Barduil Oneshot (Teil 2)

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~Zeitsprung - nach der Schlacht der fünf Heere~

"Warum habt Ihr das getan? Warum habt Ihr mich geküsst?", fragte Bard und blickte hoch in das emotionslose Gesicht des Elben.
"Lassen wir doch die Höflichkeit."
"Warum?", wiederholte Bard.
"Du hast ein ehrliches Herz, Bard, König von Thal.", sagte Thranduil.
Bard senkte den Kopf. "Ich bin kein König."
"Noch nicht." Der blonde Elb fuhr fort: "Ein König braucht eine Königin an seiner Seite."
"Ich brauche keine. Ich hatte einmal eine Frau, und ich schwor mir, niemals eine andere zu lieben.", erzählte Bard mit belegter Stimme. Er war sich nicht sicher, ob er nicht gerade dabei war, den Schwur zu brechen.
Thranduil sah ihn an und es war, als würde die Maske der Ausdruckslosigkeit von seinem Gesicht fallen.
"Auch ich hatte eine Frau, die ich über alles liebte, und auch ich schwor mir, mein Herz keiner anderen Elbin zu schenken."
Beide blickten sich in die Augen, tiefblau traf dunkelbraun. Dann fasste Bard sich ein Herz.
"Ich kann Euch nicht sagen, wie, aber Ihr habt mir meine Liebe zurückgebracht. Ich schulde Euch unendlichen Dank dafür."
Der König lächelte leicht amüsiert. "Hatte ich nicht gesagt, wir lassen die Höflichkeit?"
Bard versuchte zu nicken, doch es fiel ihm schwer, einen hohen Elbenkönig plötzlich mit Du anzusprechen.
Besagter König kam näher und beugte sich langsam zu ihm hinunter. Bard fühlte sein Herz schneller schlagen und ehe er etwas denken konnte, berührten sich ihre Lippen erneut.
Obwohl der Bogenschütze diesmal darauf vorbereitet war, überwältigte ihn das Gefühl von Neuem. Doch dieses Mal war der Kuss leidenschaftlicher. Bards Finger krallten sich in Thranduils Mantel fest; der Elb vergrub eine Hand in seinem Haar, schlang seinen anderen Arm um ihn und zog ihn näher. Ein lieblicher Duft umhüllte den Bogenschützen und er kam sich in seiner einfachen Kleidung schäbig vor. Doch Thranduil kümmerte sich nicht darum, er umfasste ihn noch enger und als er behutsam eine Hand in seinen Nacken legte, brachte den Mann diese Berührung fast um den Verstand.
Schließlich löste sich der Elb sanft von ihm und seine blauen Augen strahlten ihn an. Atemlos stolperte Bard ein paar Schritte zurück.
Thranduil griff nach seinem Arm und hielt ihn fest. "B...bleib", hauchte er und bekam selbst fast kein Wort mehr heraus. "Das war ein Befehl.", fügte er noch milde grinsend hinzu.
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. Doch gleich darauf wurde er wieder ernst. "Ihr sagtet...", er verfiel automatisch wieder in die höfliche Anrede, "Ihr sagtet, Ihr würdet Euren Schwur nicht brechen."
"Das habe ich auch nicht getan. Ich sagte, ich würde mein Herz keiner anderen Elbin schenken. Und da Ihr weder eine Frau seid, noch vom Elbenvolk stammt, habe ich ihn nicht gebrochen.", sagte Thranduil mit leiser Stimme.
Der Bogenschütze hörte sein Herz gegen seinen Brustkorb pochen, als er fragte: "Aber das heißt...Ihr seid... doch das geht nicht..."
Mit einem Mal fiel ihm auf, wie ähnlich sie sich waren. Beide hatten ihre Frauen verloren und ihnen waren nur ihre Kinder geblieben, als einzige Familie. Vielleicht gab es deshalb so etwas wie eine Verbindung zwischen ihnen. Denn normalerweise hätte Bard sich niemals auf so etwas eingelassen. Doch Thranduil...er war anders. Er war besser. Er war...
"Was glaubst du denn, was es heißt?", fragte der blonde Elb leicht amüsiert.
"Ich...", murmelte Bard. "Ich dachte, dass es vielleicht...etwas werden könnte...doch du bist König, und ich wahrscheinlich auch bald..."
"Eines habe ich gelernt: wenn man jemanden liebt, dann tut man dies ohne Zweifel und ganz egal, wer man ist.", sprach Thranduil und ergänzte mit einem leichten Anflug von aufkeimender Arroganz: "Zumindest bei Elben. Die Sterblichen unterscheiden sich von uns."
"Das sollte so nicht klingen.", entschuldigte sich Bard. Er zögerte einen Moment und fragte dann: "Kennt Ihr das Gefühl, wenn man nicht mehr in Worte fassen zu vermag, was man fühlt? Wenn es einem die Kehle zuschnürt und man sein Herz klopfen hören kann?"
Thranduil nickte stumm. Eine einsame, glasklare Träne rollte wie in Zeitlupe über seine Wange.
Der Bogenschütze sah ihn an. Sein Blick zeigte Mitleid und fast so etwas wie Erschütterung. In solch einer Stimmung hatte er den König noch nie erlebt. Diese Verletzlichkeit zeigte er nur sehr, sehr wenigen.
Unsicher, was er tun sollte, trat Bard wieder einen Schritt näher und griff zögerlich nach der Hand des Elben.
Thranduil schaute ihn nicht an, sein Blick war in die Ferne zur Spitze des Erebors gerichtet. Er atmete tief durch und wandte sich dann Bard zu.
"Erinnerungen.", sagte er.
Schweigen.
"Es war übrigens sehr mutig von Euch, dem Drachen die Stirn zu bieten.", meinte er dann.
Bard lächelte. "Ich dachte, wir lassen die Höflichkeit? Du missachtest deine eigenen Regeln."
"Ist das so?" Ein sanftes Schmunzeln erschien auf den Zügen des Elben. Ohne es zu merken, hatte er Bards Hand fester umklammert.
Langsam näherte sich die Sonne dem Horizont und tauchte alles in ein rötliches Licht.
So standen sie da und beobachteten den Sonnenuntergang, bis die letzten Strahlen hinter dem majestätisch aufragenden Erebor verschwanden.
"Du solltest zurück zu deiner Familie. Sie brauchen dich bestimmt.", sagte Thranduil nach einer Weile, als die Dämmerung hereingebrochen war und es immer dunkler wurde.
Bard sagte nichts, er blieb einfach.
"Dein Sohn...Legolas...", murmelte er dann.
"Er ist fort. Er war die einzige Familie, die ich noch hatte. Nun habe ich... niemanden mehr.", gab der König tonlos zur Antwort.
Bard fasste ihn unerwartet an den Schultern und blickte ihm fest in die Augen, sodass der Elb nicht wegsehen konnte.
"Du hast mich.", sagte er ernst. "Bis an den Tag, an dem die Welt für immer in Schatten versinkt und alles Licht erlischt. Du hast mich."
Das sonst so ausdruckslose Gesicht des Königs zeigte tiefe Rührung. Er legte behutsam beide Arme um den Bogenschützen und zog ihn sanft näher. Sein Atem strich über die Haut des Mannes und Bard schloss die Augen, als er seine Stirn gegen Thranduils lehnte.
Nach einer Ewigkeit, denn keiner der beiden wollte diesen Moment zerstören, sprach der Elb leise: "Aber du hast bereits Kinder. Und du wirst Thal regieren."
"Und dem Waldlandreich regelmäßig einen Besuch abstatten. So oft es geht. Aus rein geschäftlichen Gründen, natürlich.", meinte Bard mit einem Lächeln.
"Und was für "Geschäfte" sollen das sein?", fragte Thranduil amüsiert und seine Stimme klang nicht mehr so kalt wie sonst immer, sondern wurde weicher.
"Vater! Vater!", rief eine helle Stimme und beide drehten sich um.
"Tilda, bleib stehen! Siehst du nicht, dass das der König..." Sigrid hatte ihre kleine Schwester erreicht und brach verlegen ab. "Tut mir leid, Vater. Sind wir in eine Besprechung geplatzt?", fragte sie betreten.
"Nein, mach dir keine Sorgen. Wo ist Bain?", fragte Bard und strich ihr über den Kopf.
"Er hilft den anderen, die Verletzten zu versorgen.", sagte Sigrid und fasste Tilda flink am Arm. "Und wir tun das jetzt auch."
Ihre Schwester ließ sich zwar mitziehen, drehte sich jedoch noch einmal um und winkte Thranduil zu.
Eine Sekunde sah der Elbenkönig das kleine Mädchen ungläubig, fast schon perplex an, dann hob er die Hand und winkte zurück. Tilda, die das gar nicht erwartet hatte, blickte ihm mit großen Augen hinterher. Sie sah jedoch nicht mehr, wie ihr Vater lächelnd nach der Hand des Königs griff, oder wenn sie es sah, dachte sie sich nichts dabei.

