2. Ein Unglück nach dem anderen

1.4K 70 34
                                    

Die ersten beiden Stunden, welche ich an diesem Morgen frei hatte, nutzte ich dafür, zu versuchen eins und eins zusammen zu zählen. Die ganze Nacht über hatte ich versucht irgendwie herauszufinden, was Grindelwald hier in Großbritannien wollen könnte, jedoch konnte ich mir einfach keinen Reim darauf bilden. Seine Großtante Bathilda wollte er gewiss nicht besuchen.

 Seufzend drehte ich den warmen Anhänger in meiner Hand hin und her. Er musste doch gewiss wissen, dass ich seine Anwesenheit früher oder später herausfinden würde, besonders da wir indirekt wohl beide einen Schwur geleistet haben, in welchem wir uns gegenseitig aus dem Weg gingen. Seine Gründe waren von anderer Bedeutung als die meinen, jedoch wusste er ganz genau weswegen ich ihn mied. An die rationalste Begründung dafür dachte er wahrscheinlich nicht einmal mehr, da ich selbst diese zu verdrängen versuchte. An manchen Tagen schämte ich mich sogar ein wenig dafür, in den Nächten jedoch, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als es noch einmal erleben zu dürfen. 

Müde rieb ich mir über die Augen. Bei dem Gedanken daran, verzogen sich sowohl mein Herz, als auch mein Magen immer noch unangenehm. Jedoch half es auch nichts wie ein Sack Kartoffeln auf seinem Bett zu liegen und über die Frage 'was wäre wenn?'nachzudenken. Demnach schwang ich mich aus dem Bett, verstaute die Kette wieder in dem kleinen Schubfach, nahm meine Tasche und machte mich allmählich auf den Weg zum Klassenzimmer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Da das Klassenzimmer diesen Morgen noch unbenutzt war, betrat ich dieses und begann auch schon meinen Unterricht vorzubereiten. Mit einem einfachen Schwenk meines Zauberstabes, ließ ich die Tische sich von allein an den Rand stellen, sodass in der Mitte des Zimmers genug Platz war. Auch holte ich aus einem angrenzendem Raum eine Art Schrank, welcher heute eine sehr wichtige Rolle spielen wird. 

Nicht ganz 20 Minuten später trudelten auch schon die ersten Schüler nach und nach ein. Als schließlich alle da waren, stellte ich mich nach Vorne neben den Schrank, welcher bereits neugierig gemustert wurde.  "Wie ihr sicher alle nur unschwer erkennen könnt, steht neben mir ein alter Schrank und auch die Tische werden heute nicht benötigt werden. Aber keine Sorge, ihr müsst keine alten verstaubten Kleider reinigen, wobei das sicherlich manchmal durchaus nützlich sein könnte.", erklärte ich mit einem leichten Schmunzeln. "In diesem Schrank befindet sich etwas, was für jeden individuell anders aussieht. Genaugenommen ist der Fachbegriff dafür  'Irrwicht' . Das ist ein Wesen, welches die Gestalt eurer größten Angst annimmt. Der Gegenzauber dafür lautet 'Riddikulus'. Ich möchte das jeder von euch diesen klar und deutlich mehrmals wiederholt. Es ist wichtig, dass ihr euch dabei vorstellt, das aus eurer größten Angst etwas ganz lustiges wird, da das Lachen, welches durch den Zauber hoffentlich ensteht, den Irrwicht in die Flucht schlagen wird. Nachdem ihr euch sicher seid, dies zu beherrschen, möchte ich, dass ihr euch nacheinander in einer Reiher aufstellt. Ihr braucht keine Angst haben, wenn es nicht zum ersten Mal funktioniert. Im Fall der Fälle bin ich ja immer noch da um euch zu helfen. Viel Erfolg."


Die Stunde verlief ausgesprochen gut. Beinahe jeder hatte es geschafft, den Zauber gleich beim ersten Mal korrekt auszuführen. Aus diesem Grund beschloss ich, ein paar Minuten eher Schluss zu machen, als wie die Stunde normal ging. Ich war gerade dabei meine Tasche zu packen, als ich bemerkte, dass mich ein Schüler des Hauses Gryffindor verstohlen musterte. Lächelnd drehte ich mich zu diesem um. "Mr. McLaggen, kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte ich ihn, worauf er leicht verlegen mit dem Fuß scharrte. "Nun, Professor, ich wollte eigentlich fragen, naja zumindest interessierte es mich, was wohl ihr Irrwicht darstellt.", murmelte dieser, sichtlich verlegen vor sich hin. Für ein paar Sekunden verschwand mein Lächeln aus meinem Gesicht, bevor ich es schnell wieder aufsetzte. "Es ist kein Problem zu fragen, immerhin kenne ich auch Ihre größte Angst. Ich glaube mein Irrwicht würde mir einen Haufen völlig zerrissener und durchlöcherter Socken zeigen. Es gibt nichts schlimmeres , als nicht genug Socken zu besitzen.", gab ich schmunzelnd zu, was den Jungen vor mir mich total irritiert ansehen ließ. "Socken? Natürlich...es gibt nichts schlimmeres.", murmelte er schnell. "Auf wiedersehen Professor." Schnell nahm er seine Tasche vom Boden auf, bevor er das Klassenzimmer verließ. Er ahnte nicht, was diese Frage in mir auslöste. Ich wusste nicht was mich erwarten würde, wenn ich einem Irrwicht gegenüber stehen würde, jedoch wusste ich, dass ich an beidem wohl innerlich zerbrechen würde. 

