16. Beinah Aufgeflogen

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Von Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht wurde ich geweckt. Von weit her konnte man sogar vereinzelte Vögel hören.
Gähnend öffnete ich die Augen. Ich lag in meinem Bett. Wieso lag ich in meinem Bett? Was ist denn aus dem Rest des Abends geworden?
Verdutzt wollte ich mich aufsetzen, als mich irgendwas zurück hielt. Langsam ließ ich meine Augen an die Stelle wandern und sah, dass ein Arm um mich gelegt war. Nicht mein Arm, so viel war sicher.
Meine Brust war nackt und auch sonst fühlte es sich peinlicherweise so an, als würde ich nichts tragen.
Panik und Gewissheit stieg in mir auf. Gellert war gestern gar nicht nach Hause gegangen. Merlin!
Entsetzt sah ich neben mich. Dort lag er, schlafend wie ein Engel, die Augen geschlossen, das Haar zerzaust sodass ihm einige Strähnen in die Stirn vielen und nackt. Gellert war nackt. Genau wie ich. Wir waren nackt... WIR HABEN MITEINANDER GESCHLAFEN!
"Oh Merlin, oh Merlin, oh Merlin, oh Merlin. Was mach ich denn jetzt?!"
Mühsam versuchte ich meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Ich hatte ein riesen Problem. Mein Plan war Gellert umzustimmen, nicht mit ihm im Bett zu landen. Wenn das raus kommen würde wäre ich erledigt.
Frustriert sah ich wieder zu Gellert. Er schlief noch immer, dass war zumindest schon mal gut. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, wenn er wach wird. Wird er einfach gehen? Wird er auch einsehen das dies ein Fehler war? Wird er bleiben und so tun als sei alles beim alten? Ich wusste es nicht. Daher würde ich mich hüten ihn zu wecken. Davon abgesehen brachte ich es auch einfach nicht übers Herz. Er sieht so friedlich aus, wenn er schläft. So unschuldig, so wunderschön. Wie ein Engel. Es ist selten das ich seine Gesichtszüge so entspannt sehe. Jedoch finde ich sieht er da, natürlich auch wenn er lächelt, am schönsten aus.
Vorsichtig um nicht all zu viel Bewegung auf das Bett zu bringen, befreite ich meinen Arm unter dem seinen und streckte meine Hand nach ihm aus. Er war so wunderschön. Sein Haar glänzte richtig als die Sonne darauf schien. Wie sehr habe ich mir Jahre zuvor gewünscht, dass er neben mir liegen würde wenn ich aufwache. Das er mich in seinen Armen hält und nicht mehr gehen lässt. Das er mich wachküsst, oder ich ihn. Jedoch waren das alles nur dumme Träume eines naiven Mannes, der noch an die große Liebe glaubte. Eines Mannes, der sich nur ein Mal in seinem Leben richtig verlieben würde.
Langsam strich ich ihm die Haarsträhnen zurück von der Stirn. Sein Haar war so unbeschreiblich weich. Innerlich musste ich mir jedoch eingestehen, dass ich sein langes Haar vermisste. Es war golden, hatte wundervolle Locken, hat in der Sonne gefunkelt und war weich wie Seide. Es ist wirklich ein Jammer das er es abgeschnitten hatte.
Meines hatte ich ja auch gekürzt, jedoch nicht aus modischen Gründen. Es half mir ein Stück weit Gellert hinter mir zu lassen. Mein Spiegelbild erinnerte mich nicht mehr an den kleinen Jungen von damals, der alles tun würde um nur wieder an der Seite dieses Mannes zu sein. Nachdem ich sie gekürzt hatte wirkte ich älter. Ich sah etwas anders aus. Es half, wenn auch nur bedingt. Das schlimmste war immer die Stille, auch Jahre danach noch.
Seufzend schüttelte ich den Kopf und zog meine Hand zurück. Gellert hatte es wahrscheinlich geschnitten, da er es noch aus dem ersten Krieg so kannte. Die Deutschen hatten doch alle kurzes Haar, da es für Militär stand, oder? Da Gellert zum deutschen Adel gehörte, war die eigentlich die einzig wahrscheinliche Erklärung.

Behutsam hob ich Gellerts Arm an, um mich so langsam es ging diesem zu entziehen.
Ganz ganz vorsichtig legte ich diesen auf die Stelle, an welcher ich zuvor lag.
Es brachte nichts sich in Erinnerungen und Wünschen zu suhlen. Ich hatte einen Auftrag und diesen musste ich erfüllen, so weh es mir auch tat. Mit einem letzten Blick auf den friedlich schlafenden Engel in meinem Bett, zog ich mir so leise es ging etwas über.
Ich hatte Glück dass Gellerts Kleidung noch hier war.
Flink lief ich auf den Haufen zu und schnappte mir Gellerts Hose. In der ersten Tasche war nichts, bei der Zweiten jedoch hatte ich Erfolg. Morgana und wie ich den hatte. In der Tasche war sein Zauberstab, nein, es war der Elderstab. Der mächtigste Zauberstab von allen. Schmerzlich durchzogen mich alte Erinnerungen an die Pläne die wir schmiedeten. Die Gerüchte waren also wahr. Er hatte ihn gefunden und das nur da ich ihn nicht von abgehalten habe.
"Nein Albus, den Stab suchst du nicht. Zumindest nicht nur", murmelte ich als ich den Stab auf den Boden legte. In der Hose war noch etwas. Es war in der selben Tasche wie der Stab. Ein verkleinertes Buch. Es hatte Gellerts Initialen darauf. Was wenn dort seine Pläne drin standen?? Oder spezielle Zauber die er auf Dauer selbst kreiert hatte! Das wäre ein Weg ihn zu stoppen!
Fasziniert drehte ich das kleine Büchlein in meiner Hand. Es war einfach gebunden, jedoch deuteten die feinen Verzierungen darauf hin, dass nur jemand mit Gellerts Blut es öffnen konnte. War ja klar das er sein Zeug mit uralter, verbotener Blutmagie schützt. Brilliant, aber für mich absolut schlecht.
Ich war so in das Buch versunken, dass ich nicht bemerkt hatte, dass auf meinem Bett niemand mehr lag. Erst als ich etwas kaltes an meinem Nacken spürte, gefror mir das Blut zu Eis und ich ließ das Buch fallen.
"Was, in Merlin und Morganas Namen, tust du bitte an meinen Sachen?!", zischte die Person hinter mir. Die Stimme war noch etwas rau, als sei er eben erst aufgewacht, jedoch besaß sie eine angsteinflößende Kälte. "G-Gellert... Ich..."
Schockiert entkam mir ein quietschen, als ich nicht gerade sanft umgedreht wurde und in zwei ungleiche Augen blickte, in welchen gerade ein Sturm tobte.

When History Is Rewritten.Where stories live. Discover now