13. Die Wand der Namen

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Thomas' Sicht:

Ohne zu Zögern rannte ich schnell durch die fast geschlossenen Tore. Ich musste mich seitlich stellen, um nicht von den Wänden zerquetscht zu werden und kam schließlich auf der anderen Seite bei Minho an. Ich fiel keuchend auf den Boden und krabbelte ein Stück vom Tor weg. Schließlich kniete ich mich hin und sah den ebenso knienden Minho vor mir. Ausgelaugt und müde schaute er mich verzweifelt an. „Sehr gut gemacht. Damit hast du dein Todesurteil unterschrieben." sagte er schwach.

„Was?" fragte ich schweratmend. Ich war im Labyrinth. Ich war drin obwohl Newt, Joyce und die anderen mich davon abhalten wollten. Doch hier stand ich nun, kniete, im Labyrinth gegenüber von Minho. Dieser ließ sich zur Seite fallen und setzte sich normal hin. Er atmete schwer. Ich stand leicht schwankend auf und lief auf den ohnmächtigen Alby zu.

Er hatte eine riesige Wunde an der Stirn. „Was ist passiert?" fragte ich Minho. „Wonach sieht's denn bitte aus?" fragte er. „Er wurde gestochen." Shit. „Und was ist mit seinem Kopf?" fragte ich weiter. War schließlich eine berechtigte Frage, ich meine, wenn er bewusstlos vor einem liegt und dann noch eine riesige Wunde an der Stirn hatte. „Ich hab getan was nötig war." hechelte Minho. Anscheinend nahm ihm das ziemlich mit, im Labyrinth gefangen zu sein. Ich schaute ihn an.

Plötzlich ertönte das kreischende Geräusch von einem Griewer. Er war in der Nähe. Minho richtete sich schweratmend auf. „Ok, in Ordnung. Hilf mir ihn hochzuheben." befahl ich und legte mir einen schlaffen Arm von Alby über die Schulter.

„Wir müssen von hier weg." drängte Minho mich. „Das Labyrinth verändert sich schon." sagte Minho und wollte davongehen. Verwundert sah ich ihm hinterher, reagierte dann aber schnell genug und rief ihm zu. „Wir können ihn doch nicht einfach hier liegen lassen." sagte ich bestimmt und zeigte auf Alby. Minho drehte sich zu mir um und schaute auf mich herunter.

Zusammen schafften wir es schließlich ihn hochzuheben und trugen Alby eine Weile durch das Labyrinth. „Wir müssen ihn hochheben!" sagte ich und hoben dann mit vereinter Kraft Alby hoch, nachdem wir ihn kurz abgesetzt hatten, um schneller voran zukommen. Hin und wieder hörten wir ein bedrohliches Knurren eines Griewers, was uns nur nervöser machte. Wir kamen in eine Sackgasse an. „Oh, shit." fluchte ich leise und überlegte mir einen neuen Weg. Ich beschloss eine kurze Pause zu machen, und sagte Minho, er solle ihn absetzen. Ächzend lehnten wir ihn an die Wand und atmeten durch.

Wir hielten die Luft an.

„Das wird nicht klappen! Wir müssen weg von hier!" hastete Minho. „Was?" fragte ich ihm perplex. Wir können Alby doch nicht einfach so seinem Schicksal entgegen treten lassen. „Wir müssen gehen!" sagte Minho panisch. „Warte, wovon redest du? Wir müssen was unternehmen, ihn verstecken!" schlug ich eilig vor. „Wo?" „Weiß ich nicht!"

„Minho, denk nach!" forderte ich ihn. „Willst du mir sagen, es gibt hier nicht einen Ort wo wir ihn verstecken können?!" brachte ich aufgebracht hervor. Minho wirbeltet herum und drückte mich wütend an die Wand. Während er das tat, hielt er meinen Kragen in den Händen. Mein Atmen ging flach vor Schreck.

„Jetzt hör mir mal ganz genau zu. Sieh dich hier mal um, du Strunk! Wir können nirgendwo hin!" knurrte er mich an. Abrupt ließ er von mir ab und stellte sich hin. „Du checkst es einfach nicht. Wir sind schon längst tot." flüsterte Minho weiter in Rage. Ich schaute ihn an. Ich hatte ihn noch nicht so wütend gesehen, seit ich hier vor drei Tagen aufgetaucht war. Doch etwas hinter Minho interessierte mich in dem Moment mehr, als alles andere. An der Wand hing eine Menge Efeu und mir fiel eine gute Idee ein.

Joyce' Sicht:

Ich realisierte erst das Thomas es noch in das Labyrinth geschafft hatte, als es schon zu spät war. Wie paralysiert stand ich da und schaute mit offenem Mund und vor Schock aufgerissenen Augen vor dem Tor und starrte es an. Ich hörte die Schreie und aufgebrachten Stimmen wie durch Watte an mein Ohr kommen.

Mich schüttelte jemand kräftig an der Schulter und rief mir etwas ins Ohr hinein. Als ich aufschaute, erkannte ich das vor Schock verzerrte Gesicht von Newt. Er sah mindestens so erschrocken aus wie ich mich gerade fühlte. Ich bemerkte nicht wie er mich in den Arm nahm, mir beruhigend über das Haar strich und mir irgendwelche Worte zuflüsterte.

„Ich sagte, dass ich ihm beim nächsten Mal nicht davon abhalten würde ins Labyrinth hineinzulaufen." schnaubte Gally laut. Mit einem Mal konnte ich die Stimmen um mich herum wieder hören. Ich befreite mich abrupt aus der Umarmung von Newt, ging auf Gally zu und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Sein Kopf flog zur Seite und er hatte einen roten Handabdruck auf der linken Seite. Meine rechte Hand prickelte unangenehm, mit der ich ihn geschlagen hatte. Er hielt sich seine linke Gesichtshälfte und wurde im restlichen Gesicht mindestens genauso rot wie dort, wo ich ihn geschlagen hatte.

Die Lichter wurden schlagartig leise.

„Wie kannst du es wagen!" brüllte er mich an. Ich baute mich zu meiner vollen Größe auf und stellte mich leicht breitbeinig hin. Vielleicht wirkte es nicht gerade gefährlich, da ich fast einen Kopf kleiner war als er aber das war mir egal. Die Hände stützte ich vorwurfsvoll in meine Hüfte.

„Wie kannst du es überhaupt wagen sowas zu sagen! Keiner, absolut keiner hätte ihn davon abhalten können. Hast du gehört, Gally?! KEINER! Er hat spontan in der Not gehandelt, um Alby und Minho zu helfen! Und du bildest dir ein er hätte das nur wegen einer Arroganz gemacht! Du freust dich sicher! Endlich ein nerviger Frischling weniger! Aber schade das es die kleine Joyce nicht getroffen hat. Gott! Du kannst mich mal, Gally!" schrie ich ihn aus vollem Halse an. Ich hatte genug, absolut genug.

Mit diesen Worten rannte ich wutentbrannt an ihm vorbei, nahm mir eine Hacke, einem Hammer und lief zu der Wand der Namen. Ich sah dort die frische Schnitzerei von Thomas Namen. Ohne es zu merken, liefen mir Tränen über das Gesicht und ich fiel hinunter auf die Knie. Ich wusste nicht genau warum mich der Verlust von Thomas so fix und fertig machte.

Aber ich wusste eins, ich hatte einen sehr guten Freund, einen Bruder und ein Licht, für immer an dem scheiß Labyrinth verloren.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt