Running

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Ash wollte es einfach nicht verstehen. Nein heißt nein. Und nachdem was er zu mir gesagt hatte, sollten wir sowieso keine Freunde mehr sein.
Trotzdem hatte ich Probleme damit gehabt, seine Nummer zu löschen und zu blockieren.
Aber das war wohl nach einigen Jahren, in denen wir Kontakt hatten, normal.

Ich wurde immer noch sauer, wenn ich an ihn dachte oder wenn ich mich durch etwas an ihn erinnerte. Das was gar nicht gut, da ich mit jedem Mal auch immer an etwas dachte, dass ich stattdessen hätte sagen können. Und es frustrierte mich! Es frustrierte mich wirklich sehr!
Und das zeigte sich.

Ich war wieder mehr gereizt, wurde schneller sauer. Und ich spürte immer das Verlangen meinen Frust an etwas auszulassen. Meine Hände kribbelten.
Und da war es doch perfekt, dass ich wieder Boxen gehen konnte.

Falsch.

Durch einige Ereignisse dieses Jahr, hat sich der jährliche Wettkampf bis heute verschoben.
Es war der perfekte Abschluss bevor Coach Windsor wieder in den Urlaub fuhr und ich offiziell aussteigen musste, nur wusste ich, dass es niemals so laufen würde, wie ich es wollte.

Ich würde bestimmt ausrasten, aber ich wollte hingehen. In einer Weise musste ich hingehen.
Die ganze Sache mit Jax war noch offen und ich wollte ihn schlagen. Ich wollte es ihm zeigen. Ich wollte, dass er mich in Erinnerung behielt, als den Typen, der es ihm gezeigt hat. Ich will das der Spitzname ‚Schlumpfine' etwas ist, dass er nicht hören will oder kann.
Ich will, dass wenn er sich an mich erinnert, er sauer wird und beschämt ist, dass er nicht besser war als ich. Ich will gewinnen. Ich will ihn schlagen.

[...]

Es läuft gar nicht gut. Zweite Abmahnung von Coach Windsor und ich konnte noch nicht einmal in den Ring steigen. Er hatte mich sogar schon zur Seite gezogen, um mit mir zu sprechen.

„Es ist etwas persönliches."

„Dann lass deine persönlichen Probleme jetzt mal aus dem Weg. Reiß dich zusammen und leg einen professionellen Kampf hin oder ich disqualifiziere dich und du gehst nach Hause.", ermahnte er mich.

„Okay."

Es war nicht okay. Ich konnte meine Gefühle nicht kontrollieren. Nicht jetzt und nicht die letzten Tage. Ich wünschte ich hätte mit Viktor oder Alexis darüber gesprochen. Vielleicht wäre ich heute anders drauf und hätte nicht gepasst als Alexis mich seinen Freunden vorstellen wollte. Aber ich wusste, dass sie keinen genervten, aggressiven, einfach schlecht gelaunten Boxer kennenlernen wollten.
Da musste ich ehrlich mit mir sein.
Außerdem brauchte ich Zeit. Nur ein bisschen.

Und mein erster Gegner gab auf.
Er kämpfte den Kampf nicht zu Ende, weil er wusste, dass ich gewinnen würde. Dabei hielt ich mich zurück. Sehr.
Und das machte mich sauer. Er war der einzige gewesen, der zugeschlagen hatte! Ich hatte ihn ‚nur' ein oder zweimal getroffen.
Es waren nicht einmal einige Minuten vergangen!

So machte es doch gar keinen Spaß! Natürlich machte verlieren keinen Spaß- aber aufgeben?
Mir fehlten einfach die Worte.

Dasselbe passierte mit meinem zweiten Gegner. Dieselbe Ausrede. Derselbe Blick.
Es frustrierte mich. Wer würde es nicht frustrierend finden? Ich gewann einen Kampf ohne es zu versuchen oder irgendeine Art von Anstrengung.
Wofür haben sie sich ein Jahr lang vorbereitet? Jetzt mal ganz im Ernst. Warum bereiten sie sich ein Jahr auf ein Event vor, wenn sie dann einfach aufgeben?

„Warum guckst du wieder so wütend?", Coach Windsor setzte sich neben mich auf die Bank.

Ich sah ihn aus dem Augenwinkel an und deutete mit meiner Hand auf den Ring. Dann schüttelte ich meinen Kopf.

„Beruhige dich, gleich bist du gegen Jax dran. Und ich weiß wie wichtig dir das ist."

„Da kann ich mich nicht beruhigen.", murmelte ich leise bevor ich mich lauter korrigierte, „Aber ich will ja nicht disqualifiziert werden."
Und so gern ich ihn auch ins Krankenhaus befördern würde, werde ich es nicht tun.

Und dann stand ich endlich wieder im Ring. Äußerlich sah ich ruhig aus, da Coach Windsor meine deutliche Wut nicht ansprach, aber innerlich kochte ich fast. Meine Hände kribbelten wieder.

„Na, Elias?", er unterbrach sich selbst und lachte, „Sorry, Schlumpfine?"

Dieser Typ...

„Wieder auf Drogen?", hinterfragte ich und beobachte dabei amüsiert wie sein Gesichtsausdruck sich änderte.
Und darauf hatte er nichts mehr zu erwidern.

„Ich will einen fairen Kampf sehen, Jungs.", sagte Nath, Jax' Coach.

Dann ging es los.
Ein Schlag nach dem anderen. Ich wich Jax so gut es ging aus, aber er war schneller geworden.
Und das unterstrich wieder den Fakt, dass es ihm wichtiger war als mir. Als ich den ersten Treffer landete, merkte ich wie ich mich beruhigte.

Vor circa sechs Jahren, als ich in der siebten Klasse war, mochte ich es meinen Frust an anderen auszulassen. Wenn ich mich mit jemandem stritt oder er nicht meiner Meinung war, dann war die einfachste Lösung: Gewalt.
Es war nicht die beste Lösung, aber die einfachste. Und dazu konnte man auch noch klar machen, wo man steht. Entweder man gewinnt oder man verliert und darauf baut sich dann der eigene Status auf. Eine Sache, die garantiert jeder bekam, war ein Besuch beim Schuldirektor. Dort war ich nicht gerade selten gewesen. Aber ich hatte es geschafft, nicht von der Schule zu fliegen. Durch boxen.

Ich schlug wieder zu, doch Jax wich aus und schlug mir mit seiner Hand gegen meine Schläfe. Meine Hand wanderte automatisch zu dieser, doch mir blieb nicht wirklich Zeit, mich darauf zu konzentrieren.

Also schlug ich ihm in den Bauch und dann in den Nacken, um ihn auf den Boden zu befördern, aber er wich beidem aus und schlug mir dieses Mal gegen meine Schulter.
Ich drehte mich zur Seite und deutete einen Schlag gegen seine Schläfe an, versuchte dann aber gegen seine Rippen zu schlagen- das blockte er sehr knapp ab. Also versuchte ich es doch bei seiner Schläfe und wir trafen uns beide gleichzeitig.

Ich merkte wie mir schwindelig wurde.
Mir bleibt keine andere Wahl als aufzugeben.

Und das was ich heute Morgen gesagt hatte? Das nehme ich gern zurück. Diesen Tag will ich vergessen.

A/N:
Ich wollte mich nur kurz für die ganzen Votes und 2k reads bedanken! Danke!
Und einmal einen Dank an AtemuNesut für's fleißige kommentieren!
Bis nächste Woche, für ein neues Kapitel!