Like a thief (Inception)

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Dieser Oneshot ist zu Inception, genauer gesagt zu Arthur und Eames, die meine Lieblingscharaktere sind. Nachdem ich ein paar FF's gelesen hatte, wurde ich komplett von diesem Shipping überzeugt und mittlerweile liebe ich es einfach zu sehr. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel sich aus den vielleicht fünf Minuten Interaktion, die sie im Film haben, entwickelt hat.

Der Oneshot enthält keine Spoiler und hat auch nicht mit der Handlung von Inception zu tun, man kann es also auch einfach so lesen.

Das einzige, was man dafür vielleicht wissen sollte, ist, dass ich oft Metaphern mit Träumen verwendet habe, teilweise metaphorisch, teilweise aber auch wörtlich gemeint. Da sich die Figuren in Träumen bewegen können, die sie miteinander teilen, könnte man also auch alles wörtlich sehen - es spielt im Grunde aber gar keine Rolle.
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Er ist ihm nicht plötzlich verfallen, plötzlich wie mit einem Knall. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, kein Traum, der auf einmal in Erfüllung geht - so etwas existiert nicht in der realen Welt.
Liebe kommt nicht plötzlich wie eine Explosion, die deine Welt erschüttert, oder eine Erkenntnis, die sie auf den Kopf stellt. Sie kommt schleichend, wie ein Dieb, der sich an dich heranpirscht und dich stiehlt, ganz ohne dass du etwas merkst.
Und wenn du es schließlich tust, wird dir bewusst, dass du es nie anders wolltest.

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Als Arthur Eames kennenlernt, findet er seine Kleidung etwas zu bunt und sein Grinsen etwas zu breit und seine Fähigkeiten als Dieb und Fälscher unübertroffen. Er ist beeindruckt, abfällig und irritiert zugleich. Bei der ersten Gelegenheit geraten sie aneinander - Arthurs Sorgfältigkeit und Eames' Leichtsinn passen nicht zusammen. Arthurs ordentlich gefalteten Hemden und Eames' zusammengewürfelte Kleidung auch nicht.
Arthur kann nicht einmal sagen, warum er überhaupt mit ihm zusammenarbeitet - abgesehen von der Tatsache, dass er der Beste seines Fachs ist, doch das ist professionell und er hat das Gefühl, bei Eames geht es irgendwie um etwas Persönliches.

Persönliche Gefühle halten ihn nie von seiner Arbeit ab.
Außer, wenn sie es doch tun.

So oft macht Eames ihn verrückt, antwortet mit scharfer Zunge auf seine Bemerkungen und erwidert seine Blicke. Arthur nimmt an, es würde ihm auf die Nerven gehen, bis er realisiert, dass es genau umgekehrt ist - es ist der Grund, wieso er insgeheim die Arbeit mit ihm schätzt. Natürlich bringen sie die ganze Sache kein Stück weiter mit ihren Streitereien und neckenden Bemerkungen, doch gerade diese Spannung ist es, die Arthur so reizt.
Er ist schon immer ein sehr ordentlicher Mensch gewesen und legt Wert auf Sorgfältigkeit und professionelle Distanz. Und dennoch gefällt es ihm insgeheim, darüber hinaus zu sehen. Die Ordnung zu brechen. Neues zu erforschen. Es ist Eames, der diese völlig neue Seite an ihm hervorbringt.
Für jeden, der sie auch nur eine Minute beobachtet, ist es offensichtlich, dass sie nicht zueinander passen. Aber es ist genauso offensichtlich, dass sie es doch tun.
Es ist ein Widerspruch in sich - ein Paradoxon, eine Unmöglichkeit.

Es dauert eine Weile, bis aus den Kollegen, die sich einfach gern ein wenig ärgern, Freunde werden. Keiner von ihnen weiß genau, wie oder wann es passiert ist.
Arthur erinnert sich nur an dem Moment, in dem er gemerkt hat, dass er ihm vertraut.
Der Traum ist verzerrt und instabil und bricht beinahe zusammen, als er zu Boden geht, überwältigt vom Angriff der Projektionen. Plötzlicher, gellender Schmerz lässt die Welt um ihn herum verschwimmen. Seine Wahrnehmung beschränkt sich auf das vertraute Gesicht, das schemenhaft vor ihm auftaucht, und den grausamen Schmerz in seiner Seite, und das Wort, das er mühevoll über die Lippen bringt. Bitte.
Nur Sekunden später ist er aufgewacht, aus dem Traum gerissen durch die Kugel, die seinen Kopf durchdringt, und es ist vorüber. Auch Eames öffnet die Augen, und als Arthur ihn ansieht, kann er nicht anders, als das Bild, das er von ihm hat, noch einmal zu überdenken.
Eames ist nicht nur ein Fälscher, der sich Identitäten anderer Leute zulegt, nicht nur ein Dieb, dem man nicht vertraut.
Eames ist jemand, auf den er sich verlassen kann - egal, was getan werden muss.

