Wahrer Mut (Bagginshield)

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Ich habe tatsächlich seit Ewigkeiten mal wieder einen Bagginshield Oneshot geschrieben.
Die Idee dazu kam mir, als ich vor einiger Zeit endlich mal wieder "Eine unerwartete Reise" geschaut habe.
Da ich die Szene relativ am Ende, wo Bilbo Thorin das Leben rettet, bevor die Adler kommen, sehr mochte, habe ich sie hier in Worte gefasst.

Ich hoffe, es gefällt euch, und... ja, habt noch einen schönen Tag☺💛
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Das Feuer loderte um ihn herum und eine sengende Hitze lag in der Luft.
Bilbo hing an der großen Kiefer, die Arme fest um einen Ast geschlungen, da er sonst abgestürzt wäre. Der in Flammen stehende Baum hing am Rand der Schlucht, die so tief war, dass der Hobbit nicht einmal einen Blick nach unten wagte. Nicht mehr lange und der Baum würde mitsamt den Zwergen und Bilbo daran hinabrutschen.
Aber das war im Moment die kleinste Sorge des Halblings, denn als er seinen Kopf hob, sah er Thorin.
Der Zwergenprinz schritt zwischen dem brennenden Holz hindurch, sein Schwert Orcrist in der Hand, bereit, sich dem weißen Ork zu stellen, der ihm vom Rücken eines Warges aus zornig entgegenblickte.
Es war ein majestätischer Anblick und Bilbo sollte ihn noch lange in Erinnerung behalten. Dennoch packte ihn im Moment die Angst. Er hatte Thorin bereits ein paar Mal kämpfen sehen und er schien einiges an Kraft und Schnelligkeit zu besitzen, doch gegen den riesigen Ork wirkte er auf einmal so viel kleiner. Und dieser Zorn in den Augen des bleichen Orks jagte Bilbo einen Schauer über den Rücken. Azog der Schänder nannte man ihn. Als der Hobbit gehört hatte, wie Balin von ihm erzählte, hatte er sich nicht wirklich eine Vorstellung von dem großen Ork machen können. Nun aber erschien er ihm furchteinflößender als alles, was ihm auf seiner Reise bisher begegnet war, die Trolle und Steinriesen eingeschlossen.
Und er wusste, er wusste einfach, dass Thorin keine Chance gegen Azog hatte.
Er wollte ihm eine Warnung zurufen, doch seine Stimme war viel zu heiser. Ohnehin hätte er sowieso nicht auf den Hobbit gehört, so wie er die Sturheit der Zwerge kannte.
Von allem, das Bilbo wusste, konnte er in gewisser Weise verstehen, wieso Thorin darauf aus war, den bleichen Ork zu töten - immerhin hatte dieser seinem Großvater den Kopf abgeschlagen und viele seines Volkes in den Tod gerissen. Und doch war es so unglaublich dumm von dem Zwergenprinzen, ihm jetzt die Stirn zu bieten. Der Ork würde ihn in Stücke reißen, dachte Bilbo verzweifelt, und niemand würde ihn aufhalten.
Er sah, wie Thorin versuchte anzugreifen, und von dem Warg ein paar Meter weiter geschleudert wurde. Das Schwert war ihm aus der Hand gefallen und er musste verletzt sein, da er sich nicht rührte.
Gleich ist es vorbei, dachte Bilbo und blickte sich hektisch nach den anderen Zwergen um. Aber die waren alle damit beschäftigt, nicht in die Schlucht zu stürzen, und konnten nichts tun.
Auf einmal wurde der Halbling sich der Klinge bewusst, die an seinem Gürtel hing. Wahrscheinlich war es nicht einmal ein richtiges Schwert, wie Balin gesagt hatte, doch man konnte sich damit verteidigen.
Bevor er überhaupt wusste, was er tat, hatte Bilbo sich auf den Baumstamm hinaufgezogen und hielt die Waffe in der Hand.
Eher ein Krämer als ein Meisterdieb, schoss ihm Thorins Stimme durch den Kopf.
Du wirst niemals zu uns gehören. Du bist kein Kämpfer.
Nein, ein Kämpfer war er wahrhaftig nicht. Daheim hatte es nie Grund für irgendwelche Kämpfe gegeben, und gewaltsames Blutvergießen war für Bilbo keinesfalls die richtige Lösung.
Gandalf hatte gesagt, wahrer Mut bedeutete nicht, Leben zu nehmen, sondern Leben zu bewahren.
Und genau das würde er tun - ein Leben bewahren. Das Leben seines Freundes. Zumindest würde er es versuchen, auch wenn seine Chancen nicht besonders gut standen. Er, ein gewöhnlicher Hobbit aus dem Auenland, gegen Azog den Schänder und seine Orkmeute?
Nicht darüber nachdenken, sagte er sich und rannte vorwärts, die Hand fest um die Klinge geklammert.
Ein Ork hatte sich über Thorin gebeugt und wollte ihm gerade die Kehle durchschneiden - doch nein. Mit einem Satz hatte Bilbo sich auf ihn geworfen, zerrte ihn von Thorin weg und stach auf ihn ein, bis er sich nicht mehr regte.
Der Zwerg gab ein leises Stöhnen von sich und Bilbo fragte sich bangend, wie schlimm er verletzt war. Mit allem Mut, den er aufbringen konnte, stellte er sich zwischen Thorin und die Orks, das Schwert kampfbereit erhoben.
Azog deutete auf ihn und fauchte etwas, das der Hobbit nicht verstand. Er konnte sich jedoch denken, dass er soeben den Befehl gegeben hatte, ihn zu töten, da sich ein Warg näherte.
Unsicher schwang Bilbo die Klinge umher, um ihn einzuschüchtern, was ihm jedoch misslang. Das Tier kam immer näher und fletschte bedrohlich die Zähne.
Immer noch voller Furcht, aber bereit, seinen Freund gegen alles zu verteidigen, hob er das Schwert.
Und dann waren plötzlich die anderen Zwerge da; sie stürmten in Richtung der Orks und schwangen ihre Äxte. Unter lautem Gebrüll und Rufen in Khuzdûl stellten sie sich dem Feind entgegen.
Einen Moment lang stand Bilbo einfach verdutzt auf der Stelle, dann stürzte auch er sich ins Gemetzel und stach so gut es ging auf alles Orkische ein, das ihm in die Quere kam. Seine Angst hatte er hinter sich gelassen, wie die anderen Zwerge war er nur noch von Wut erfüllt.

Thorin, der verwundet am Boden lag, bekam von alldem nur Bruchteile mit. An was er sich jedoch deutlich erinnerte, war der Halbling, der den Ork erstach, um ihm das Leben zu retten.
Ausgerechnet der Halbling.
Keiner von den Zwergen, obwohl Thorin nie an deren Treue gezweifelt hatte, sondern Bilbo war es, der ganz allein auf die Orks losging. Solch eine dumme und mutige Tat hatte der Zwergenprinz noch nie mit angesehen.
Du wirst niemals zu uns gehören, hatte er dem Hobbit erst vor wenigen Minuten klar gemacht, und trotzdem war dieser bereit, sein Leben für ihn zu riskieren.
Es schien, als hätte Thorin sich in ihm getäuscht, und zwar gewaltig. Ja, so falsch hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gelegen.
Und er hoffte inständig, dass er noch die Gelegenheit bekommen würde, Bilbo das zu sagen.

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