26. Misstrauen

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Der Abend kam schneller als erwartet, zum Glück. Wer weiß was ich heute sonst noch alles ausgeplaudert hätte. Das Travers zu solchen Mitteln griff machte es mir nur noch umso schwerer, meinen Plan Gellert zu rehabilitieren umzusetzen. Es würde mich nicht wundern wenn er dieses Tränklein an mir getestet hat. Abscheulich sowas, jedoch konnte ich ihm keine Vorwürfe machen. Wäre ich damals mit Gellert gegangen, wäre ich gewiss genauso geworden, daher hatte ich kein Recht ein Wort darüber zu verlieren. Wie lange hielt die Wirkung des Serums bitte noch an?? Gellert sagte doch, es würde sich gegen Abend bessern. Tja, bis jetzt merkte ich davon nicht viel. Wenn man vom Teufel sprach. Keine fünf Minuten später klopfte es bei mir an der Tür. Müde erhob ich mich von dem Sofa und lief zur Tür, bevor ich diese öffnete. Ohne zu fragen ob er reinkommen darf, trat Gellert ein. Prüfend ließ er seinen Blick durch den Flur wandern, machte sich sein Urteil und hing seinen Mantel weg. Es war mir unangenehm, aber langsam hatte ich mich an die schwarzen Haare, sowie das markante Gesicht gewöhnt. Ich habe gelernt es zu mögen, auch brachte der Schönheitsfleck immer ein Bedürfnis diesen zu küssen. Der wahre Graves musste ein sehr hübscher Mann sein. In dieser Situation war ich jedoch froh, dass er keine Frau hatte. Gellert hatte inzwischen schon das sogenannte Wohnzimmer betreten. Zum Glück behielt er seine Meinung zu der Wohnung für sich. Da seine Laune am Morgen schon unterirdisch war, wollte ich nicht noch einen genauso unterirdischen Spruch zu der gemieteten Wohnung hören. "Wie geht es dir?" Als wäre es seine Wohnung, nahm er wie selbstverständlich auf dem Sessel platz. "Ich denke gut, zwar noch etwas durch den Wind aber.." Etwas angepisst unterbrach Gellert mich. "Das war nicht meine Frage." Irritiert sah ich zu ihm. Ich hasste es unterbrochen zu werden. Er zwar auch, aber sich an die eigene Nase zu greifen kam für ihn nicht in Frage. "Liebst du mich?", war seine nächste Frage. Wieder überkam mich der Drang sofort mit der Wahrheit rauszurücken. Natürlich liebte ich ihn, aber es war normalerweise nicht meine Art das an die große Glocke zu hängen. "Natürlich liebe ich dich!" Und mein Mund tat es erneut. Frustriert strich ich mir das Haar zurück. "Im Ernst? Was bitte sollte diese Frage?" Das ich sichtlich gereizt war, war nicht zu überhören. "Kleine Überprüfung der Situation." Lässig zuckte er mit den Schultern. Manchmal könnte ich ihn echt zum Mond schießen. "UND DA HÄTTEST DU NICHT FRAGEN KÖNNEN WIE JEDER NORMALE MENSCH AUCH?!" Merlin, seine Gelassenheit ging mir verdammt gegen den Strich. "Mh? Was hast du denn? So war es lustiger. Man bist du heute empfindlich. Nagt der Trank an deinem Humor oder was??" Humor? Wow, ich wusste das seine Definition von Humor etwas anders ist, aber so? Gut zu wissen. Beleidigt steuerte ich auf das Sofa zu. "Willst du was trinken?" Gelangweilt winkte er ab. "Ich bin nicht zum Vergnügen gekommen, Albus. So viel Zeit das ich sie vergeuden kann hab ich auch nicht", grummelte er. Er war also geschäftlich hier. Das konnte nie was gutes heißen. Nun war es nicht nur Gellerts Laune, die langsam in den Keller wanderte. "Ich sagte dir von Anfang an, dass ich mit deinen Machenschaften nichts zu tun haben will." Kaum hatte ich den Satz beendet, verengten sich die Augen des Mannes vor mir zu Schlitzen. "Machenschaften? Wie gut das auch ich nichts kriminelles mache. Deswegen war ich nicht mal hier. Es ist gut zu wissen was du wirklich über mich denkst. Vielleicht sollte ich Travers Aufgabe übernehmen und dir seine Fragen stellen?" Fest biss ich die Zähne zusammen. Das war eindeutig eine Drohung. Er zeigte mir mehr als deutlich, dass er am längeren Hebel saß und ich mich besser fügen sollte. Er hatte mich in der Hand und schreckte nicht davor zurück es gegen mich zu verwenden. "Was willst du hier, Gellert." Die Lage kühlte sich immer weiter ab. Das war kein Spaß mehr und auch kein foppen nur um den Stand zu verteidigen. Das war purer Ernst. "Was ich hier will ist egal. Darf ich mich nicht mit meinem Freund über bestimmte Dinge unterhalten?" Die Frage war so scheinheilig, dass mir schlecht