Kapitel 1

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Ellies P.O.V.: 

„Ok, noch eine Wehe und dann hältst du dein wunderschönes Kind im Arm – ich sehe schon den Kopf.", versuche ich, die junge Frau am Ende der Austreibungsphase zu motivieren. „Ellie, ich kann nicht mehr!" „Ich weiß, dass du denkst, nicht mehr zu können, aber ich verspreche dir, dass dein Körper dazu in der Lage ist weiterzumachen. Du bist jetzt schon so weit gekommen – gleich kannst du dein Mädchen betrachten. Komm, wir schaffen das gemeinsam!" Anscheinend waren das genau die Worte, die die Frau brauchte, da sie ihre letzte Kraft zusammennimmt und noch einmal kräftig presst, so, dass das Kind das Licht der Welt erblickt. Ich lege es ihr direkt auf die Brust und kuschle es schön warm ein. Die Mutter kann ihr Glück kaum fassen und weint wie ein Wasserfall. Auch mir läuft aus Rührung ein kleines Tränchen die Wange herunter. Ich arbeite jetzt schon ein paar Jahre in dem Beruf, aber trotzdem ist jede Geburt total magisch und ich fühle mich immer wieder geehrt, an so einem besonderen Tag im Leben von werdenden Eltern dabei sein zu dürfen. Ich dimme das Licht, sage der Frau, dass sie mich jederzeit rufen kann und lasse die zwei sich erstmal ein paar Minuten kennenlernen und bonden, bevor ich das Kind saubermache.

Als ich den Raum verlasse, fällt mir auf, dass ich in Fruchtwasser geduscht bin – na toll, das heißt wohl, erstmal neue Kleidung holen. Auf dem Weg zum Lager checke ich schnell mein Handy, um zu schauen, ob ich irgendwelche wichtigen Nachrichten erhalten habe. Heute ist Silvester und gleichzeitig beginnt heute Nacht mein vorletzter Monat hier in Amerika. Ich habe jetzt 10 Monate hier gearbeitet, um die Sprache zu perfektionieren und um neue Erfahrungen zu sammeln, da ich auch mal in die Hebammenarbeit in anderen Ländern schnuppern wollte. Ich habe aber festgestellt, dass es mir in meiner Heimat, in Wien, doch am besten gefällt. Da ich diese kurze Zeit noch mit meinen Freunden, die ich hier kennengelernt habe, genießen will, kann ich mir natürlich die Party bei einer Freundin heute Abend nicht entgehen lassen. Jetzt muss ich jedoch erstmal etwas Neues anziehen und meine Schicht beenden.

Pünktlich um 21:00 stehe ich vor der Tür des Loftes meiner Freundin. Obwohl der Dienst ziemlich stressig war, habe ich richtig Lust darauf, jetzt noch ordentlich zu feiern. Nachdem sie mir aufgemacht hat, fahre ich in den obersten Stock, wo ich schon von ihr begrüßt werde. „Hey, wie geht's? Wie war die Schicht?" „Ja, ziemlich anstrengend, aber auch schön. Ich habe heute gleich 3 Kinder auf der Welt begrüßen dürfen." „Wow, das muss doch gefeiert werden – komm rein." Obwohl ich schon oft in ihrer Wohnung war, bin ich jedes Mal wieder von der Größe und der Einrichtung geflasht. Sie hat einen direkten Zugang zum Dach, welches sie nur für sich alleine hat und eine riesige Küche. „Die meisten werden wahrscheinlich so gegen 10 eintrudeln, aber ein paar sind schon da. Unter anderem ein heißer Urologe – der wird dir gefallen", sagt sie nicht ganz so leise und zwinkert mir zu. „Erica!", beschwere ich mich und schlage sie leicht auf den Arm. Als wir das Dach betreten, weiß ich sofort, von wem sie redet. Da wir beide die letzten paar Monate recht viel Zeit miteinander verbracht haben, weiß sie genau, auf welchen Typ Mann ich stehe und der ist echt ein Volltreffer. Sie merkt an meinem Blick, dass sie recht hatte und hat deswegen anscheinend das Bedürfnis, uns einander gleich vorzustellen. „Hey Felix, das ist Ellie – eine Freundin von mir. Ich bin mir sicher, ihr werdet euch gut verstehen. Ich bin dann mal Drinks holen." So schnell kann ich gar nicht schauen, ist sie schon weg. Na toll, der Abend beginnt ja gleich mal richtig toll mit einer peinlichen Konversation...

Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)Where stories live. Discover now