Zu ruhig für einen Alptraum

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Pure Dunkelheit umgab mich. Angenehme Dunkelheit. Ich mochte die Nacht, der Teil eines Tages, an dem ich abschalten konnte. Der schönste Teil eines Tages und der friedlichste — Außer Kira ging mir auf die Nerven. Die Nacht war der Zeitpunkt, an dem meine Seele frei und ich vollständig ich war.

Komplette Stille. Ich hörte keinen einzigen Ton, alles war menschenleer. Ich war allein mit den Sternen, allein mit meinen Gedanken.

Die Sterne schienen heller als sonst. Sie schmückten den dunklen Himmel und leuchteten alle auf mich herab, als würden sie mich gespannt beobachten. Nur sie spendeten Licht. Alle Straßenlaternen waren aus. Ich stand allein auf dem Asphalt inmitten von mehreren gigantischen Gebäuden, die sich bis zu den Sternen hinstreckten. Meine Augen konnten kaum erblicken, wie weit sie reichten. Kein einziges Licht brannte in den Gebäuden.
Ich fühlte mich wie in einer Geisterstadt. Ausgestorben, leer, leise, verlassen. Schlief jeder? Unwahrscheinlich
Nach einigen Minuten an dem Ort wurde es mir zu still. Viel zu still. Nicht einmal ein Windhauch zog durch die Straßen. Kein Vogel, kein Insekt, kein einziges Staubkörnchen.

Meine Füße schritten wie von alleine nach vorn. Die äußerst breiten Straßen waren sehr verzweigt. Ich konnte mich kaum entscheiden, in welche Richtung ich gehen sollte. Die Sicht wurde von den Massen an Gebäuden versperrt. Ich konnte nicht sehen, wo ich hinlief und wohin die Wege mich führen würden. Diese Stadt hätte man mit einem Labyrinth vergleichen können. Das größte Labyrinth, das ich je gesehen hatte. Ich wollte es erkunden, anstatt untätig an Ort und Stelle zu bleiben.

An einer Kreuzung stand ich einige Sekunden lang und betrachtete die Gegend. Ich entschied mich, nach links zu gehen. Meine Fußschritte kamen mir viel zu laut vor in dieser überaus ruhigen Gegend. Ich hatte Angst, dass jemand sie hören könnte. Ich wusste aber nicht, warum und vor wem ich Angst hatte. Die Furcht nistete sich tief in meinem Verstand ein und wollte nicht mehr hinaus. Ich würde es eher einen Instinkt nennen.
Egal, in welche Straße ich bog, sie sahen alle gleich aus. Lief ich im Kreis?

Deprimiert sah ich zum Himmel hinauf, um mich an den Sternen orientieren zu können. Da schien mir der riesige Mond entgegen, der der Erde näher zu stehen schien als sonst. Meine Augen wanderten weiter und prüften den Sternenhimmel. Plötzlich stießen sie auf einen weiteren Mond. Perplex schaute ich zwischen beiden Monden hin und her. Als ich mich fragte, seit wann die Erde zwei Monde hatte, tauchte auf einmal ein Dritter auf. Sie hatten alle unterschiedliche Größen und Farben. Der Eine war strahlend weiß, während der Andere rötlich glänzte. Der Dritte schimmerte in einem hellen Braun.

Verblüfft kratzte ich mir den Kopf, da fiel mir die Erkenntnis so hart wie ein Stein auf den Kopf.
Ein Traum! Ich musste träumen. Es ergab nun alles einen Sinn. Dieser Ort, dieser Himmel.
Fassungslos drehte ich mich um meine eigene Achse und sah mich um. Wahnsinn!

Zuerst diese außergewöhnlichen Träume und nun war ich in der Lage, luzid zu träumen. Musste man so etwas nicht lernen? Meine Schwester schwärmte oft vom luziden Träumen. Sie meinte, Träume in der Nacht aufzuschreiben wäre eine Methode, um luzides Träumen zu lernen. Dies brauchte sie aber selbstverständlich nicht zu tun, da ihr Gedächtnis bereits gut genug war.

Da fiel mir ein, dass ich angefangen hatte, meine Träume aufzumalen. Vermutlich musste es dieselbe Wirkung haben. Es erschien mir absurd, doch es war die einzige Erklärung, die ich zurzeit hatte.

Resigniert ging ich weiter die dunkle Straße entlang. Wann würde ich wohl aufwachen? Ich hoffte inständig, dass ich nicht allzu lange in diesem Traum verbleiben müsste. Es wurde nämlich unangenehm. In diesen düsteren Straßen fühlte ich mich unsicher. Sie hatten etwas Unheilvolles an sich. Immer wieder sah ich zu den Monden hinauf, um mich von meiner wachsenden Furcht abzulenken. Nur an schöne Dinge denken. Alles war gut. Ich würde bald aufwachen.
Ich zwang mich selbst zur Ruhe und konzentrierte mich auf die Sterne. Dabei schliffen meine Beine langsam immer weiter und weiter.

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