Nach der Krönung des Königs von Thal kehrte Thranduil wieder in den Düsterwald zurück. Bard versprach jedoch, ihn oft zu besuchen.
Und das tat er auch.

Das Volk der Waldelben sah mit Erstaunen die Veränderung ihres Königs; früher so kalt und ignorant, nun freundlicher und mit einem weniger ernsten Gesicht. Sie fragten sich, was ihn dazu gebracht hatte, doch niemand konnte es sagen und so schwiegen sie darüber.

Bard lebte mit seinen Kindern in Thal, wo sie alles neu aufbauten und glücklich wurden. Doch immer fehlte ihm ein Teil, von dem er wusste, dass er an einem anderen Ort war.
Viele Jahre später, als man ihm das Alter schon deutlich ansehen konnte, beschloss er, die Herrschaft an seinen mittlerweile erwachsenen Sohn Bain abzugeben und seine letzten Jahre im Düsterwald zu verbringen, wo er dank Thranduil immer willkommen war.













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Ich finde Barduil einfach so unglaublich cute und es ist ein nahezu perfektes Shipping☺💕
Was denkt ihr darüber?

Und ja, ich war zu faul, die ganze Schlacht noch zu beschreiben, weil ich mich bei solchen Sachen einfach nicht kurz fassen kann.
Ich hoffe mal, es geht trotzdem so, auch wenn es ein wenig abrupt beginnt.

♡ Oneshots ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt