Asperger-Syndrom | Wo hat Sally ihre Murmeln?

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Auf euren Wunsch hin, schreibe ich etwas über das Asperger-Syndrom.


Das Asperger-Syndrom ist eine autistische Entwicklungsstörung. Sie gehört damit zum relativ breit gefächerten Spektrum der autistischen Störungen.

"Entwicklungsstörung" bedeutet, dass diese Krankheit die Aufnahme und/oder Anwendung von Kenntnissen stört, also die normale, kindliche Entwicklung beeinträchtigt. Sie tritt schon früh auf, wird aber (anders als andere autistische Störungen) oft erst sehr spät diagnostiziert (häufig > 18 Jahre).


Autistische Störungen zeichnen sich im Allgemeinen durch eine Reihe von Symptomen aus. Zum Beispiel sind dabei die soziale Interaktion und die Kommunikation beeinträchtigt. Außerdem zeigen die betroffenen Kinder oft repetitive und stereotype (sich wiederholende, gleichförmige) Verhaltensweisen.

Im Detail bedeutet das, Kinder mit Autismus haben große Schwierigkeiten, soziale Signale einzuschätzen. Gleichzeitig senden sie selbst kaum soziale oder emotionale Signale aus. Sie kommen beispielsweise nicht auf die Idee, ihre Interessen von sich aus mit anderen zu teilen. Auch können sie sich nicht gut in andere Menschen hineinversetzen, was im Kindesalter häufig dadurch auffällt, dass sie andere Menschen selten nachahmen und kein So-tun-als-ob-Spiel (Becher als Hut verwenden, mit einem Bauklotz telefonieren, aus einer leeren Tasse trinken) zeigen.

Auch die Kommunikation ist bei autistischen Kindern beeinträchtigt. In der Regeln verzögert sich die Sprachentwicklung oder bleibt ganz aus. Die Kinder reden sehr monoton und sind sprachlich unflexibel, gehen also nicht auf ihren Gesprächspartner ein. Außerdem benutzen sie keine passende Begleitgestik.

Im Verhalten zeigen autistische Kinder eingeschränkte und sich wiederholende Muster, Interessen und Aktivitäten. Dabei sind sie starr und unflexibel, führen zum Beispiel ein bestimmtes Ritual immer und immer wieder durch oder beschäftigen sich sehr exzessiv mit Daten oder Fahrplänen. Deshalb reagieren sie auch oft sehr negativ auf Veränderungen in ihren Routinen.


Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich von anderen autistischen Störungen dadurch, dass die Kinder keine Entwicklungsverzögerung haben, d.h. sie sind normal intelligent und haben eine normal entwickelte Sprache. Dennoch zeigen sie eine Reihe von Auffälligkeiten, wie zum Beispiel:

1. Soziale Probleme: Schwierigkeiten, soziale Signale zu deuten. Unfähigkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren. Möglicherweise auch kein Interesse an einer Interaktion mit Gleichaltrigen. Allerdings berichten manche Betroffenen auch von einem großen Interesse an Sozialkontakten, wissen jedoch nicht, wie sie das anstellen sollen.

2. Spezialinteressen: Betroffene beschäftigen sich wiederholt mit ein und derselben Sache und entwickeln starre Routinen (die Dinge müssen immer auf eine bestimmte Art und Weise gemacht werden). Oft sind diese Spezialinteressen naturwissenschaftlich oder musikalisch. Manche Menschen mit Autismus sammeln auch leidenschaftlich gerne.

3. Besonderheiten der Sprache: formelle, gestelzt klingende Sprache, eigenartige Betonung. Fehlinterpretationen (nehmen z.B. alles sehr wörtlich). Dazu kaum Blickkontakt, wenig Gestik/Mimik und eine unbeholfene Körpersprache. Egozentrisches Reden (reden unablässig über ein Thema, das ihnen wichtig ist, ohne darauf zu achten, ob das irgendwen interessiert). Detailorientierte Erzählweise. Antworten auf rhetorische Fragen. Kein Verständnis für Ironie. Selbstgespräche.

4. Besonderheiten der Motorik: Ungelenke Bewegungen, Koordinationsstörungen, seltsame Bewegungsabläufe (Manierismen)

5. Evtl. Konzentrationsstörungen: können Aufmerksamkeit schwer steuern (unter Umständen leicht mit ADHS zu verwechseln). Probleme zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden.

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