wurde. "Kommt auf die sogenannten Dinge an. Ich will nichts wissen was mich erneut zurück nach Askaban bringen kann, wobei mein Wissen bereits Grund genug für eine Hinrichtung ist. Also zieh mich bitte nicht noch tiefer mit in den Abgrund. Das kann ich nicht gebrauchen." Damit war die Stimmung vollkommen gekippt. "Soso, ich reite dich also in die Scheiße? Mein Lieber du vergisst erneut das dich niemand zu all dem zwingt. Du bist freiwillig hier. Alles was zwischen uns passiert ist wolltest du, demnach hast du das ganz allein geschafft." Eiskalt lief es mir den Rücken runter. Er hatte Recht. Ich wurde nie zu etwas gezwungen oder manipuliert. Ich trug sein Geheimnis mit mir rum weil ich es wollte, ich küsste ihn weil ich es wollte und ich schlief mit ihm weil ich es wollte. Unangenehm zog sich mein Magen zusammen. Gellert hatte sich erhoben und kam mir bedrohlich nahe. Da ich noch saß, befand er sich klar in der dominanteren Position. Hartnäckig blickte ich zu ihm hoch. "Liebling  du weißt genau so gut wie ich, dass du mich brauchst. Also mach mich nicht wütend denn du weißt wie nachtragend ich bin. Das wollen wir beide nicht, oder?", schnurrte er. Er war sich seiner Macht über mich bestens bewusst. Mit festem Griff hielt er mein Kinn zwischen zwei Fingern. Sein Griff war schmerzhaft, jedoch wollte ich ihm nicht den Gefallen tun und es ihm zeigen. Das wäre wie Sahne auf Kakao zu geben. "Bist du jetzt wieder ein braves Vögelchen und hörst zu, ja?" Mein Mund schmeckte nach Blut, so doll biss ich mir auf die Zunge. Gellert schien dies als Antwort zu sehen und sein Lächeln wurde immer kälter. Gerade gab es nichts was ich an ihm liebenswert fand. Das einzig gute war, dass er Graves Gesicht trug. Sonst hätte ich diese Situation nicht überstanden, da war ich mir sicher. "Ich will das du aufhörst zu versuchen den großen Retter zu spielen. Sankt Dumbledore der Heilige, der Mann der das böse Monster Gellert Grindelwald geläutert hat und zu einem braven Hund erzogen hat, der schön bei Fuß geht und nebenbei den kleinen Küken was beibringt. Das wolltest du doch, oder? Das ich Lehrer werde wie du? Merlin bist du peinlich und naiv. Genau wie damals. Wann verstehst du endlich das es im Leben nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern auch Grau?! Um Dinge erreichen zu können, um Dinge besser machen zu können braucht man Taten. Jede Revolution brachte Opfer mit sic, aber das ist der Preis der Freiheit, der Gerechtigkeit. Es kann nur Frieden geben, wenn davor Krieg wütete. Wir beide wissen das ich dabei richtig liege." Ich hatte ihn ewig nicht so sprechen gehört, zumindest nicht mit mir. War das etwa sein wahres Gesicht? Ich wusste es nicht und wollte es auch nie in meinem Leben wissen. "Dabei dachte ich du liebst mich. Ich dachte du bist der einzige Mensch der mich wirklich versteht, der sieht das ich kein Monster bin. Ich dachte du liebst mich so wie ich bin Albus. Denn ich tu es. Ich verurteile dich nicht für das was du tust, ich vergebe dir immer wenn du mir weh tust und liebe dich. Ich liebe dich so wie du bist." Sein Ton war plötzlich ganz sanft. Seine Augen schienen nicht zu lügen, Morgana, er wirkte so unfassbar aufrichtig, aber ich wusste nicht ob es die Wahrheit war. Verzweiflung stieg in mir auf, jedoch nicht nur das. Schuldgefühle nagten an mir. Habe ich wirklich zu unrecht so schlecht von ihm gedacht? Gellert entfernte sich von mir. Seine Augen strahlten Schmerz aus. "Ich hoffe du wirst dir deiner Gefühle bewusst bevor es zu spät ist." Damit drehte er auf dem Absatz um und verließ das Haus. Unter Schock blickte ich an die Stelle, an welcher er noch eben gestanden hatte. 


Vor der Tür wartete bereits eine zweite Person, Graves rechte Hand. Gellerts Augen waren kalt und seine Mimik nicht lesbar. An den zweiten Mann gewandt wurde nur ein Satz ausgetauscht: "Töte ihn wenn er die falsche Entscheidung trifft und zwar ohne zu zögern." Dann apparierte er und kurze Zeit später auch die zweite Person.

Ich hingegen war von meinen Gefühlen überwältigt. Ich wusste nicht mehr was Realität und was Schein, Wahrheit oder Lüge war. Das eine einzige Person der Grund dafür war, machte mir Angst.

When History Is Rewritten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt