Schizophrenie | Genie des Wahnsinns (Teil 3)

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Schizophrenie = zu viel Dopamin.

Klingt verlockend simpel, nicht wahr?

Nun, wie so oft im echten Leben ist es nicht so einfach.

Es hat sich nämlich gezeigt, dass Amphetamine (setzen Dopamin frei), die Positivsymptomatik verschlimmern (wie erwartet), aber die Negativsymptomatik verbessern. Wie ist das möglich?


Zu diesem Bild: Hier seht ihr das Gehirn in einem so genannten Sagittalschnitt (also mittendurch), links ist vorne, rechts ist hinten

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Zu diesem Bild: Hier seht ihr das Gehirn in einem so genannten Sagittalschnitt (also mittendurch), links ist vorne, rechts ist hinten. Der kleine Brokkoli da  hinten ist das Kleinhirn oder Cerebellum, das für Motorik zuständig ist. Die Spinal Cord ist das Rückenmark. Die Pituitary ist die Hypophyse, eine winzige Drüse, die Hormone freisetzt. Das Striatum (oder auch "der Streifenkörper") ist eine wichtige Schaltzentrale für unsere Bewegungssteuerung. Der Thalamus wird "Tor zum Bewusstsein" genannt, weil er den Kontakt von unserem Körper und unseren Sinneszellen zur Großhirnrinde herstellt. Der Nucleus Accumbens ist für unser Belohnungssystem und daher auch für die Entstehung von Sucht wichtig. Der Hypothalamus steuert unser ganzes vegetatives (= unbewusstes) Nervensystem, d.h. Temperatur, Blutdruck, Essen, Trinken, Schlaf, Sex. Wenn hier was schief geht ... ihr könnt's euch sicher ausmalen. 


[Wenn ihr irgendwann einmal ein oder mehrere Kapitel über das Gehirn und diesen ganzen lateinisch-griechische Buchstabensalat haben wollt, bitte hier schreien. Danke.]


Aber zurück zum Thema: Manche Neurotransmitter – oder besser: die Nervenzellen, die diesen Botenstoff benutzen – sind überall im Gehirn verteilt. Andere verlaufen in gezielten Bahnen durch das Gehirn. Dopamin wird im ventralen tegmentalen Areal und in der Substantia nigra im Mittelhirn gebildet (rechts unten). Von dort verlaufen die Dopamin-Bahnen zur Hypophyse (tubero-infundibuläre Bahn), zum dorsalen Striatum (nigrostriatale Bahn), zum präfrontalen Kortex (mesokortikale Bahn) und zum Nucleus Accumbens (mesolimbische Bahn).

Jedenfalls kann sich ein Zu-viel oder Zu-wenig an Dopamin in allen diesen Bahnen unterschiedlich auswirken. Im Bereich der mesokortikalen Bahnen bzw. im präfrontalen Kortex, wo unser Handeln und Denken gesteuert wird, hat eine geringere Dopaminaktivität vermutlich den Effekt, dass Negativsymptome entstehen. Gleichzeitig werden durch diese geringere Aktivität aber auch die Dopamin-Nervenzellen in mesolimbischen Arealen nicht mehr gehemmt, sodass in diesem Bereich eine Überaktivität und damit Positivsymptome entstehen.

Deshalb haben manche Patienten sowohl Positiv- als auch Negativsymptome. Und deshalb kann eine Substanz, die den Dopaminspiegel erhöht (Amphetamin), Positivsymptome verschlimmern und Negativsymptome verbessern.

Ihr seht schon, in unserem Gehirn hängt alles miteinander zusammen, was es wahnsinnig kompliziert macht, psychische Erkrankungen zu behandeln.

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