*39* Zweifel

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Vorsichtig zieht Clayden seine Zähne aus meinem Fleisch. Etwas Blut klebt an seinen Lippen. Mein Blut.

Fragend sieht er mich an.

»Alles okay?«

Ich schaue mich im Zimmer um. Fühle in mich hinein. Etwas hat sich verändert. Ich nehme alles anders wahr, irgendwie verstärkt.

Ich nicke und schaue ihn an. Er lächelt.

»Du bist wunderschön. Meine süße Mate«

Meine Augen werden schwer und ich muss heftig blinzeln.

»Schlaf ein bisschen. Ein Mating ist anstrengend.«

Flüstert er noch leise, dann bin ich eingeschlafen.

Ein beruhigendes Kribbeln auf meiner Haut weckt mich auf. Die Sonne scheint mir angenehm warm ins Gesicht und man hört ein paar Vögel zwitschern.

Langsam öffne ich meine Augen. Sie treffen direkt in zwei wunderschöne, haselnussbraune Augen.

»Guten Morgen«

Lächelt Clayden und streicht weiter langsam meinen Arm entlang.

Ich lächle ebenfalls, woraufhin er die Lücke zwischen unseren Lippen schließt. Es ist ein sanfter, zärtlicher Kuss und er war noch nie intensiver. Clayden scheint zu strahlen, als wäre er das Zentrum meiner Welt. Das muss am Markieren liegen.

Nachdem wir uns nach einer Weile wieder voneinander gelöst haben sieht er mich ernst an.

»Ich weiß, normalerweise sollte ein Mating unter anderen Umständen ablaufen aber wir stecken gerade blöderweise in einer absoluten Außnahme Situation, was bedeutet so schön das hier auch war, wir müssen wohl oder übel weiterdenken und vor allem handeln«

Ich nicke verständnisvoll. Er hat recht. Es sind harte Zeiten und nach einer kleinen Pause muss man sich wieder aufraffen und weitermachen.

»Und du hast bestimmt schon einen Plan was der große, mächtige Alpha heute tun muss, hab ich recht?«

Clayden grinst.

»Ja, hast du und dieser Plan beinhaltet auch die schönste Wölfin auf dem ganzen Planeten. Ich will dich auf keinen Fall überrumpeln aber ich wollte dir nur einmal sagen was das Mating bewirkt hat. Du bist jetzt Markiert, somit bist du offiziell die neue Luna unseres Rudels und alle können es sehen. Das heißt, dass du dich dem Rudel vorstellen und sie begrüßen musst.«

Ich schlucke. Ganz deutlich kann ich Claydens Unsicherheit spüren. So etwas hatte ich befürchtet. Jetzt gibt es wirklich kein Zurück mehr.

»Du zögerst. Durch die Markierung sind wir eng miteinander verbunden, wir fühlen was der andere fühlt.«

Ade Privatsphäre. Irgendwie löst es Unbehagen in mir aus, völlig und unwiderruflich an ihn gebunden zu sein. Dabei ist es doch das was ich wollte, oder? Ich habe ihn dazu aufgefordert, ich hatte die offensive Position gehabt.

Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob das so eine gute Idee war. Ich bin nunmal nicht der Typ, der sich an etwas für die Ewigkeit festklammert. Und nur durch einen belanglosen Satz seinerseits hat er diese Zweifel hervorgerufen.

Aber was für eine Wahl habe ich schon? Die Markierung ist nicht rückgängig zu machen, ich bin wohl oder übel an ihn Gebunden.

Ich könnte mich selbst dafür schlagen, so etwas wichtiges wie eine Markierung als Mittel zum Zweck genutzt zu haben, nur um mir Kyle vom Hals zu halten.

»Ich muss darüber nachdenken«

Sage ich schließlich, Clayden nickt ernst und räuspert sich kurz.

»Willst du mir eigentlich verraten, was du im Mülleimer verbrannt hast?«

Ich schlucke. Ich kann ihm ja wohl schlecht sagen, dass ich meine Unterwäsche verbrannt habe, an der sich ein Mitglied aus seinem Rudel vergriffen hat.

Stur schüttle ich den Kopf, Clayden seufzt.

»Komm schon Baby, kann doch nicht so schlimm sein oder? Ich hin auch nicht sauer«

Wenn er wüsste... Ich kann es ihm einfach nicht sagen, es geht nicht. Nicht jetzt, nicht hier, nicht heute.

»Nein. Wir sind zwar aneinander gebunden aber ich treffe immernoch meine eigenen Entscheidungen und jetzt entscheide ich, dass ich darüber nicht reden will und werde.«

Stelle ich fest und richte mich auf. Er scheint meine Entscheidung überhaupt nicht gut zu finden. Auch er setzt sich auf und lässt etwas mehr Abstand zwischen uns.

»JJ, ich glaube du weißt nicht, was du momentan für eine Rolle in meinem Leben spielst. Mit der Markierung bist du der wichtigste Mensch in meinem Leben geworden, du hast oberste Priorität. Ich möchte keine 0815 Beziehung mit dir führen, die vielleicht irgendwann scheitert. Genau genommen funktioniert das gar nicht, ich kann nicht ohne dich und du nicht ohne mich. Das ist ein Naturgesetz«

Er hat keine Ahnung was für einen Druck das in mir auslöst. Sicher, ich fühle mich zu ihm hingezogen, seit der Markierung noch stärker und ich kenne ebenfalls die Traditionen der Werwölfe, zur Hälfte bin ich ja immerhin selber einer.

Der Druck in meinem Kopf nimmt überhand und lässt etwas in mir explodieren. Ich kann nicht mehr kontrollieren was ich sage oder tue, irgendetwas in mir lässt alle meine Instinkte frei.

»Ich scheiß auf die Naturgesetze! Ich weiß, du bist ein Alpha, ein Werwolf und du lebst so wie jeder andere Wolf, Mate an erster Stelle, dann restliche Familie und dann das Rudel aber ich funktioniere eben nicht wie du! Mir ist das wichtigste mein Vater, und weißt du warum? Weil er immer da war! In jeder verschissenen Sekunde meines verdammten Lebens! Ich wollte nie einen Mate! Nein, eigentlich will ich immernoch keinen und trotzdem bist du da! Du drängst dich jn mein Leben, nur damit du deine Vorstellung von einem perfekten Leben erfüllen kannst! Überleg mal wie egoistisch das ist! Und ich hab wirklich versucht mitzuspielen, dich zulieben der Mondgöttin zu akzeptieren. Ein Rudel hatte ich noch nie wirklich und ich brauche es auch nicht! Ich hasse es, wenn viele Leute jm mich herum sind und ich werde es immer hassen! Ich frage mich langsam wirklich, warum die Mondgöttin ausgerechnet uns zusammengebracht hat! Wir sind einfach nicht füreinander geschaffen.«

Bis auf den letzten Satz habe ich alles aus voller Kehle geschrien. Jetzt sitze ich schwer atmend auf dem Bett und warte auf eine Reaktion.

Der Ausraster hat mich viel Kraft gekostet, unbewusst sind mir Tränen die Wangen hinabgeflossen.

Clayden sitzt mir gegenüber und starrt mich mit leerem Blick an. Er scheint zutiefst verletzt. Es kann mir aber momentan nicht leidtun, er hat meine Grenze überschritten und das lässt mein Schutzmechanismus nicht zu.

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Heyhey, da bin ich wieder.

Ich habe mich dazu entschieden, dass es einen weiteren Teil von One and a half wolves geben wird. Wie der heißen wird weiß ich leider noch nicht, aber es wird vermutlich nicht mehr allzu lange dauern, bis ihr dazu nähere Infos bekommt.

Was sagt ihr zu der plötzlichen Wendung?

Hättet ihr erwartet, dass die alte Jesse noch einmal ans Licht kommt?

Have a nice week

Peace out, Neli :)

One and a half wolves [1]Where stories live. Discover now