77. Aus Schmerz wurde Wut

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Sofort machte ich mich bereit um loszulaufen. „Pfanne komm! Wir müssen weiter!" hetzte Thomas den Dunkelhäutigen, welcher noch halb im Auto saß und offenbar etwas suchte.

„Ja-ja. Warte kurz." machte er nur. Mit aufgerissenen Augen starrte ich den näher kommenden Crank an. Sein halber Oberkörper war aufgerissen und Blut rann aus einer Wunde an seinem Kopf. Ich musste schlucken. „Bratpfanne. Na los!" brüllte ich hektisch und stolperte zurück. „Komm jetzt, Pfanne!" schrie auch Newt auf. „Was machst du denn?!" fragte Thomas verständnislos. Pfannes Oberkörper war immer noch im Auto und schien nach etwas zu suchen. Während Thomas und Newt weiter anschrieen, stolperte ich immer weiter von dem schreienden Crank weg.

Gleich hatte er die Jungs erreicht. Doch plötzlich richtete sich Pfanne aus dem Auto auf und ein riesiger Knall schallte durch den Tunnel. Der Crank vor uns lag nun zuckend auf dem Boden und rührte sich dann nicht mehr.

Erstaunt guckte ich auf Pfanne, welcher ein Gewehr in der Hand hatte. „Guter Schuss, Pfanne." sagte Thomas anerkennend und stellte sich mit Newt neben Pfanne.

Doch als wäre dieser eine Crank nicht genug, ertönte wieder dieses Kreischen der Cranks. Diesmal waren es sogar mehr als nur einer, die taumelnd auf uns zu rannten. „Hey wir müssen weiter." rief ich und wartete bis die Jungs reagierten. „Losss!" machte Pfanne und blieb noch stehen, als Newt und Thomas mir schon entgegen kamen. „Pfanne! Das sind zu viele!" rief Thomas ihm zu, als wir schon weiterliefen. Drei Mal schoss Pfanne noch, als er sich umdrehte und anfing zu rennen.

Sofort drehte ich mich um und rannte, an der Spitze der Jungs, auf und davon. „Na los!" rief ich und guckte mehrfach über meine Schulter nach hinten. Junge, wie viele Cranks haben denn hier gelebt!?

„Joyce! Stopp!" schrie plötzlich Thomas, weshalb ich die Füße in den Boden stemmte und geradeso stolpernd anhalten konnte. Ein Glück konnte ich noch bremsen, wäre dem nichts so gewesen, wäre ich volle Kanne in eine weitere Menge Cranks hineingerannt. Wir waren eingekesselt. Eingekesselt zwischen zwei Meuten Cranks die uns töten wollten. Pfanne ging ein Stück vor und schoss weiter auf die Cranks mit dem Gewehr.

„Pfanne, hier nochmal!" sagte ich laut, als die Cranks aus der anderen Richtung kamen. Er schoss zwei Cranks ab, bis Thomas ihn anwies, sich nochmal umzudrehen.

Hektisch wollte Pfanne nochmal nachladen und schießen doch die Patrone war leer. Zu beiden Seiten kamen die Crankmeuten näher auf uns zu. Bald würden sie uns erreicht haben.

Oh scheiße.

Gerade als ich innerlich aufgeben wollte, ertönte das Geräusch eines Autos und direkt danach leuchteten Scheinwerfer auf uns. Das Auto überfuhr mehrere Cranks und hielt dann ein Stück von uns entfernt an. Eine Person stellte sich hin und feuerte durch die Decke auf die Cranks. „Los! Rein hier!" wies die Person an, die ich ohne jeden Zweifel als Brenda identifizieren konnte. „Brenda!" seufzte ich überglücklich und sprang direkt nach hinten in das Auto. Nachdem Thomas zuletzt raufgesprungen war, rief er das Jorge fahren solle. Mit einem letzten Blick auf die Cranks lehnte ich mich etwas zurück und war froh, dass Brenda und Jorge gekommen waren.

Am Ende des Tunnels fuhren wir durch eine Pfütze und dann einen kleinen Berg hoch, bis wir endlich wieder ans Tageslicht kamen. „Phuu. Das war knapp." murmelte ich und richtete mich auf.

„Faszinierend. Ihr habt fast nen ganzen Tag durchgehalten." sagte Jorge ironisch anerkennend. Ich verdrehte grinsend die Augen, während die Jungs sich auf ihren Plätzen sortierten. Thomas gegenüber von mir, erkundigte sich nochmal wie es Newt und Pfanne ging. Schließlich drehte Brenda sich zu uns um und schüttelte mit einem Blick auf Thomas den Kopf. Mein Bruder fing an zu reden. „Tut mir leid. Ich wollt' euch da echt nicht mit reinziehen." sagte er.

Brenda schaute mit einem Seitenblick auf Jorge, den man durch den Rückspiegel die Augen verdrehen sah. „Was er eigentlich sagen will: Danke, dass ihr uns gerettet habt." sagte Pfanne lachend und klopfte Thomas auf die Schulter. Ich grinste vor mich hin. „Ja, wärt ihr nicht da gewesen. Puhh. Ich will nicht wissen, was dann passiert wäre." schmunzelte ich. „Ihr wärt verreckt." sagte Jorge trocken. Lachend guckte ich zu Thomas, der ebenfalls ein Lächeln auf den Lippen hatte und gerade Brenda anguckte. „Kein Problem." sagte sie ebenfalls mit einem Lächeln.

Jaja. Mir war in den letzten Monaten noch deutlicher aufgefallen, dass Brenda in Thomas verschossen war. Ich fand das schön. Trotzdem wusste ich nicht, ob Thomas das erwiderte. Vermutlich trauerte er Teresa, der kleinen Verräterin, hinterher. Der Schmerz, dass Teresa uns verraten hatte, war in den knapp 26 Wochen eher zu Wut geworden. Bei mir jedenfalls.

„Macht euch bloß keine Hoffnungen", warf Jorge mich aus den Gedanken. „Der Checkpoint dort hinten, war die letzte Sperre vor der Stadt. Wenn er dort hinten überrannt wurde.... dann ist es die Stadt sicher auch." erklärte Jorge während der Fahrt. Ich guckte bedröppelt in die Ferne und meinte etwas gesehen zu haben.

„Es sei denn, sie haben etwas anderes gefunden womit sie die Cranks draußen halten können." sagte Newt neben mir. Anscheinend hatte er auch was gesehen.

Nach einem Blick von Jorge hinaus, stellte er den Fuß auf die Bremse und kam ruckelnd zum stehen. Ich hüpfte aus dem Auto heraus und ging ein Stück an den Rand der Straße, als mir der Mund vor Erstaunen aufklappte. Vor uns, im Grunde des Tals, befand sich eine riesige Festung mit ebenso großen Mauer und noch höheren Wolkenkratzern. Alles sah high-tech aus, während vor der Stadt eher eine kleinere und heruntergekommene Stadt war.

Newt trat neben mich und begann zu sprechen. „Witzig. Drei Jahre war'n wir hinter dieses Mauern und haben versucht auszubrechen. Jetzt sind wir hier und wollen wieder einbrechen." Ich nahm Newts rechte Hand in meine und drückte sie leicht. „Ja, verrückt oder?" fragte ich.

„Jorge. Wie komm'n wir da rein?" fragte Thomas. „Da fragst du den falschen, hermano." sagte Jorge, während er sich seine ledernen Handschuhe auszog. „Diese Mauern da", er deutete auf sie. „Sind neu. Ich denke das wird wohl W.C.K.D's Antwort auf alles sein." sagte er und zuckte kurz mit den Schultern. „Von hier oben werden wir das nicht herausfinden." meinte Brenda zu Newts und meiner linken und drehte sich dann um. „Los gehts." sagte sie startklar mit euphorischen Hauch.

Jorge drehte sich ebenfalls um und wollte in sein Auto steigen. Ich zog Newt mit mir und stellte mich zu Thomas, der immer noch in die Ferne auf die Stadt guckte. „Und du glaubst wirklich, dass Minho da drin ist?" fragte Newt meinen Bruder. Thomas guckte ihn an und dann wieder auf die Festung.

„Wir werden es herausfinden." antwortete Thomas. Ich schaute mit nicht so erfreuter Miene zu Thomas hoch. „Thomas. Du weißt aber auch, dass sie dort sein wird, oder?" machte ich ihm, nicht gerade sanft, klar, dass Teresa dort auch sein wird.

Diesmal guckte Thomas mich mit gerunzelter Miene an. Ich zuckte mit den Achseln und ließ die beiden besten Freunde dort stehen und gesellte mich zu Pfanne hinten ins Auto.

Newt und Thomas folgten mir kurze Zeit später und wir konnten losfahren.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Where stories live. Discover now