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Kapitel 3

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Dumpf erwachte mein Verstand in die dämmrige Finsternis hinein, die über einer klaren Wasseroberfläche hing. Meine Sinne schienen wie betäubt. Das einzige, das ich wahrnahm, war das entfernte Ticken einer Wanduhr und ein leuchtend gelbes Augenpaar vor mir. Die tiefschwarzen Pupillen weit aufgerissen, in ihnen ein Sog, der mich gefangen hielt. Blacks vernarbter Wolf starrte mir aus dem Dunkeln entgegen, die Atmung flach und kontrolliert, und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, bevor ich die Situation noch zur Gänze erfasst hatte. War ich tatsächlich ... hier? Meine Hände vor mir ausstreckend, stellte ich fest, dass ich sie nicht sehen konnte. In der Abwesenheit jeglicher Lichtquelle besaß ich keine Hände; keine Finger; keine Gliedmaßen. Ich war, so viel konnte feststellen. Doch wo war hier?

Ein dunkles Grummeln aus der Richtung des Augenpaars schreckte mich auf und ich ließ schlagartig meine Hände sinken, während die undurchdringbare Finsternis um den Wolf zu verwässern schien. Dunkelheit, zäh und klebrig, hing an Blacks Fell, zog bei jeder Bewegung Fäden, die mit einem dumpfen Geräusch auf der Oberfläche des Sees unter ihm auftrafen, bevor sie sich darin auflösten. Ihre Schwärze färbte das blaugrüne Wasser unter Isaac ein, bis der Spiegel zu einer glänzenden Platte geworden war. Ich verlor jeden Halt; desorientiert griff ich um mich, in die Finsternis, aber ohne Erfolg. Mit rasendem Herzen stürzte ich auf die schwarze Oberfläche zu, die plötzlich Meter unter mir zu liegen schien. Zu meiner Erleichterung nahm mein Fall ein jähes Ende, als meine Knie hart auf der gläsernen Oberfläche aufschlugen. Einige Meter vor mir spiegelte sich ein einzelner Lichtreflex auf dem schwarzen Glas. Wo bin ich? Was ist das für ein merkwürdiger Ort?

Das dumpfe Geräusch, das Blacks Pfoten nun auf der schimmernden Unterlage machten, mischte sich mit dem Kratzen seiner Krallen, und sorgte dafür, dass sich die Haare auf meinen Armen aufstellten. Langsam hielt der Wolf auf mich zu, den Kopf gesenkt, und ich fühlte mich unwillkürlich an die Sichtung im Wald erinnert. Doch ich war nicht mehr im Wald. Weder auf der Lichtung noch in der Villa. Nichts umgab mich. Nur Blacks Schritte hallten in der endlosen Schwärze wider, in der ich mich befand.

„Wieso bist du hier?", rief ich gepresst, als ich meine Stimme gefunden hatte. „Was willst du von mir?"

Meine Worte verloren sich, ohne eine Reaktion bei Black hervorzurufen. Unbeirrt hielt der schwarze Wolf weiter auf mich zu und ich spannte die Muskeln in meinen Beinen an, um zurückzuweichen. Aber die zähflüssige Dunkelheit, die an Blacks Fell klebte, schlang sich um meine Knöchel und machte ein Vorwärtskommen unmöglich. Nunmehr unfähig mich zu bewegen, starrte ich den Wolf schwer atmend an, als eine Stimme durch das Dunkel drang. Weit entfernt und dumpf hallte sie wider, aber ich konnte ihren Besitzer trotzdem ausmachen. Neal rief nach mir. Neal, der wüsste wie Black hier sein konnte. Wo wir uns befanden. Doch egal wie sehr ich mich bemühte, meine Füße waren schwer wie Blei, umgeben von zähen Schatten.

Black hob die Lefzen an, sodass es beinahe wirkte, als würde er lächeln. Die scharfen Reißzähne leuchteten aus der Dunkelheit entgegen wie eine Erinnerung daran, dass er gefährlich war. Nicht minder als du, schoss es mir durch den Kopf.

„Ich weiß nicht was du von mir willst, aber wir müssen nicht kämpfen", beschwor ich ihn, da mir keine andere Alternative blieb, als mit ihm zu verhandeln.

Ein dunkles Knurren erfüllte die endlos wirkende Dunkelheit und jagte einen neuen Schauer meinen Rücken hinab. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Isaac anderer Meinung war. Unter meinen eingehenden Beschwörungen und seinen animalischen Lauten verringerte sich der Abstand zwischen uns, bis die aufsteigende Panik in mir sich zu einem mitreißenden Strudel verdichtet hatte, der meinen verzweifelten Versuchen freizukommen jede Kraft raubte. Dieser seltsame Raum konnte nur Teil eines Traums sein. Doch was, wenn ich nicht aufwachen würde? Wenn Black mich hier anfallen sollte? Seine Schritte wurden länger, gehetzter, die Krallen schliffen in einem geisterhaften Rhythmus über den gläsernen Boden, während ich mich in einem letzten Aufgebot gegen die schwarzen Fesseln auflehnte, die um meine Knöchel geschlungen waren.

Saving Cara - Band IIWhere stories live. Discover now