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„Ich bin so müde..", murmelte ich während ich mich zurücklehnte und gähnte, „Hat dir eigentlich mal jemand gesagt, wie viel du dich nachts bewegst?"
Ash schüttelte seinen Kopf.
„Du hast mich fast drei Mal vom Sofa geschmissen.", erklärte ich weiter.
Ich trank einen großen Schluck meines Kaffees.
„Außerdem sprichst du im Schlaf. Wer ist Fiona?"
Sein Gesicht lief rot an und er drehte sich von mir weg.
„Ist das nicht die eine aus deinem Deutschkurs?"

„Wir hatten letztens ein bisschen Kontakt aufgebaut.", gab er dann peinlich berührt zu, „Ich würde sie gern fragen, ob sie mit mir ausgehen will."
„Oh. Ist da wer verliebt?", hinterfragte ich leicht grinsend, da er mich sowie nicht richtig ansah.
„Nein, ich finde sie nur nett."
„Jaja, das hast du letztes Mal auch gesagt."

„Und du?", fragte er als er wieder aufsah.
„Was?"
„Hast du dich nicht endlich in jemanden verliebt? Du erzählst nie von solchen Dingen, ich werde dich auch für nichts verurteilen."
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Liebe ist doch sowieso viel zu kompliziert. Hast du nicht gesehen was es mit Ian angestellt hat?" Und was wenn das selbe mit dir passiert?

„Aber trotzdem. Du willst doch zum Militär gehen und stell dir vor, du freust dich so sehr diese eine Person wieder zu sehen, wie sie sich darauf freut dich zu sehen. Außer mir natürlich."
„Ja-", er unterbrach mich.
„Und Viktor.", fügte er noch hinzu.
Wieder schüttelte ich meinen Kopf.
„Das ist trotzdem viel zu kompliziert. Es sei denn, ich bin zu dumm, um es zu verstehen.", murmelte ich bevor ich aufstand und meine leere Tasse in die Spüle stellte.

Mein bester Freund seufzte laut auf und knallte dann plötzlich seine Tasse auf den Tisch.
„Ich hab's! Wir gehen gleich raus und dann zeige ich dir was ich meine!"
„Aber es ist erst halb elf.", versuchte ich ihn umzustimmen.
„Umso besser!"
Und bevor ich noch weiter protestieren konnte, war er aufgestanden und aus der Küche gegangen, um sich fertig zu machen.
Ich sah aus dem Fenster. Das würde ein langer Tag werden.

[...]

Ich trottete etwas hinter Ash hinterher, da ich nicht wirklich wusste was ich tun sollte.
Er drehte sich wieder zu mir um.
„Elias, wo siehst du dich eigentlich in der Zukunft? Vielleicht so in fünf Jahren?"

Ich zuckte mit meinen Schultern.
„Ich kann mir vorstellen, dass ich immer noch nicht ausgezogen bin und...", ich überlegte für einen Moment, „Das war's dann auch."
„Huh?", er sah mich verwirrt an, „Wirklich nur das?"
Ich blinzelte verdutzt.
„Was willst du von mir hören? Dass ich in einer glücklichen Beziehung bin und versuche Kinder zu bekommen?"

„Nein.", er schüttelte hektisch seinen Kopf, „Ich hatte nur mehr erwartet."
Ich sah kurz weg und sah in der Ferne wie sich Jungs, die circa zehn Jahre jünger als wir waren, durch den ganzen Park jagten und fangen spielten. Sie lachten, fielen hin, standen wieder auf und rannten einfach weiter.

„Ich wünschte wir wären wieder in der siebten."
Ich holte zu ihm auf und hatte meinen Blick zu Boden gerichtet. Es war kurz still.
„Das ist mir jetzt wirklich peinlich, Ash. Also lach mich nicht aus!", ermahnte ich ihn streng, woraufhin er schnell nickte, „Früher mussten wir noch nicht wissen, was wir später werden wollen oder wie wir die Miete bezahlen wollen, wenn wir endlich ausziehen oder wen wir zurücklassen, wenn wir unser Abi haben. Wir hatten einfach nur Spaß."
Ich drehte mich zu ihm um und wartete darauf, dass er etwas erwiderte.
„Ich weiß nicht ganz was du meinst.", murmelte er.

„Ich hab Angst vor der Zukunft, Ash."

Er sah mich immer noch etwas verwirrt an.
„Ich weiß nicht was ich tun soll oder wie ich es tun soll.", nuschelte ich leise, „Bis hierhin war es uns vorgegeben, was wir tun sollen. Kindergarten, Schule, nebenbei Hobbies und so und jetzt entweder Studium, Ausbildung oder Beruf. Ich weiß nicht ob ich das kann. Auf eigenen Beinen stehen, meine ich."

Das war das meiste, das ich je über meine Gefühle gesagt hatte. Und mir war es peinlich.
Ich fand es komisch, dass er jetzt über einen Teil meiner Ängste Bescheid wusste. Wir waren beste Freunde, es sollte kein Problem für mich sein, über so etwas zu sprechen. Trotzdem war es das, irgendwie.

„Ich bin mir sicher, dass du es schaffen kannst!", munterte er mich auf.
„Und was wenn nicht? Was wenn ich unter einer Brücke lande und irgendwann alleine sterbe?"
„Wirst du nicht, versprochen!", versicherte er nur weiter, „Du musst nur positiv denken und dann wird das schon."

Ich schüttelte meinen Kopf.
„Doch! Wirklich!", rief Ash bevor ich etwas anderes erwidern konnte, „Du musst nur etwas an deinem Selbstbewusstsein arbeiten und dann gehört dir die Welt!"
„Was ist falsch an meinen Selbstbewusstsein?",hinterfragte ich.
„Eh. Eigentlich nichts."

„Aber?"
„Du kannst halt nicht nur in deinem Zimmer leben.", antwortete er, „Du musst mehr Leute wie Viktor kennenlernen, die dich aus deinem Zimmer bekommen."
„Du sagst also, dass ich mit anderen Menschen sprechen soll?"
„Ja, wie willst du sonst andere Menschen kennenlernen?", er sah mich mit einem fragendem Blick an.
„Gar nicht?"
„Dann stirbst du erst recht alleine!", dann machte er ein Gesicht als wäre ihm gerade etwas eingefallen, „Fiona feiert nächste Woche angeblich eine Party, sie hat gesagt das jeder aus der dreizehnten eingeladen ist."
„Fiona, also?", scherzte ich.
„Hör auf, man!", jammerte er während er mir gegen meinen Oberarm schlug, „Der Punkt ist, kommst du mit?"

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