und wollte mit Brenda reden. Mit leicht verzweifelter Miene hatte er mich angeschaut und dann gelächelt. Danach hatte er mich in den Arm genommen und mir auf den Rücken geklopft. Bedankt hatte Jorge sich. Wegen dem Blut. Hoffentlich würde es auch etwas helfen. Danach war ich auf dem direkten Weg zu meinen Freunden gegangen. Newt, Minho und Pfanne saßen alleine am Rande des Platzes auf einem Steinvorsprung.

Ich hatte eben kurz mit ihnen geredet und hatte dann gefragt, wo Teresa war. Newt sagte mir, dass sie auf einen Bergvorsprung war. Dort machte ich mich gerade auf den Weg hin.

Vorsichtig kraxelte ich über Steine und bahnte mir so meinen Weg zu Teresa. Sie guckte in die Ferne, die untergehende Sonne. „Hey. Alles ok?" fragte ich Teresa, welche zu mir mit dem Rücken stand. „Was machst du hier oben?" Das Mädchen mit den braunen Haaren drehte sich zu mir um. „Ich denke nach." war ihre Antwort, dabei drehte sie sich wieder um. Vielleicht sollte ich sie dann lieber allein lassen.

„Ich lass dich dann in Ruhe." sprach ich meine Gedanken aus und wollte gerade umdrehen. „Erinnerst du dich an deine Mutter?" fragte Teresa plötzlich, weshalb ich stehen blieb. Ich guckte zu ihr hoch und ging wieder etwas auf sie zu. „Eh, ich denke ja." Ich hatte in einer Erinnerung eine Frau gesehen. Mit zwei Kindern auf dem Arm. Ein Mädchen und ein Junge. Joyce und ich. „Ich erinner' mich an meine." gestand Teresa. Sie hatte sich nun ganz zu mir umgedreht. Zuerst dachte ich, sie würde nichts mehr sagen, doch sie sprach weiter.

„Sie war eine wunderschöne Frau." Ihr Stimme fing an zu zittern. „Sie wurde von allen geliebt. Und vor W.C.K.D war sie alles was ich hatte." gestand sie.

Ich ging einen Schritt weiter auf Teresa zu. Ihr Gesicht hatte einen verzweifelten Ausdruck. „Als sie dann krank wurde.... da wusste ich nicht, was ich machen soll." erklärte sie weiter. Ihre Stimme zitterte mehr. „Ich hab sie einfach zuhause eingesperrt. Versteckt. Ich hatte gehofft sie würde wieder gesund."

Während ich ihr zuhörte, sah ich wie in Teresas Augen Tränen traten. „Jede Nacht machte sie diese grauenhaften Laute. Sie schrie. Und plötzlich, in einer Nacht hat sie einfach aufgehört." Verwirrt und traurig guckte ich Teresa an. „Auf einmal war es still... Ich ging runter in ihr Zimmer. Da war alles voller Blut. Aber sie saß einfach da, völlig ruhig. Sagte es ginge ihr jetzt besser." Ich musste schwer schlucken, starrte Teresa aber weiter aufmerksam an. Es musste wehtun, über diese Erinnerungen zureden.

„Die Visionen hätten aufgehört. Sie hätte sich darum gekümmert." fügte sie mit bebender Stimme fort. „Sie hat sich die Augen ausgekratzt, Thomas" keuchte Teresa während sich eine Träne aus ihrem Auge löste. Ich zog bedauernd die Augenbrauen zusammen und schaute sie Mitleidig an.

Doch Teresa sprach weiter. „Es gibt Millionen von Menschen dort draußen, die leiden. Es gibt Millionen Geschichten wie meine." Teresa hielt kurz inne. „Wir dürfen uns nicht von diesen Schicksalen abwenden. Ich.. werde das nicht." sagte sie mit fester Stimme. Ich verstehe nicht genau was sie meinte. „Was willst du damit genau sagen?" harkte ich deshalb nach.

„Ich möchte damit sagen, das ich will, dass du es verstehst." „Verstehen? Was?" fragte ich verwirrt aber eindringlich nach. „Wieso ich's getan hab." sagte Teresa matt und guckte kurz nach hinten.

Als ich es ihr gleich tat, sah ich zwei helle weiße Punkte auf uns zufliegen. Deshalb stand sie hier, sie hatte uns verraten und wartete auf W.C.K.D's Ankunft. „Was hast du-.... Teresa!" stammelte ich überfordert. „Bitte wehr' dich nicht gehen sie Thomas." versuchte sie mich zu beruhigen. Ich stolperte zurück.

„W-Was hast du getan? Was hast du getan!?" Sofort drehte ich mich um und rannte den Weg den ich raufgekommen war wieder runter.

Ich musste die anderen warnen.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang