33. Tatkräftige Vermutung

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Gesagt getan. Direkt nach Dienstschluss hatte ich die Bibliothek von New-York geplündert und mehrere Bücher mitgenommen, welche mir hoffentlich weiter helfen können. Den Satz hatte ich mir auf einen Zettel gekrizelt. Zumindest so wie ich es verstanden hatte. Jetzt hieß es nur noch beten das es nicht ganz so falsch war.
Geschickt schlug ich das erste Buch auf. 'Such wo es am nächsten ist.' Morgana hatten die Deutschen viele Worte mit S bzw. Sch! Das würde tatsächlich den ganzen Abend dauern.
5 Stunden später hatte ich alle Wörter gefunden. Es war auch schon meine 4. Tasse Tee. Gespannt schrieb ich die übersetzten Worte auf. "Wo es am nächsten ist? Was soll das denn heißen?" Dies konnte alles bedeuten. Metaphorisch, philosophisch. Merlin, bei Gellert wusste man nie! Am nächsten.. Nah. Was sollte denn nah sein? Für Gellert nah? Graves nah? Uns nah ? Ein Klopfen an der Tür holte mich aus meinen Gedanken. Wer kam denn um die Uhrzeit noch hier her? Schnell schob ich die Bücher zusammen bevor ich zur Tür ging und diese öffnete. "Mr. Abernathy?" Überrascht betrachtete ich den Mann vor mir. Der arme sah total aufgelöst aus. "Verzeihung, ich weiß das es unhöflich ist so spät noch zu klopfen besonders wenn man nicht eingeladen wurde, aber ich muss mit Ihnen reden. Bitte." Ein wenig überrumpelt trat ich zur Seite. Der Zeitpunkt war nicht der günstigste, jedoch war es nicht meine Art ihn einfach weg zu schicken. "Kommen Sie. Da draußen ist es doch kalt." Dankbar betrat er die kleine Wohnung. Schnell nahm ich ihm seine Jacke ab und führte ihn in das bescheidene Wohnzimmer. "Setzen Sie sich doch. Wollen Sie etwas trinken?" Kurz überlegte Er. "Ja bitte. Das wäre sehr nett." Nickend legte ich die Bücher zur Seite. "Ich fürchte ich kann nur mit Tee dienen." Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. "Tee klingt wundervoll, danke." Er war der erste Amerikaner der Tee trank.
Wie er es wünschte brachte ich ihm wenige Minuten später eine Tasse Tee. Neugierig ließ ich mich in den Sessel fallen, welcher ihm gegenüber war. "Was kann ich denn für Sie tun?" Freundlich lächelte ich ihn an. Diese Geste schien ihn ein wenig zu beruhigen. "Nun, ich hörte das Sie ebenfalls nach Mr. Graves suchen. Ich dachte...ich wollte fragen ob es denn etwas neues gibt?" Sichtlich nervös spielte er mit seinen Fingern am Rand der Tasse. Etwas misstrauisch musterte ich ihn. "Deswegen kommen Sie extra so spät hier her? Sie hätten doch Miss Goldstein direkt fragen können. Sie bei allen Aufträgen dabei." Sein Blick lag auf der Tasse. Das Gespräch schien ihm unangenehm zu sein. "Er und die Präsidentin sind sich sehr nahe, wissen Sie? Viele denken er ist steif, egoistisch und ein Arschloch, aber dem ist nicht so. Er hat vielen geholfen und steht geschlossen hinter seinen Leuten. Ich hatte es zu Beginn nicht leicht. Ich bin von keiner reichen oder mächtigen Familie. Das einzige was ich habe ist reines Blut. Trotzdem war es schwer für die anderen mich als Leiter zu akzeptieren. Graves hat mir geholfen. Er hat mich motiviert und mir gezeigt wie ich mich nicht unterkriegen lasse.
Die letzten Monate verhielt er sich anders. Noch distanzierter als sonst und irgendwie kalt. Ehrlich kalt, nicht nur das professionelle kalte. Ich hab es gemerkt! Ich wusste das er anders war aber.. " Er stoppte. Verzweifelt blickte er in seine Tasse und nahm einen großen Schluck. "Ich verstehe. Sie geben sich in gewisser Weise Schuld an der Situation?" Beschämt wich Er meinem Blick aus. "Sie kennen Grindelwald am besten", begann er leise. "Hat er Ihnen denn irgendwas gesagt? Einen Hinweis? Sir bitte. Wir müssen Graves finden." Verzweiflung klang in seiner Stimme mit. "Ich fürchte nein. Ich wusste es selbst nicht. Ich hatte Gellert Jahre lang nicht getroffen und Graves kannte ich auch nicht. Ich dachte er wäre wie er. In gewisser Weise natürlich. Ich schätze wir beide haben indirekt gemerkt das etwas nicht stimmte, waren aber zu blind um das offensichtliche zu begreifen." Wieder ein Mal verschwand ein Funken Hoffnung aus seinen Augen, genau wie bei Goldstein zuvor. "Das ist nicht fair. Grindelwald hat seine Sachen getragen, seinen Namen und Ruf beschmutzt und in seinem Manor gelegt als wäre es sein eigenes! Wahrscheinlich hat er sogar in Graves Bett geschlafen!" Angewidert stellte er die Tasse zurück auf den Tisch. "Ich denke da kann ich Sie beruhigen. Warum sollte Grindelwald extra bis nach Irland gehen, nur um in Graves Manor zu leben?" Der Blick welchen er mir zuwarf sprach Bände. Er sah mich an als sei ich völlig verrückt geworden. "Sir, wer sagt denn etwas von Irland? Klar, Graves hat mehrere Anwesen aber sein Hauptsitz ist hier in Amerika." Mein Körper fühlte sich an als sei er in kaltes Wasser geworfen worden. "Moment, er hat hier ein Haus? In Amerika??" Unsicher rutschte Abernathy auf dem Sofa hin und her. "Ja? Nur weiß niemand die genaue Position, außer der Präsidentin. Sie ist die einzige." Er trank den letzten Schluck und stand auf. "Ich danke Ihnen Mr. Dumbledore. Es tat gut mal mit jemandem zu reden." Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen als er zur Tür ging. "Sie lernen Deutsch? Eine wirklich wunderbare Sprache." Schmunzelnd apparierte er. Den letzten Satz verstand ich nicht wirklich, aber das war jetzt unwichtig. Ich hatte Informationen die mir mit etwas Glück Graves Aufenthalt verrieten. Ohne großartige drüber nachzudenken schnappte ich mir meine Jacke und apparierte so schnell es ging in den MACUSA. Morgana sei gedankt das die Präsidentin auch diesen Tag länger als vorgesehen arbeitete. Mit schnellen Schritten lief ich auf ihr Büro zu, bevor ich anfing zu rennen. Ohne zu klopfen riss ich die Tür auf. Erschrocken ließ sie ihre Feder fallen. "Was.. MR. DUMBLEDORE!" Mehr überrascht als Wütend bereitete sie sich vor mich heftig zu tadeln, jedoch unterbrach ich sie einfach. "Wo ist Graves Manor?" Schweigen. "Wie bitte?" Seufzend trat ich näher. "Madame ich denke nicht das wir die Zeit haben genaueres zu besprechen. Ich glaube ich weiß wo der Direktor ist."
Ihr Gesichtsausdruck verrutschte. "Wo ?" Das war alles was sie sagte. Die Feder und das Papier vor ihr waren längst vergessen. "Graves Manor, Ma'am. Ich bin mir ziemlich sicher."

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