Stucky Au

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Stimmen, viel zu laute Stimmen. Sie diskutierten, lästerten, über Dinge von denen sie nicht die leiseste Ahnung hatten. Der Krach war ohrenbetäubend. Steve sah mit einem gequälten Blick zwischen seinen Eltern und seiner Großmutter hin und her, während er selbst stillschweigend am Tisch saß. Das Gespräch hatte vor einer Weile immer mehr an Lautstärke gewonnen, als die Sprache auf ihn und seinen besten Freund gekommen war. Seine Familie hasste Bucky und ließ nie eine Gelegenheit aus, seinen Namen durch den Dreck zu ziehen. Dabei war er einer der wunderbarsten und besten Menschen, die Steve je kennengelernt hatte. Er wusste, dass sie sich alle täuschten. Wenn sie es nur zulassen würden, Bucky kennenzulernen . . . sie würden ihn lieben – so wie er es tat. „Mir ist immer noch nicht klar, warum ihr so einen Menschen mit Steven Kontakt haben lasst. Den Arm bis oben hin voll tätowiert!", keifte seine Großmutter. Steve hasste es, dass sie ihn ‚Steven' nannte. Das klang so schrecklich alt! Und außerdem hatte jedes einzelne Tattoo auf Buckys linken Arm eine spezielle und emotionale Bedeutung für ihn. Er hatte zum Beispiel den Namen seiner verstorbenen Mutter auf dem Handgelenk. Seine Großmutter redete, ohne die Hintergründe zu kennen. Das taten alle drei. „Und erst die Haare!", warf seine Mutter ein, rang die Hände und warf einen verzweifelten Blick zur Decke hinauf, als würde sie zu Gott beten wollen. Steve wusste nicht, was genau ihr Problem mit Buckys langen Haaren war. Er sah damit besser aus, als mit kurzen. Aber das konnte sie nicht wissen. Dafür müsste sie sich mit seiner Vorgeschichte beschäftigen und das würde sie niemals tun. Sein Vater nickte zustimmend und mit grimmiger Miene. „Solche Leute sind die Schmarotzer und Schulschwänzer! Und dann leben sie unter der Brücke und saufen sich die Birne weg!" Steve ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten. Sie alle sprachen von Dingen, von denen sie keine Ahnung hatten! Er war es leid, dass sie Bucky nur nach seinem Äußeren beurteilten und dann in eine Schublade steckten! „Oder schlimmer noch", fing seine Großmutter wieder an, „Sie werden kriminell und bedrohen die Allgemeinheit! Und wir normale und vernünftige Bürger haben darunter zu leiden!" „Es reicht jetzt!", schrie Steve und sprang auf. Wut blitze in seinen Augen. Sofort schwiegen seine Eltern und seine Großmutter. Schrecken und Schock stand in ihren Gesichtern. Ihm war nicht bewusst, mit welcher Lautstärke die Worte aus seinem Mund gekommen waren. Das war seine Familie nicht von ihm gewohnt. „Hört auf so über Bucky zu reden! Ihr habt kein Recht, so über jemanden zu reden, den ihr kaum kennt und auch nicht einmal kennen lernen wollt. Ihr braucht nur immer irgendetwas worüber ihr euch die Mäuler zerreißen könnt!" Seiner Mutter klappte der Mund auf. „Woher kennt er solche Ausdrücke?", raunte seine Großmutter. Steve schlug mit der Hand auf den Tisch. Es tat höllisch weh, aber er erreichte damit, dass sie wieder schwiegen. „Bucky ist ein besserer Mensch als ihr drei zusammen! Er macht euch keine Vorwürfe, obwohl ihr über ihn herzieht, fast jeden verdammten Tag. Und wisst ihr was?" Jetzt war er richtig in Rage. Er würde ihnen das ins Gesicht knallen, wovon sie Alpträume bekommen würden. Die Wahrheit über sein und Buckys Verhältnis zueinander! „Er ist nicht nur mein bester, sondern auch mein fester Freund und ich bin glücklich mit ihm! Und eure Meinung dazu ist mir so was von scheiß egal!" Steve atmete aus. Er sah, wie sich die Augen seiner Eltern bei den letzten Worten weiteten. Er hatte alles so gemeint, wie er es gesagt hatte. Jedes einzelne Wort. Sollten sie doch von ihm denken, was sie wollten, er war fertig, mit ihnen und mit diesem Thema. „Das ist nicht dein Ernst Steven!", zischte seine Großmutter scharf. Er sah ihr kalt in die Augen. „Doch.", damit umrundete er den Tisch und ging zur Tür. Im Rahmen drehte er sich noch einmal kurz um. „Und mein Name ist Steve!" Dann knallte er die Tür hinter sich zu und eilte in sein Zimmer.

Es regnete in Strömen, als Steve endlich bei dem Haus ankam, in dem Bucky, zusammen mit seinem Kumpel Sam, wohnte. Er war vollkommen durchnässt und er fror. Er hatte ein schwaches Immunsystem und oft und lange mit den einfachsten Krankheiten zu kämpfen. Sicher würde er die nächsten Tage mit einer Erkältung flach liegen. Er betrat das Haus und schleppte sich die Treppe bis in den zweiten Stock hinauf. Zweite Tür von links. Wilson/Barnes stand auf dem kleinen Schild über der Klingel und Steve drückte auf den Knopf. Kurz darauf öffnete ihm Sam. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, als er Steve erkannte. Bucky hatte ihm einmal gesagt, dass seine Freunde auch Steves Freunde während und er glaubte es ihm, seit dem er seine Freunde zum ersten Mal getroffen hatte. Sam, Clint, Scott, der Typ mit dem außergewöhnlichen Namen T'Challa und Wanda, das einzige Mädchen. Die ganze Truppe hatte ihn herzlich und mit offenen Armen aufgenommen. „Hey Bucky!", rief Sam nach hinten. „Komm mal zur Tür!" Dann schien ihm die nasse Spur aufzufallen, die Steve hinterlassen hatte und sein Grinsen wurde breiter. „Du bist wohl mit Klamotten schwimmen gewesen?" „Haha.", murmelte Steve. Sam war für schlechte Witze und dumme Sprüche bekannt, ebenso wie Clint und manchmal auch Scott. Die drei waren die Kindsköpfe und Clowns. Außerdem hasste Steve das Schwimmen, was eigentlich bekannt sein dürfte, da er allen erst vor wenigen Monaten hatte erklären müssen, wieso er nicht mit ins Freibad gewollt hatte - es war ihm einfach zu laut, zu voll und vor allem zu nass. Sam würde ihn wohl damit immer mal wieder etwas aufziehen. Trotz seiner Sprüche war er einer von Buckys besten Freunden – er hatte ebenfalls ein Tattoo, welches ihn symbolisierte. Ein paar kleine Flügel knapp über den Ellenbogen. Warum es genau Flügel waren, wusste Steve nicht. „Wenn schon wieder ein Paket für die Nachbarn bei uns abgegeben wurde, und du nur wieder keine Lust hast, das rüber zu bringen, dann . . ." Bucky tauchte hinter Sam auf und verstummte, als er Steve vor der Tür stehen sah. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht auf. „Steve! Was machst du hier? Sag nicht du bist durch den Regen gelaufen!", damit drängte er sich an seinem Mitbewohner vorbei und zog Steve in die Wohnung. „Du wirst wieder krank." Wie zur Bestätigung musste Steve niesen. Er hörte, wie Sam hinter ihm laut zu lachen begann, ehe er sich mit einem kurzen Winken in sein Zimmer verabschiedete. Bucky brachte Steve in sein eigenes Zimmer und drückte ihn auf sein Bett. Dann setzte er sich neben ihn. „So sehr ich mich auch darüber freue, dass du hier bist", begann er und sah Steve mit einem ernsthaft besorgten Ausdruck in den Augen an, „Was machst du hier Stevie?" Der Kleinere sah auf seine Hände. „Ich bin . . . weggelaufen. Abgehauen. Wie auch immer. Ich hab es Zuhause einfach nicht mehr ausgehalten.", murmelte er kleinlaut. „Tatsächlich?", fragte Bucky überrascht. „Du bist richtig weg von da, ohne die Absicht zu haben, zurück zu gehen?" „Scheint so." „Du wirst ja langsam ein richtiger Draufgänger!" Bucky grinste ihn breit an und ergriff seine viel schmalere Hand. Auf Steves Gesicht breitete sich ebenfalls ein kleines Grinsen aus, während er den Blick auf ihre verschränkten Finger fixierte. Steve mochte den kleinen roten Stern auf Buckys linkem Handrücken, das wurde ihm in diesem Moment zum ersten Mal richtig bewusst, obwohl es eine eigentlich ganz unwichtige Erkenntnis war. Der Stern war sein erstes Tattoo und hatte keinerlei spezielle Bedeutung, außer das Bucky ihn einfach schön gefunden hatte – das hatte er zumindest erzählt. „Ich treibe mich viel mit Leuten herum, die der falsche Umgang für mich sind.", murmelte Steve und rutschte näher an seinen Freund heran, bis er sich gegen ihn lehnen konnte. „Wie konnte das nur passieren?", fragte Bucky und zog schelmisch eine Augenbraue in die Höhe. Jetzt musste Steve lachen. „Ich liebe dich du Idiot.", erklärte er. „Ich dich auch - und selber Idiot. Du läufst ohne Schirm durch den Regen, obwohl du um deinen Gesundheitszustand weist!" Bucky legte seinen Arm um Steve und zog ihn noch näher an sich. Plötzlich musste der kleinere erneut laut niesen. „Ich glaube du brauchst jetzt 'nen warmen Tee oder so, nicht Stevie?" „Mhh, eher ganz viel Aufmerksamkeit von meinem Freund." Bucky lachte und stand auf. „Wohin gehst du?", fragte Steve und begann, die Bettdecke um sich herum zu wickeln. Er wurde wirklich wieder krank – na super. „Dir irgendwas Warmes holen, du kleiner Draufgänger. Wenn ich wiederkomme bekommst du ganz, ganz viel Aufmerksamkeit, okay?" Bucky verschwand nach draußen. „Okay.", murmelte Steve. Er fühlte sich auf einmal ziemlich müde. Kurzerhand machte er es sich in Buckys Bett bequem und als dieser wiederkam – mit einer dampfenden Teetasse in der Hand, war er tief eingeschlafen. 

OneshotsWhere stories live. Discover now