Winterspider

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~  Ein herzliches Dankeschön für die Idee von diesen Os! (Rein theoretisch könnte man das hier auch als Fortsetzung von (Hydra) Winterspider sehen.)

Warum war er eigentlich hier? Peter ließ seinen Blick über den Flughafen schweifen. Abwartend. Angespannt. Sie alle lagen auf der Lauer. Er, Black Widow, Vision diese künstliche Intelligenz in einem Körper, War Machine, der für ihn Unbekannte im Pantherkostüm und Ironman. Eigentlich hatte nicht so schnell wieder in einen Kampf involviert werden wollen. Aber was soll's? Er half Mr. Stark, Ironman, einem seiner größten Idole, indem er Verbrecher fing. Und genau das war ja eigentlich schon immer sein Traum gewesen, oder nicht? Den „normalen" Menschen helfen und sie schützen. Nur hatte er damals niemals damit gerechnet, dass eine geheime, machthungrige Organisation seine Hilfsbereitschaft ausnutzen würde. Peter war sich nicht mehr sicher, wie genau er eigentlich bei Hydra gelandet war. Seine Erinnerungen an die dunklen Zeiten der knapp zwei Jahre waren schwammig, wie hinter einer Nebelwand verborgen. Er wusste nicht mehr, was er damals getan hatte – hatte tun müssen. Es war eigentlich auch nicht mehr wichtig. Seine Vergangenheit war vorbei, er sollte sich auf die Zukunft konzentrieren. Und die lag in dem Moment hier, auf irgendeinem scheinbar verlassenen Flughafen irgendwo in Deutschland. Obwohl verlassen nicht das richtige Wort war – sie hatten dafür gesorgt, dass man den Flughafen evakuierte. Kein Außensteher sollte in diese sehr private Auseinandersetzung geraten. Peter hielt sich zurück, als Captain America in voller Ausrüstung auf den verlassenen Platz trat. Allein, seinen Schild in der Hand. Unter anderen Umständen wäre Peter aufgeregter. Er war hier mit den Avengers, den Helden, die er einst so sehr verehrt hatte, und kämpfte . . . gegen andere Avengers. Vor einer langen Zeit hatte er sich das gewünscht. An der Seite von ihnen zu stehen und mit ihnen das „Böse" zu bekämpfen. Die Frage war, ob die Leute, gegen die sie heute antraten, tatsächlich böse waren. Es war schwierig einzuschätzen. Vielleicht mochte es so wirken, als würde Peter nur hier sein, weil er sich bei Tony Stark in ein besseres Licht rücken wollte und weil er alles tat, was er sagte und alles glaubte, was er erzählte. Aber es stimmte nicht. Er war hier, um die Wahrheit herauszufinden, um zu erfahren auf welche Seite er sich eigentlich schlagen müsste. Welche Seite sprach eher für seine eigene Auffassung von Gut und Böse? Gab es das überhaupt? Peter zuckte leicht, als Stark ihm eine Anweisung zurief. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass unten auf dem Flugplatz ein Kampf ausgebrochen war. „Zwei sind im Gebäude. Barnes ist einer davon. Sie dürfen den Quinjet nicht erreichen, Parker! Halt sie auf!" Tony selbst konnte sich nicht loseisen, Steve hielt ihn davon ab. Peter richtete sich auf und schwang sich an einer Spinnenwebe einmal über das Kampfgetümmel hinweg. Roter Nebel erwischte ihn fast und Pfeile flogen um ihn herum. Rhodey sauste in seinem Anzug an ihm vorbei und attackierte von oben. Aber er schenkte seiner Umgebung kaum mehr Beachtung, sondern konzentrierte sich auf sein Ziel. Man zählte auf ihn. Er erkannte im Flughafengebäude zwei Schatten, die sich schnell bewegten. Sie rannten. Einer von ihnen musste James Barnes sein, wie Stark gesagt hatte. Peter wusste nur, dass er irgendwie zum Captain gehörte und ein verdammter Massenmörder war. Deswegen waren sie eigentlich hier – um zu verhindern, dass er fliehen konnte. Der andere Mann war einer mit Flügeln, den Peter nicht kannte. Überhaupt fiel ihm auf, dass er einige der hier Anwesenden nicht richtig kannte. Er beschloss den direkten Weg in das Gebäude zu nehmen und schwang sich mit den Füßen voran durch die Scheibe. Das Glas splitterte und Peter befand sich im Inneren. Er nutzte seinen noch vorhandenen Schwung und kickte den Flügelmann zur Seite. Der war zu überrascht, um zu reagieren. Sein Begleiter allerdings hatte Peter mehr oder weniger kommen sehen und griff an. Er schlug nach ihm, die Hand zur Faust geballt. Peter riss seinen eigenen Arm hoch und fing den Schlag mit seiner eigenen Hand. Sein Gegenüber erstarrte. „Du hast 'nen Metallarm?", rief Peter überrascht aus und betrachte ihre Hände. „Das ist – " Er stoppte. Ein Metallarm? Er hatte mal jemanden gekannt, der ebenfalls einen besessen hatte . . . Peters Blick huschte sofort hinauf zum Gesicht seines Gegenübers. Er starrte ihn ungläubig an, weil er seinen Schlag abgefangen hatte. Seine dunklen, fast schulterlangen Haarsträhnen hingen ihm teilweise ins Gesicht und der Blick aus seinen strahlend blauen Augen zeigte seine Verwirrung deutlich. Peters Atmung setzte einen Moment lang aus, während sein Herz gleichzeitig schneller zu schlagen begann. Er kannte ihn. Er kannte ihn! Aber das war unmöglich! Wie . . . er war verschwunden, noch bevor man ihn selbst aus Hydra gerettet hatte. Peter war so abgelenkt, dass er den Mann mit den Flügeln nicht sah, der plötzlich wieder wie aus dem Nichts hinter ihm auftauchte und ihn wegschubste. Er wurde mehrere Meter zurückgeschleudert – aber nicht allein. Er hatte die Hand seines alten Bekannten nicht losgelassen und riss ihn mit sich. Das hatte der Vogelmann nicht bedacht. Ehe er noch einmal angreifen konnte, erwischte ein weißer, klebriger Faden einen seiner Flügel und er stürzte ab. Kurz darauf wurde er am Boden festgeklebt. Peter war schneller auf den Füßen als sein Bekannter. Er widerstand dem Drang, sich die Augen zu reiben, denn immerhin befanden sie sich noch immer mitten im Kampf. Aber im Moment waren es nur sie beide, während draußen die anderen Avengers gegeneinander kämpften. Das war das, was zählte. Er musste das nutzen. Eine Verwechslung war einfach undenkbar. Seltsam, dass plötzlich, wie aus heiterem Himmel ein paar alte Erinnerungen seinen Kopf fluteten. Dunkle Zellen. Menschen in weißen Laborkitteln, mit Spritzen und Klemmbrettern. Peter wich einem Schlag aus. Bucky versuchte, ihn auszuschalten, oder zumindest irgendwie eine Chance für sich schaffen zu wollen, um fliehen zu können. Warum erkannte er ihn nicht? Kämpfe. Sie hatten gegeneinander kämpfen müssen. Man hatte versucht, ihn in Sachen von Kampftechniken zu verbessern. Peter griff nicht mehr an. Er wollte nicht – er konnte nicht. Aber er war auch nicht in der Lage, etwas zu sagen. Es war, als wäre seine Stimme verschwunden, sein Hals vertrocknet. Blut. So viel Blut. Und eine Stimme, die russische Wörter sprach. Er war so abgelenkt von all den alten Eindrücken, die auf ihn niederprasselten, dass er sich nicht wehrte. Er konnte nicht einmal mehr ausweichen. Kälte. Irgendwann war dort auch Kälte gewesen. Seine Finger auf kalter Haut. Kryostase. So nannten sie es in Hydra, wenn sie Bucky einfroren. Wenn sie ihn Peter wegnahmen. Er ging zu Boden. Seine Beine gaben nach, ohne jeglichen erkennbaren Grund. Elektrizität. Unglaubliche Schmerzen im Kopf, wenn sie ihnen beiden die Erinnerungen löschten und den anderen aus ihren Gedanken verbannten. Peter bekam keine Luft mehr. Seine Hand griff zu seinem Kopf und er zog die Maske von seinem Gesicht, schnappte panisch nach Luft. Sein Blick suchte Buckys. Geradezu rastlos, bis er das blau fixieren konnte, dass für ihn wie der errettende Himmel wirkte. Es war so lange her! So verdammt lange . . . „Peter?" Seinen Namen endlich wieder von dieser Stimme gesprochen zuhören sandte einen Schock durch Peters Körper. Langsam beruhigte sich seine Atmung und er streckte seine Hand in Buckys Richtung aus. Seine Finger zitterten. „Erinnerst du dich an mich?", fragte er leise. „Wie könnte ich nicht?" Buckys Worte waren noch leiser, als seine eigenen. Er nahm Peters Hand und kniete sich neben ihn auf den Boden. „Wie kommst du hier her?" Peter drückte seine Hand fest und verschränkte ihre Finger. „Ist das jetzt wichtig? Ich glaube nämlich, dass da ein paar Leute sehr wütend auf dich sind – James. Du musst gehen." Bucky schüttelte leicht amüsiert den Kopf, dann ließ er Peter los und erhob sich langsam. „Komm wieder auf die Beine Parker." Er nickte leicht. „Geh." Bucky zögerte. „Ich werde dich finden.", wisperte Peter. Tränen begannen sich in seinen Augen zu bilden. Er hatte das schon einmal gesagt. Es war schon lange Zeit her, oder zumindest fühlte es sich so an. Als er ein anderer Mensch gewesen war. Aber er hatte sich daran gehalten. Auch wenn ihr Wiedersehen eher wie ein dummer Zufall aussah. Bucky warf ihm einen letzten Blick zu. „Ich bin sicher, dass du das wirst." Dann drehte er sich um und sprintete davon. Peter blieb am Boden liegen. Blass und geschockt. Traurig. Aber auch glücklich. Loszulassen tat weh. Es schmerzte noch tausend Mal stärker, als die Gehirnwäschen von Hydra. Allerdings hieß loslassen nicht, dass es keinen Neuanfang geben konnte. Er meinte es ernst, er würde Bucky wiederfinden. Und dann . . . dann konnten sie vielleicht wirklich noch einmal von vorn beginnen, außerhalb von Hydra. 

~ Ich habe eine Winterspider Kurzgeschichte angefangen. Falls du interessiert bist, steht der Link in den Kommentaren. 

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