Kapitel 10

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'Ich lag in meinem Bett, als ich gerade einem friedlichen Mittagsschlaf erwachte. Mit noch halb geschlossenen Augen blickte ich durch mein Zimmer, um mich zu vergewissern, dass das hier echt war. Langsam raffte ich mich auf, während ich erneut gähnte und mir die Hand vor den Mund hielt. Ich war absolut nicht ausgeruht und hätte am liebsten weiter geschlafen, jedoch wollte ich nicht den ganzen Tag unter meiner Bettdecke verbringen, also stand ich auf und schlenderte zum Fenster, wo mir einige Sonnenstrahlen entgegen strahlten. Ich lächelte, wobei ich das Fenster öffnete und mich an die Wand lehnte, während ich die kühle, frische Luft einatmete. Eigentlich war alles in Ordnung, jedoch wurde ich trotzdem nicht das Gefühl los, dass es da noch etwas gab. Oder besser, noch jemanden. Ohne dass ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde meine Zimmertür geöffnet und meine Mum lurte hinein. "Guten Morgen, Schatz", meinte sie freundlich zu mir. Wir würden nachher zusammen in die Stadt gehen und nach langem wieder etwas Einkaufen gehen. Darauf hatte ich mich schon eine ganze Weile gefreut. Ich wünschte ihr ebenfalls einen schönen Morgen und entgegnete, dass ich gleich in die Küche kam. Sie verließ das Zimmer wieder und kurz darauf begab ich mich zu meinem Kleiderschrank, um mir etwas Schönes herauszusuchen. Gerade als ich mich umziehen wollte, wurde die Tür nochmals geöffnet, woraufhin ich schon etwas gereizter reagierte. "Ich komme doch gleich.", antwortete ich meinem Mutter. Keine Antwort. Daraufhin schloss ich die Schranktür, um zur Türe blicken zu können, wo mich allerdings nicht die Person erwartete, die ich eigentlich gemeint hatte. Plötzlich kam Panik in mir hoch. Wenn er mir oder schlimmer meiner Mutter etwas antat... Instinktiv wich ich einige Schritte zurück, bis ich schließlich die Bettkante berührte, welche es mir nicht erlaubte, weiter zurück zu gehen. Jace ging auf mich zu und machte bedrohlich nahe von mir halt. Ich war erst wie versteinert und meine Lunge war wie zugeschnürt, doch als ich mich wieder gefasst hatte, ließ ich mehrere Laute Schreie los und rief nach meiner Mutter. Sie sollte schleunigst die Polizei rufen. Kurze Zeit später wurde ich wieder auf mein Bett zurück geschmissen und Jace versuchte mir, meinen Mund zuzuhalten. Daraufhin biss ihm in die Handfläche, weshalb er mich wütend anflunkerte und mich noch gewaltvoller festhielt. Meine Bemühungen, mich zu wehren, waren zwecklos. Jedes Mal aufs Neue kam ich nicht gegen ihn an. Ehe ich mich versah, spürte ich einen unangenehmen Druck um meinen Hals, welcher mich vom atmen abhielt. Jace hatte wieder einmal seine Hand um meinen Hals geschlungen und spielte höchstwahrscheinlich mit dem Gedanken, mich schnellstmöglich ins Grab zu befördern. Mit meiner letzten Kraft verpasste ihm mein Bein einen Tritt in sein Genital, doch es brachte einfach nichts. Ich würde ihm nie entkommen, egal wie oft ich es versuchte...'

Durch einen lauten Schrei wurde ich aus meinem Albtraum gerissen. Ich brauchte nicht lange um zu realisieren, dass er von mir kam. Ich öffnete meine Augen und im nächsten Moment hatte ich schon wieder das Bedürfnis danach, mir die Seele aus meinem Leib zu schreien. Jace war über mich gebeugt und hatte mich bis eben gerade wahrscheinlich noch versucht wachzurütteln, da ihm mein Schrei unmöglich entgangen sein konnte. Er blickte mich besorgt an, aber ich wollte in diesem Moment einfach nur, dass er von mir abließ. Schließlich war er der Grund für meine Aufregung, auch wenn er das gerade nicht wissen konnte.

