26. Thomas der Anführer

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Ruppig wurden Thomas, Teresa und ich aus dem Loch herausgezogen. Teresa und ich wurden jeweils nur von einem von Gallys, ich würde sagen, "Männern" an den Armen festgehalten. Thomas wurde von zwei "Männern" über den Boden geschliffen.

Ich musste mir nicht allzu sehr Mühe machen, um wütend zu werden. Da reichte mir allein die Vorstellung, dass Gally uns am Eingang ins Labyrinths erwartete.

„Lass mich los, du Mistkerl." schnauzte ich meinen Wächter an und versuchte mich zu befreien. Seine Hand umschloss meine Hände allerdings so fest wie ein Schraubstock und machte es mir so unmöglich mich auch nur in der entferntesten Weise zubewegen. Von weitem sah ich Gally, wie er gerade vor der Wand der Namen stand.

Ich ließ meinen Blick weiter nach rechts schweifen. Dort, vor dem Eingang, waren drei Holzsäulen in den Boden hinein gestemmt. Auf die Mittlere gingen meine Wache und ich zu. „Gally!" schrie ich schrill auf. „Wenn ich dich in die Finger bekomme!" brüllte ich ihn vor Wut an. Er ignorierte mich gekonnt, was mich nur noch mehr zum kochen brachte. Es machte Rums als Thomas mit dem Gesicht voran auf den Boden geworfen wurde. Zappelnd wehrte ich mich gegen die engen Fesseln über meinen Kopf.

Sie verbanden mich mit den Händen an den Pfosten und waren so stramm gezogen, dass ich spürte wie das Seil mir in die Haut schnitt und die Säule sich hart in meinen Rücken bohrte.

„Du bist so ein Arsch, Gally! Komm her und bind mich los, du dreckiger Verräter!" schnaubte ich weiter. „Dann werden wir sehen, wer es besser hinbekommt, eine Gruppe von Teenagern unter Kontrolle zubekommen. Du hast ja nicht mal zwei Mädchen in Schach halten können. Geschweige denn ein Einziges." sagte ich schrill und äffend. Ich konnte die Knochen aus Gallys Hand bis hier zu mir Knacksen hören, als er sie zur Faust presste.

„Was für eine Verschwendung." murmelte er und schaute dann einfach auf Thomas hinunter. „Dein Tod wäre keine Verschwendung." spuckte ich wieder aus. Als ich nach rechts schaute, sah ich, dass ich zurzeit die Einzige war, die doch tatsächlich an einen Stamm gebunden war.

„Gally." sagte plötzlich Winston hinter mir. Ich musste meinen Hals extrem stark verrenken, weshalb ich es einfach sein ließ. „Ich find das echt nicht gut, Mann." sagte er und zuckte mit den Achseln. „Ja, was wenn er Recht hat?" bekräftigte Jeff das Wort seines Freundes. „Vielleicht kann er uns wirklich heim führen." Leise betete ich hinauf zum Himmel.

Sie glaubten an Thomas und nicht an die Illusion von Gally. „Wir sind zuhause, verstanden?" sagte Gally darauf. „Das glaubst du doch selbst nicht!" fauchte ich ihn an. Ehe ich mich versah, landete Gallys Faust in meinem Gesicht und ich schmeckte den metallischen Geschmack meines Blutes. Ich spuckte die mit Blut vermischte Spucke aus. Das hatte echt wehgetan.

„Ich will keine Namen mehr auf dieser Mauer durchstreichen müssen." fügte Gally wieder ruhig hinzu. Als hätte ich ihn mein Generve komplett kalt gelassen. Es war trotzdem ein gutes Ablenkungsmanöver gewesen. Denn während ich ihn genervt habe und Gally gegen die Worte anderer Lichter angehen musste, hatte ich angefangen, ein kleine Messer aus meinem Ärmel herunter zuschieben. Ich hatte es jetzt zwischen den Fingern und musste es nur noch so weit drehen, bis ich meine Fesseln durchschneiden konnte.

„Denkst du das es irgendwas bringen wird, wenn du uns verbannst?" fragte Teresa nun. Gespannt schauten wir Gally, ähm sie Gally an. „Nein." sagte er nur. „Aber das ist auch keine Verbannung." gestand Gally. „Es ist ne Opfergabe."

Ok, damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Voller aufsteigender Panik, fing ich an das Seil aufzuritzen, während Teresa protestierend an den Stamm gebunden wurde. „Glaubst du wirklich, dass ich Thomas auch nur einmal noch ins Labyrinth lasse, nachdem was er getan hat?" fragte Gally aufgebracht. Teresa zischte kurz, als sie ebenso fest an den Pfosten gebunden wurde wie ich.

„Schau dich doch um. Schau dir unsere Lichtung an." Ich hörte wie Gally dramatisch über das Gras lief. Vermutlich drehte er sich gerade um sich selbst und zeigte auf die kaputte Lichtung. „Das, ist die einzige Möglichkeit. Und wenn die Griewer bekamen, wofür sie gekommen sind, wird alles wieder so wie vorher." knurrte Gally weiter.

„Hey, Leute. Ihr hört doch was er sagt, oder?" fragte ich entgeistert und verrenkte mich nun doch, um die Lichter zusehen. „Wieso tut ihr denn nichts? Er ist verrückt!" bekräftigte Teresa meine Aussage. „Hältst du die Klappe?" fragte Gally gereizt Emtweder meinte er mich oder Teresa. „Wenn ihr versucht zu fliehen, werden die Griewer wiederkommen." sagte ich stur weiter. „Sie kommen wieder! Sie kommen so lange wieder, bis ihr alle tot seit!" fuhr es aus mir heraus.

„Halt den Mund!" befahl mir Gally und kommandierte noch im gleichen Atemzuge, Thomas festzubinden. Als sie nicht reagierten, musste ich leicht schadenfroh grinsen. Es fing an: Sie vertrauten nicht mehr auf Gallys verrückte Gedanken. „Ihr sollt ihn festbinden!" befahl Gally erneut, worauf sie auch gehorchten und Thomas aufheben wollten.

Doch da hatten sie nicht mit Thomas gerechnet. Er holte mit seinem linken Arm aus und schlug dem einen Jungen seinen Ellenbogen in den Bauch hinein. Erneut holte er aus und nahm den Speer des anderen in seine Hand. Wir anderen blieben allerdings nicht tatenlos stehen. Teresa trat ihrem „Wächter" zwischen die Beine welcher aufstöhnen musste. Mit einem Aufschrei, riss ich die letzten Zentimeter Fessel durch und schnappte mir meine Machete, welche in dem Stamm gesteckt hatte.

In einem Kreis aufgestellt, hielten wir die Waffen erhoben. Wir waren bereit auf einen Kampf und würden alles dafür tun, um aus diesem Labyrinth herauszukommen. Thomas zeigte mit seinem Speer auf Gally, während Pfanne Teresas Fesseln durch schnitt. Minho stand hinter Gally und hielt ihm dessen Machete in den Rücken.

Vollgepackt kam gerade Chuck auf uns zu und stellte sich dann dazu. Minho ging einmal um Gally herum und stand nun wie wir mit dem Rücken zum Labyrinth. Ich stand zwischen Newt und Thomas und musterte angewidert, wie Gally uns überfordert anschaute. Er hatte definitiv nicht damit gerechnet. Pfanne trat ebenfalls zu uns und reichte Teresa ein Messer.

„Du steckst voller Überraschungen, huh?" fragte Gally missmutig. Ich hob nur eine Augenbraue, obwohl diese Frage offensichtlich Thomas galt. „Ihr braucht nicht mitzukommen, doch wir gehen jetzt." sagte Thomas schweratmend. „Wenn noch jemand mitkommen will, jetzt ist die letzte Chance." forderte er die übrigen Lichter auf.

„Hört nicht auf ihn. Er will euch bloß Angst einjagen." sagte Gally naiv dazu. „Nein, er wird euch keine Angst einjagen. Ihr habt sie schon." sagte ich vorsichtig anstelle von Thomas. „Ok? Ich hab Angst. Aber ich riskier' lieber mein Leben dort draußen, als den Rest hier drin zu verbringen." spuckte Thomas leicht bedrohlich aus. Aufmerksam hörten ihn die Anwesenden zu. „Wir gehören nicht hierher. Das Labyrinth ist nicht unser Zuhause." klärte Thomas weiter auf. „Wir wurden hergebracht. Wir wurden hier eingesperrt. Da draußen haben wir wenigstens eine Wahl." Kurz hörte Thomas auf zureden, um seinen Worten mehr Raum zu verleihen. „Aber wir können hier rauskommen. Das weiß ich."

Stille kehrte ein. Jeder schien über Thomas Worte nachzudenken. Plötzlich tat sich die erste Bewegung und Winston lief auf uns zu. Danach Jeff und so ging es weiter, bis Gally fasst alleine dort stand. Er schaute sich um. „Gally, es ist vorbei." sagte ich bitter woraufhin ich mir nur einen strengen Blick von Thomas einfing.

„Komm einfach mit uns." sagte er deshalb weiter, sanfter. Gally hob nur seinen Kopf und sagte nur noch eine Sache. „Viel Glück gegen die Griewer."

Das war es. Das war unser Stichwort. Mit einem letzen Blick auf die Lichtung, drehten wir uns um und liefen gemeinsam, als Gruppe, als Familie, hinein in das gefürchtete Labyrinth.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Where stories live. Discover now