9. Der MACUSA

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Ich arbeitete nun schon seid fast einer Woche für den magischen Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika. Oder kurz 'MACUSA'. Hingegen meiner Erwartungen verlief es, um ehrlich zu sein, wirklich gut. Die meisten waren sehr freundlich und haben mir auch schnell geholfen mich hier ein zu finden. Die Präsidentin hielt ihr Wort und schien auch so eine sehr ehrenwerte Dame zu sein, die wusste was sie tat und was in ihrer Ministerium vor sich ging. Graves war Graves. Zu seinen Auroren war er genauso, wie zu mir als ich ihn kennenlernte. Jedoch bemerkte ich eines ziemlich schnell: Er war streng, ja. Er hasste Fehler, er lächelte nie und gab direkte Befehle. Seine sarkastischen, beinahe zynischen Bemerkungen und Kommentare konnten oft verletzen, aber trotz allem war er nie ungerecht.
Er stand hinter seinen Leuten, auch wenn diese es nicht immer bemerkten. Als Außenstehender hatte ich da meinen Vorteil. Vorgestern hatte eine junge Aurorin, Porpentina Goldstein, einen Fehler bei einer Mission gemacht. Sie hätte durch ihr Temperament, welches Sie wohl nicht zügeln konnte, beinahe sich und die anderen Auroren auf der Mission in Gefahr gebracht. Graves hatte diesen Einsatz geleitet und konnte daher ohne das es Verletzte gab noch alles regeln. Als die Gruppe zurück in den MACUSA kam, hörte man schon wie die anderen Auroren laut auf die junge Miss Goldstein einredeten, worauf Umstehende auf die Situation aufmerksam gemacht worden.
Anstatt dem Tadel zuzustimmen, schickte Graves die Auroren in die Cafeteria des MACUSA um sich einen Kaffee zu kaufen. Goldstein hatte in diesem Moment unbeschreiblich Angst um ihren Job. Ich hörte wie sie immer wieder hektische Entschuldigungen murmelte und beteuerte wie sehr ihr dies leid tat und wie dumm sie doch gewesen sei.
Ehrlicher Weise hatte ich erwartet das Graves sie wirklich degradieren, oder wenigstens abmahnen würde, aber was er zum Ende tat überraschte mich. Er legte Miss Goldstein die Hand beruhigend auf die Schulter und reichte ihr, sowie mir letztens in Azkaban, das feine Seiden-Taschentuch von sich. "Tina, jetzt beruhigen Sie sich doch endlich. Es wird heute niemand gefeuert. Ich will nur eines wissen. Was war Ihr Fehler?", fragte er, was die junge Dame vor ihm stuzen ließ. "Ich... Mein Temperament, Sir. Ich hatte mein Temperament nicht unter Kontrolle und habe daher leichtsinnig gehandelt und dabei alle, mich eingeschlossen in Gefahr gebracht, Sir", flüsterte sie.
Nickend stimmte Graves ihr zu. "Das ist richtig. Sie haben nicht nachgedacht und gegen meinen Befehl gehandelt. Ich möchte den diesmaligen Bericht von Ihnen, Miss Goldstein. Nehmen Sie sich ruhig den Rest des Tages dafür Zeit, sowie zwei Blätter mehr in welchen Sie mir Ihren Fehler noch ein Mal in Ruhe erklären, damit Sie sich diesen einprägen und hoffentlich nicht mehr tun werden."
Das war der Moment, in welchem ich Graves zum ersten Mal tatsächlich als Mensch und nicht als kalten, sarkastischen Eisblock entgegen sah.

Lächelnd an die Erinnerung betrat ich den MACUSA und wurde wie jedes andere Mal auch von dessen Eingangshalle beeindruckt. Es war sehr prunkvoll, aber wirklich hübsch. Es hatte etwas altes, etwas das Geschichte erzählte. Besonders die Statue der Hexen zur Zeit der Hexenverbrennung von Salem, hatte es mir angetan. Dies war tausend Mal besser als diese Mugglefeindliche Statue im MoM.
Als ich mich von dieser los reißen konnte, lief ich zur Aurorenzentrale, da Graves mir wie jeden Morgen neue Aufgaben zuteilen würde.
Als ich jedoch vor seinem Büro ankam und Klopfen wollte, bemerkte ich, dass die Tür einen Spalt offen stand. Von innen kamen Stimmen an mein Ohr. Eine davon gehörte Graves, das war an dem leicht irischen Akzent zu erkennen, die andere jedoch kannte ich nicht. Der amerikanische Akzent jedoch war sehr ausgeprägt.
Neugierig wie ich war, lugte ich durch den Spalt in's Büro hinein. Tatsächlich konnte ich dort eine Person ausmachen. Klein, braune Haare, trug einen Anzug und stand eindeutig in demütiger und unterwürfiger Haltung vor einer anderen Person, wahrscheinlich Graves da ich sonst keine weiteren Stimmen hörte. Für gewöhnlich hatte er sonst nie länger Besuch. Oder er plante dies alles für den Morgen,da um diese Uhrzeit noch kaum jemand da war. Ich selbst bin etwas zeitiger als sonst.

Als die kleinere Person kurz verstohlen zur Seite sah, erkannte ich sie endlich. Es handelte sich um Abernathy, dem Head der Wand-Permit Abteilung. Für gewöhnlich war er im Keller und leitete diese. Ab und an brachte er dem Direktor Berichte, war dann aber viel zu schüchtern um großartig mit ihm zu reden oder ihm gar in die Augen zu sehen. Höchst wahrscheinlich da er so großen Respekt vor diesem Mann hatte.
Gerade sah ich, wie dieser Graves etwas reichte. Ein Blatt Papier oder so. Graves an sich konnte ich nicht sehen, da er direkt hinter der Tür stand, jedoch war es kurz darauf für einige Momente still. Ich hatte schon Angst bemerkt worden zu sein, als Graves schließlich etwas antwortete. Was genau verstand ich leider ebenfalls nicht. Seine Stimme klang verzerrt. Er wollte wohl auf Nummer sicher gehen das ihn tatsächlich keiner hörte, außer der Mann vor ihm.
Langsame Schritte waren zu hören und eine Hand schob sich in mein Sichtfeld. Die Hand von Graves. Er überreichte Abernathy etwas kleines. Es funkelte leicht im Licht und schien aus Silber zu sein, soweit ich es erkennen konnte. Ehrfürchtig nahm es Abernathy entgegen, als könnte es zerbrechen, bevor er es in seine Jackentasche gleiten ließ.
Höchstwahrscheinlich bedankte er sich, da er den Kopf leicht neigte.
Gerade noch rechtzeitig bemerkte ich, dass das Gespräch wohl zu Ende war und konnte mich so leise es ging zwei Meter von der Tür entfernen.

Als Abernathy aus dem Büro kam, bemerkte er mich erst nicht, bis er mir einen leicht verwirrten Blick zu warf. "Ähm, kann ich Ihnen helfen?", fragte er und wirkte total normal. Als wäre eben nichts gewesen.
"Oh, nein. Ich glaube das ist nicht nötig. Ich wollte gerade zu Mr. Graves. Ist das Büro denn frei?"
Kurz färbten sich die Wangen des anderen Mannes rot und er begann nervös seine Krawatte zu richten. Etwas wobei ich ihn schon öfter beobachtete. Meist wenn Mr. Graves oder eine andere autoritäre Person in der Nähe waren.
Seltsamer Mann. "Ja natürlich. Der Direktor ist nur gerade sehr beschäftigt. Vielleicht sollten Sie noch ein bis zwei Minuten warten." Damit verschwand er auch schon wieder Richtung Keller.

Vorsichtig trat ich zurück an die nun komplett geschlossene Tür,bevor ich anklopfte.
Nach dem typischen 'herein', kam ich der Aufforderung nach und betrat das Büro. Unauffällig sah ich mich um. Es wirkte nicht anders als sonst.
Neugierig verfing sich mein Blick aber auf einer Akte, welche geöffnet auf dem Schreibtisch von Graves lag. Darauf war ein Bild von... Graves?
Der Direktor schien zu bemerken das ich verwirrt die Augen zusammen kniff, weswegen er die Akte schwungvoll schloss. "Was glotzen Sie so? Haben Sie nichts wichtigeres zu tun? Was wollen Sie überhaupt?", zickte er mich an. Wahnsinn wie schnell seine Laune sinken konnte. "War das eben Ihre Akte?"
Augenblicklich flogen Graves Augen für den Bruchteil einer Sekunde auf die Akte zurück. "Problem damit? Ich darf ja wohl meine eigene Akte vervollständigen und kontrollieren."
.. Merlin war der sauer. Ich habe doch nur eine einfache Frage gestellt gehabt. "Wenn Sie dann nichts weiter zu tun haben, muss ich Sie bitten zu gehen. Es gibt heute keine Aufgaben für Sie. Morgen auch nicht. Machen Sie sich ein paar schöne Tage, aber Nerven Sie nicht. Ich hab dank dieser Zweiten Salemer genug um die Ohren." Seufzend ließ er sich auf seinem Schreibtischstuhl nieder und rieb sich die Nasenwurzel. "Verzeihung, aber ich hab einfach etwas Stress und kaum Zeit. Fragen Sie doch Goldstein ob Sie Ihr helfen können oder sehen sich die Stadt an. Wenn es neues gibt werde ich Sie sofort kontaktieren", fügte er, nun deutlich friedlicher, hinzu.
Nickend verabschiedete mich.
Leise schloss ich die Tür hinter mir. Irgendwie war sein Verhalten merkwürdig.

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