"Lass mich los, Jace.", meinte ich, während ich mich geschwind aufraffte, sodass er mir wohl oder übel ausweichen musste. Seine Miene veränderte sich nicht, jedoch meinte ich einen Hauch von Mitleid darin erkennen zu können. "Du kannst wieder gehen, mir geht es gut.", fügte ich noch hinzu.

"Wovon hast du geträumt, Claire?", wollte er schließlich von mir wissen. Er schaute mich mit einem abwartenden Blick an. Was zur Hölle dachte er sich eigentlich dabei? Dass ich ihm mein Herz ausschütten würde? Ganz bestimmt nicht!

"Das kann dir doch egal sein.", antwortete ich ihm gleichgültig. Seine Gesichtszüge spannten sich daraufhin etwas an, doch sein Ton blieb gleich.

"Sag es mir, Claire.", setze er erneut an.

"Und was wenn nicht? Steckst du mich dann wieder in diese verklemmte Kammer?", langsam kamen meine Emotionen wieder hoch, doch ich hielt sie so gut es ging zurück.

"Das, oder ich lasse mir noch etwas Besseres einfallen.", meinte er mit einem Grinsen, während er sich mir wieder näherte. Wie aus Reflex ohrfeigte ich ihn dafür. Er sollte verdammt nochmal von mir weg bleiben. Das ließ er sich jedoch nicht gefallen und kurzerhand lag ich unter ihm, genauso wie in meinem Traum. Er packte mich fest an meinen Schultern und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. "Ich frage nicht noch einmal, Claire." Eine Träne bahnte sich den Weg in mein Gesicht, was ich nicht verhindern konnte. Keineswegs wollte ich schwach wirken, aber diese Hilflosigkeit ging mir gewaltig auf den Sack. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen und war ihm einmal wieder ausgeliefert. Mein Traum spielte sich vor meinem inneren Auge erneut ab und unweigerlich dachte ich daran, wie er mich fast erstickt hätte.

"Fick dich doch.", erwiderte ich ihm lauthals, immer noch unter Tränen. Was ich mir dabei dachte, wusste ich auch nicht, doch ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, mich durch seine Methoden zum Sprechen zu bringen. Jace beugte sich ganz nah ran an mein Ohr, wobei mir eine Gänsehaut den Rücken runter lief. Angst hatte ich immer noch nicht wirklich vor ihm, aber ich konnte sein Verhalten einfach nicht abschätzen. Wie weit würde er gehen, um das zu bekommen, was er wollte? Ich konnte es nicht sagen.

"Besser du sagst es mir oder deine Mutter wird die Kosten für dein Verhalten tragen.", drohte er mir. Meine Familie war das Wichtigste für mich, das wusste er. Ich würde nicht zulassen, dass er ihr etwas antat, letztendlich konnte ich mir aber nicht darüber im Klaren sein, ob er wirklich so weit gehen würde.

"Das glaube ich dir nicht. Du würdest nicht so weit gehen.", sagte ich ehrlich.

"Na schön, wenn du es darauf ankommen lassen willst, nur zu. Sag mir aber nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.", er klang todernst. Ich nahm ihm wirklich jedes Wort ab und so stieg auch meine Sorge, dass Jace meiner Mutter wirklich etwas antun konnte. Er wollte sich schon von mir lösen, als ich ihm letzten Endes auf seine Frage antwortete.

"Ich habe von dir geträumt. Du wolltest mich umbringen und hättest es auch getan, wäre ich nicht kurz davor aufgewacht.", meine Stimme war ganz trocken und gegen Ende war es kaum mehr als ein Flüstern. Dieses Mal ließ er Jace wirklich von mir ab und mit den Worten "Geht doch!" verließ er das Zimmer wieder. Dafür hätte ich ihm am liebsten nochmal eine geklatscht!

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt