65. Ein Rätsel

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Lily

„Wir sollten uns langsam fertig machen. Wir müssen heute doch zum Ordenstreffen.", nuschelte James nach einiger Zeit gegen mein Haar und ließ mich durch seine Worte tatsächlich überrascht aufschrecken. Shit. Da war was. Und ich roch hier nach Alkohol wie kein anderer. Bei Merlin, einen besseren Zeitpunkt für diesen Mist konnte ich mir auch nicht aussuchen oder? Gott war das peinlich. Das machte einen super Eindruck. Einen wirklich guten Eindruck.
„Oh nein. Der Orden. Ich hab's total vergessen.", jammerte ich und sackte wieder zurück in die Arme meines Freundes. Und wenn ich allein daran dachte, wie mich meine Freunde anschauen würden, die wussten, weshalb ich so schwerfällig am heutigen Tage war. Bei Merlin, das war zum heulen.
„Alles gut. Du gehst einfach duschen. Wirklich viel wirst du ja jetzt bestimmt nicht essen wollen. Ich mach dir Müsli. Beeil dich aber. Ich würd auch gern noch duschen. Das rumgerenne in der Wohnung hat mich gestern wirklich zum schwitzen gebracht.", legte James amüsiert und mit vibrierender Brust fest, was mich jedoch nur schwerfällig seufzen ließ. Meine Güte, so war das alles nicht geplant. Aber man musste das beste draus machen. Und das tat James momentan. Er war echt der beste.
„Alles klar. Danke, du bist der beste.", murmelte ich, gab James einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe ich mich gequält erhob und zum Bad begab. Eine schöne Dusche würde bestimmt helfen. Sie musste einfach. Sonst würde das heute nichts werden.

„So, alles klar. Ich geh duschen. Hab dir ein bisschen was in die Schüssel getan.", kam mir James lächelnd entgegen, deutete auf den Tisch und verzog sich selbst im Badezimmer. Nun durchaus erholter und mich etwas lebendiger fühlend setzte ich mich an den Tisch und schob mir den Löffel mit Müsli in den Mund. Mir war zwar überhaupt nicht nach essen zu Mute, doch hatte mein Freund recht. Ich müsste was essen. Dann würde es mir bestimmt besser gehen. Ich brauchte heute Kraft und Energie. Bei Merlin, ich hörte mich schon wie meine Mutter an.

Kopfschütteln legte ich die Schüssel und den Löffel in die Abwäsche zu James leerem Geschirr und begab mich in unser Schlafzimmer. Es wäre dann wohl doch besser, wenn ich mit etwas anderem, als mit meinem Bademantel dort aufkreuzen würde. Auch wenn der gerade so bequem war, dass ich ihn gern angelassen hätte.
Vernehmend, dass James wohl auch im Bad fertig war, öffnete ich meine Schrankhälfte und blickte verunsichert hinein. Was zog man denn bitte zu einem Ordenstreffen an? Ich wollte da nicht zu aufgetakelt aufkreuzen, aber auch nicht nur in normaler Jeans und Shirt.
„James? Was zieht man dazu an?", fragte ich den in den Raum tretenden Jungen, ohne ihn anzuklicken. Viel eher schaute ich verzweifelnd meine Klamotten im Schrank an. Ich mein, wir würden heute viele Mitglieder des Ordens kennenlernen. Danach jedoch sogleich zu einem Auftrag gehen. Was sollte man denn dann bitte anziehen?
„Naja, ich würde denken die schwarze Jeans und...das weiße Shirt mit deiner blauen Jeansjacke. Wir müssen heute ja durch London laufen. Da würden Umhänge etwas auffallen.", stellte er sich neben mich und suchte die Kleidungsteile heraus, ehe er sie mir reichte. Überrascht schaute ich zu ihm auf und ehrlich verblüfft über seine Entscheidungsfähigkeit. Ich mein, ich wusste schon immer das er einen guten Geschmack hatte. Nur wusste ich nicht, dass er seine Klamotten innerhalb von zwei Sekunden zusammenstellte.
„Ja, cool. Danke.", meinte ich verdattert, kehrte mich vom Schrank weg und zog mich sogleich um. Also eines musste man James lassen, er wusste echt was zusammen passte. Das stand mir ja schon irgendwie. Jetzt brauchte ich Hestia immerhin nicht mehr. James war ein viel besserer Berater.

„Denkst du, das geht so? Oder ist hier irgendwas auffällig für Muggel?", fragte James, nachdem ich schon meine Ballerina übergezogen und in meiner Handtasche alles verstaut hatte. Interessiert wandte ich mich um, in Richtung des Türrahmens unseres Schlafzimmers, wo James nun stand und mich fragend anblickte. Interessiert musterte ich seine Kleidung und nickte einverstanden. Das ging eindeutig so.
„Ja, siehst gut aus. Wie immer. Hauptsache kein Mädel macht sich an dich ran. Dann vergess ich die ganzen Todesser, glaub mir.", scherzte ich lachend und begegnete dem belustigten, aber auch irgendwie glücklichen Blick meines Freundes. James sah halt auch einfach unverschämt gut aus. Und das auch, wenn er nur eine Jeans und einen dunkelgrünes Shirt trug. In einem Hemd würd ich ihn ohne mich garantiert nicht weggehen lassen. Aber in London gab es um einige mehr weibliche Wesen, als in Hogwarts.
„Das einzige Mädchen das sich überhaupt an mich ran machen darf, bist du. Und außerdem wissen wir ja noch gar nicht, ob wir nicht doch zusammen einen Auftrag bekommen.", entgegnete er lächelnd und griff nach seiner dünnen Lederjacke, ehe er in seine Schuhe schlüpfte und selbst fertig zum losgehen war. Grinsend betrachtete ich ihn und genoss das schnelle Schlagen meines Herzens nach seinen Worten.
„So, wir können. Lass uns unten in der leeren Gasse apperieren.", griff sich James seinen Zauberstab, steckte ihn ein und öffnete mir galant die Türe. Einverstanden nickte ich und konnte nun wirklich nicht mehr leugnen, dass sich meine Aufregung steigerte.

„Hey ihr beiden.", umarmte uns sogleich auch Ann, sobald wir durch die Tür in den großen Raum traten, wo schon viele Mitglieder vertreten waren. Lächelnd erwiderte ich die Umarmung und begegnete schon den amüsierten blicken meiner Freunde. Auch Sirius war schon zu uns gestoßen, hinter ihm die Brille tragende Hestia. Ihr schien es wohl noch schrecklicher zu gehen. Und das, obwohl sie es schon fast gewohnt war.
„Na Lily, wieder besser drauf? Ich muss schon sagen, ich liebe diese Seite an dir. Du solltest sie öfter ausleben. Eine Schande das du nicht mein Saufkumpane auf Hogwarts geworden warst.", legte Sirius geschwisterlich einen Arm um meine Schultern, fing sich jedoch nur einen bösen Blick meinerseits ein. Der sollte mal schon still bleiben. Es reichte schon, dass ich nicht wirklich auf der Höhe war. Das sollte nur nicht jeder im Raum mitbekommen.
„Sei bloß still. Nie wieder so viel. Ich sag's euch.", murrte ich und umarmte Hestia zur Begrüßung leicht, welche mir ein müdes Lächeln schenkte.
„Sorry.", flüsterte ich ihr zu und hoffte, dass sie es auch wirklich so auffasste. Denn mir tat es echt leid. Ich wusste echt nicht, was in mich gefahren war. Denn gemerkt, wie ihre Wohnung aussah, hatte ich mir nicht. Nicht wirklich genau.

„Habt ihr die ersten Tage in der neuen Wohnung gut überstanden oder wollte ihr wieder getrennt leben?", hinterfragte Remus grinsend und mit Schalk in den Augen, als wir uns einen der Stehtisch im Raum suchten, um unsere Getränke abzustellen. Er schien wohl gewusst zu haben, dass eine betrunkene Lily nicht das gelbe vom Ei war. Aber apropos Ei.
„Ne, ne. Das Zusammenleben passt schon. Das einzige was mir bis heute aber ein Rätsel bleibt sind die zwei Eier und das Bratfett am Donnerstag morgen in unserer Küche.", erklärte ich und bekam sogleich die Zustimmung meines Freundes. Wir hatten echt keinen Plan wo die her kamen. Nicht das es schlecht war in dem Moment. Sonst hätten wir vorher einkaufen gehen müssen, bevor wir hätten frühstücken können. Doch trotzdem war es verwunderlich.
„Ach naja, nachdem Hestia und Sirius fast verhungert wären nach ihrem Einzug haben Rem und ich dafür gesorgt, dass ihr das nicht tut.", grinste Ann schief in die Runde und ließ James und mir ein Lichtlein aufgehen. Die beiden hatten das also in die Küche gestellt. Naja, darauf hätten wir auch kommen können.
„Echt? Bei Merlin danke. Sonst hätten wir beim Bäcker frühstücken müssen.", bedankte sich James bei unseren Freunden herzlich, während ich ihnen erleichtert zulächelte. Also das war mal was. Wir hatten echt geniale Freunde. Das konnte man nicht leugnen.
„Wir konnten doch nicht zulassen, dass ihr verhungert.", scherzte Remus grinsend und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Doch Zeit für ein anderes Gesprächsthema blieb schon gar nicht mehr. Denn kaum hatte er diese Worte ausgesprochen machte Dumbledore auch schon auf sich aufmerksam.

Jily für immer - 2Where stories live. Discover now