~

Eames und er sind viele Dinge. Sie sind Komplizen. Sie sind Partner. Sie sind Freunde. Sie sind Vertraute und Gefährten auf dem gefährlichen Weg, den sie eingeschlagen haben.
Es ist der Gedanke, der sich langsam in ihren Verstand schleicht - der Gedanke, da könnte noch mehr sein. Sie könnten noch mehr sein.

Arthur glaubt, er versteht allmählich, dass er etwas an ihn verloren hat. Trotz allem ist Eames immer noch ein Dieb und er hat Arthur etwas gestohlen, so wie er andere Leute bestiehlt. Der Unterschied ist, dass Arthur nie versucht hat, ihn aufzuhalten. Und dass er es nie erwähnt hat, mit keinem Wort, also tut Eames es auch nicht und sie stehen sich selbst im Weg; dem, was sie vielleicht sein könnten, vielleicht sein sollten.

Es zieht sich über eine lange Zeit. Gemeinsame Jobs und Restaurantbesuche, Gespräche im Dunkeln und heimlich ausgetauschte Blicke; Momente aus einem anderen Leben, in einer Traumwelt, wo die Zeit schneller vergeht und sie längst glücklich sind.
Sie erschaffen sich ihre eigene Welt, doch sie tun es langsam, behutsam. Gemeinsam tasten sie sich voran und erforschen diesen Traum, lassen sich darin fallen und tun, als würden sie nichts bemerken. Sie träumen immer größer und fast verlieren sie die Realität aus den Augen.
Die Realität, in der sie noch immer ein Abstand trennt, in der ihre Blicke voller Verlangen sind statt Erfüllung, in der all die Möglichkeiten und Ideen noch zwischen Traum und Wachsein verschwimmen.

Bis Eames ihn gegen eine Wand drückt, sein Atem heiß auf seinem Gesicht, und ihn küsst, als wäre es das einzige, das Sinn ergibt, als wäre es die logische Schlussfolgerung, als könnte es nicht anders sein. Es geschieht in einem Traum, oder vielleicht ist es auch real, doch das spielt keine Rolle, denn Arthur kann nicht daran denken, er denkt nur an Eames, Eames mit seinem Leichtsinn, mit seinen Neckereien, und seinen weichen Lippen, die auf seinen liegen, und dann denkt Arthur überhaupt nichts mehr, sondern er fühlt, und es ist das realste, was er je empfunden hat.

Und dann merkt er es; dass er ihm verfallen ist, vollständig, ohne einen Zweifel, rettungslos. Er kann nichts mehr dagegen tun, denn es geht so viel länger zurück, als dass es ihm bewusst ist.
Und er fällt und fällt und fällt, und vielleicht träumt er das alles nur und wird nie aufkommen, einfach immer weiter fallen. Vielleicht ist das hier nur sein Traum. Aber das ist ja nicht wichtig.

Wichtig ist, dass Eames da ist, wenn Arthur aufwacht. Dass Eames da ist, um ihn aufzufangen, ihn in den Armen zu halten und mit rauer Stimme Darling in sein Ohr zu flüstern. Dass er den Kopf auf Arthurs Schulter legt, wenn ihn die Müdigkeit überkommt, warm und vertraut und beinahe tröstlich.

Arthur ist ein realistischer Mensch, das war er schon immer. Er weiß, dass was auch immer zwischen ihnen ist, nicht für immer halten kann. Ihre Leben lassen es nicht zu. Die ständige Gefahr macht es unmöglich.
Aber gerade durch Eames hat er gelernt, an alles Unmögliche zu glauben, und er will sich der Illusion von Sicherheit und Geborgenheit hingeben, und sei es es nur für einige Zeit.
Und sie werden sich nicht verlieren; das ist die Gewissheit, die Arthur mit sich trägt, die eine Sache, die er sicher sagen kann.
Sie haben ein Auge aufeinander - egal an welchem Ort oder zu welcher Zeit, egal in welcher Realität.

Manchmal sitzt Arthur allein in einem dunklen Zimmer, mit einem bitteren Geschmack auf den Lippen und einem erdrückenden Gefühl in der Brust, und dann denkt er daran, an ihre Gewissheit, ihr Versprechen.

Manchmal erscheint ihm ein Augenblick zu perfekt, um real zu sein, und sein Totem sagt ihm dennoch die Wahrheit; und dann denkt er nicht daran, weil er es nicht muss, weil er es weiß, weil er es fühlt.

~

Eames ist der Dieb, der Arthurs Herz gestohlen hat. Er hat sich in seine Träume geschlichen, ohne dass Arthur ihn aufhielt - nein, er hat ihn selbst hinein gelassen. Er hat sich in Arthurs Verstand geschlichen, kennt all seine Schwächen und bewegt sich mühelos durch das Labyrinth seiner Gedanken. Und er hat sich in Arthurs Herz geschlichen, ganz leise, und Arthur hat nichts gemerkt, bis er zu fallen begann und in dem Traum landete, der nicht nur ihm gehört, sondern auch Eames.
In der Welt, die sie zusammen aufgebaut haben; ein sicherer Ort, der weder real ist noch erträumt, weil er ihnen gehört.

♡ Oneshots ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt