Synästhesie | Wenn Töne Farben haben

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Was haben die Ratte Remy, der Schauspieler Geoffrey Rush (bekannt aus Fluch der Karibik und The King's Speech), der Psychiater Eugen Bleuler, der Philosoph Ludwig Wittgenstein und der berühmte Autor Vladimir Nabokov gemeinsam?

Ich gebe zu, der Titel spoilert die Antwort irgendwie.

Sie waren/sind alle Synästhetiker.

Aber was ist das überhaupt?


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Grob gesagt, bedeutet Synästhesie eine Vermischung von Sinnesebenen. Das heißt, eine Sinneswahrnehmung (z.B. ein Geschmack) löst eine andere Sinneswahrnehmung (z.B. eine Form) aus. Viele Synästhetiker nehmen z.B. Zahlen oder Buchstaben farbig wahr. Welcher Buchstabe welche Farbe hat, ist natürlich bei jedem Synästhetiker unterschiedlich.  Nabokov hat z.B. gesagt, die Buchstabenreihe kzspygv würde das Farbspektrum von rot zu violett beschreiben.

Es gibt aber auch noch viele andere Arten von Synästhesie. Im Grunde sind diesem Phänomen keine Grenzen gesetzt. Namen können nach Zitronen schmecken, Musik kann als Gefühl auf der Haut wahrgenommen werden, bestimmte emotionale Zustände (z.B. Angst) haben Formen, Bewegungen werden von einem Klang begleitet etc.


Diese Abbildung zeigt, wie eine Synästhesistin Buchstaben wahrnimmt

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Diese Abbildung zeigt, wie eine Synästhesistin Buchstaben wahrnimmt. Man beachte, dass die Buchstaben nicht nur eine bestimmte Farbe, sondern auch eine bestimmte Position im Raum haben. O-Ton: "Here is the way I see the alphabet through my synesthesia. Each letter has a distinct color and position along my letter-line. Though I view the letters in this spatial sequence, trying to transfer it to a 2-dimensional plane is really difficult. =/"


Bei Synästhesie werden die auslösenden Reize als Inducer und die ausgelösten Zusatzwahrnehmungen als Concurrent bezeichnet.

Typischerweise haben die Synästhetiker keine Kontrolle über die Art ihrer Wahrnehmung. Das bedeutet, wenn ich eine grüne 5 sehe, kann ich die grüne Farbe nicht ändern oder in pink verwandeln. Aber wenn ich mir eine 5 in Gedanken vorstelle, kann sie jede beliebige Farbe annehmen. Synästhesie scheint hierbei mehr dem Sehen als dem Vorstellen zu ähneln, auch wenn die Zusatzwahrnehmungen viele Eigenschaften eines mentalen Bildes aufweisen (die Farben, die manche Synästhetiker beim Hören von Musik wahrnehmen, verschwinden beispielsweise nicht, wenn die Augen geschlossen werden).

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