Langsam schulterte ich meine Tasche, als ich hinter mir ein leises knarzen der Tür vernahm. "Mr.McLaggen, haben sie noch etwas vergessen?" Schnell drehte ich mich um, als ich jedoch erkannte das dies nicht einer meiner Schüler war, der den Raum betreten hatte.  "Mr. Travers, ich bin ein wenig überrascht. Darf ich fragen was sie so unangekündigt in die Mauern von Hogwarts getrieben hat?", grüßte ich ihn freundlich, jedoch blieb seine Mimik genauso kalt, wie ich es von ihm kannte. "Lassen Sie die Formalitäten, Dumbledore. Sie können sich doch gewiss denken, weswegen ich hier bin.", knurrte er unfreundlich, bevor er auf mich zutrat und mich mit einem prüfendem Blick beinahe durchlöchert. "Nun, ich bin nicht sicher. Jedoch glaube ich kaum , dass Sie hier sind um herauszufinden, was Ihr Irrwicht sein wird, oder irre ich da?" Schnaubend drehte sich Travers nun komplett zu mir. "Lassen Sie diesen Unfug. Ich bin hier, da auch Sie sicherlich bemerkt haben müssten, dass nicht einmal mehr MACUSA Grindelwald festhalten kann. Das Ministerium gibt Ihnen hiermit die aller letzte Chance sich uns anzuschließen und Grindelwald zu besiegen, da, glauben Sie mir, es fällt mir nicht leicht das zu sagen, Sie der einzige sind der ihm Ebenbürtig ist. Deswegen frage ich Sie jetzt ein letztes Mal: Werden Sie Grindelwald bekämpfen?" 

Schweigend lehnte ich mich an dem Tisch hinter mir an bevor ich den Blick auf meine Füße richtete. Ich kannte Travers und wusste das er mich nicht leiden konnte, weswegen er mir jedes falsche Wort anlasten würde. Das Ministerium war eh insgeheim davon überzeugt, dass ich hinter Grindelwald stand, da diese über meine Vergangenheit mit ihm bescheid wussten. Sie dachten, wir wären uns so nah wie Brüder gewesen, jedoch war ich ein wenig froh, dass sie nur dies annahmen. Selbst wenn meine privaten Angelegenheiten mir nicht im Weg stehen würden, wären mir die Hände gebunden. "Es tut mir leid...aber wie ich bereits die anderen Male sagen musste, ich kann nicht gegen Grindelwald vorgehen, geschweige denn Ihn bekämpfen. Ich stelle mich nicht gegen das Ministerium, jedoch werde ich dieses in dieser Situation nicht unterstützen können. Mir sind gegen meinen Willen die Hände gebunden, jedoch hat das Ministerium all meine Vorschläge nicht berücksichtigt und sich darüber hinweggesetzt. Ich kann es ebenfalls nur ein letztes Mal sagen: Die unterdrückende Art des Ministeriums und die Art und Weise wie dieses mit den Leuten umgeht, treibt immer mehr Anhänger in seine Arme."

Ein kurzes Schweigen hüllte das Zimmer ein, bevor Travers wiederzu sich kam. "Dann haben Sie Ihre Seite gewählt, Dumbledore.", eiskalt durchschnitt seine Stimme die Stille, bevor ich ein leises metallisches Geräusch vernahm und kurz darauf etwas kaltes an meinen Handgelenken spürte. "Das Ministerium wird von nun an über jeden von Ihnen ausgeführten Zauber benachrichtigt werden. Ebenso werden Sie fürs erste vom Unterricht suspendiert. Bis in eine noch nicht voraussichtliche Zeit werden Sie keinen Schüler mehr unterrichten, jedoch kann ich es Ihnen nicht verbieten sich hier auf dem Anwesen aufzuhalten. Das ist eine Sache, die der Schulleiter mit Ihnen klären muss. Aber lassen Sie sich eines sagen: Das Ministerium wird Sie ganz genau unter Aufsicht stellen und sobald es nur den kleinsten Hinweis darauf gibt, dass Sie mit Grindelwald oder sonst wem aus seiner fanatischen Gruppe Kontakt haben, oder aufbauen, werde ich Sie persönlich mit größtem Vergnügen nach Askaban bringen lassen und dafür sorgen, dass der Schlüssel weggeworfen wird." Mit diesen letzten Worten drehte er sich um und verschwand. Noch immer leicht von der Situation überrumpelt, sah ich auf die metallischen Armbänder , welche sich eng an meine Handgelenke schmiegten.  Das Travers über die Antwort nicht sehr erfreut sein würde, war mir bereits bewusst gewesen, aber das er zu so drastischen Mitteln greifen würde, hätte ich nicht erwartet. 

Frustriert rieb ich mir die Schläfen. Seid einigen Wochen wuchs mir einfach ne Menge über den Kopf. Die Sache mit Grindelwald hat das Fass nur zum überlaufen gebracht. Ergeben nahm ich meine Tasche und lief auf mein Zimmer zu, welches ich das erste Mal überhaupt abschloss. In diesem Moment wollte ich einfach niemanden sehen. 

Nachdem ich die Tasche abgestellt hatte, lief ich auf meinen Schreibtisch zu und entnahm diesem die Kette, welche jetzt viel wärmer war, als noch am Morgen, was bedeutete, dass Grindelwald mir noch näher gekommen ist, wenn er nicht sogar bereits direkt in London war. Seufzend betrachtete ich den Anhänger, bevor ich ihn in meiner Hand einschloss und zum Fenster trat. Geistesabwesend blickte ich in den Himmel, welche mit ein paar Wolken bedeckt war. "Wo bist du....und was willst du in London..."

When History Is Rewritten.Where stories live. Discover now