Verfluchte Zauberei

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Die Soldaten stagnierten. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Ich wusste nicht, weshalb, jedoch regte sich ein Schimmer Hoffnung in mir, als der Prinz die Soldaten aufhielt. Zorans Festnahme war nicht mein Problem. Trotzdem fiel mir ein Stein vom Herzen.
,,Warum sperrt Ihr ihn ein, Vater?", fragte der Prinz, ,,Er hat den Menschen hergeholt, also ist sie auch seine Sorge. Nicht unsere.
Er sollte seinen Fehler wieder gut machen können, indem er ihn selbstständig begleicht."

Fehler begleichen? Wie sollte er das anstellen? Es kränkte mich, dass über mich wie ein Fehler gesprochen wurde, wie ein unglückliches Missgeschick. Etwas, das nie hätte entstehen sollen. Sie wollten mich loswerden. Die Art, wie sie mich loswerden wollten, machte mich stutzig.
,,Wie soll dieser Idiot das anstellen?", nahm der König mir die Frage aus dem Mund.

,,Wieso fragen wir nicht Banu? Sie ist die Einzige, die uns bei solch einer Angelegenheit helfen könnte. Was immer sie auch sagt, es wird des Schreibers Aufgabe sein, dies zu erfüllen. Wenn er scheitert, so können wir ihn immer noch dafür büßen lassen", schlug der Prinz vor.
Es beruhigte mich, zu wissen, dass der Prinz barmherziger war als sein Vater. Der König dachte über seinen Vorschlag nach. Er nahm sich also zu Herzen, was sein Sohn ihm sagte. Das war ein gutes Zeichen.

,,Ich bin auch dafür, ihm eine Chance zu geben, Vater", meldete sich nun die Frau zu Wort.
Sie saß mit kerzengeradem Rücken auf ihrem Thron und hatte das eine Bein über das andere geschlagen. Ihr Kinn blieb stets gehoben, ihre Haltung angespannt. Ihr Stolz war ihr aus ihrem Gesicht abzulesen.

,,Er ist viel zu jung und kann immer noch diszipliniert werden. Wir sollten unsere Untertanen nicht so schnell aufgeben. Derjenige, der den Ärger macht, sollte schließlich für ihn aufkommen und daraus lernen."
Sie klang wie eine Pädagogin, die ein Kind über sein Fehlverhalten belehren wollte. Ich mochte die beiden Kinder des Königs auf Anhieb. Sie schienen vernünftig zu sein.

Der König grübelte, da intervenierte der unzufriedene General. ,,Verzeiht, wenn ich unbefugt eingreife, jedoch habe ich zwei Jahre meines Lebens mit ihm verbracht und glaubt mir, Hoheit, Zoran ist keine Person, der man eine zweite Chance zutrauen sollte. Wenn wir den Menschen sicher zurückbringen wollen, dann sollte dies nicht Zoran überlassen sein", plädierte er, ,,Sperren wir ihn am besten ein. Sein Platz ist der Kerker und nicht unter der Sonne."
Ich fragte mich, was Zoran dem General bloß angetan haben mochte. Er war fest entschlossen, Zoran von dieser Welt zu schaffen. Mir gefiel dennoch, was er sagte. Den Menschen sicher zurückbringen. Das klang vielversprechend.

,,Wo sein Platz ist, bestimme immer noch ich!", stellte der König echauffiert klar, ,,Holt mir die Hofzauberin her! Ich werde sie anhören und demnach entscheiden."
In dieser Welt gab es Wesen, die als Zauberer galten? Träume zu erschaffen war für mich Zauberei genug, doch anscheinend ging es noch eine Stufe höher.
Zoran wurde an seinen Platz zurückgebracht. Stattdessen flitzten die Soldaten nun los, um die Zauberin herbeizuschaffen. Zoran kniff erleichtert die Augen zu, als würde er zu Gott beten und ihm danken, dass er davongekommen war. Falls diese Wesen überhaupt an Gott glaubten.

Der König ging zu seinem Thron über und setzte sich auf die vielen flauschigen Kissen. Sein Thron stand hoch auf einem Podest, sodass er sich von den anderen abhob. Unbeseelt sah er auf uns herab, besonders auf mich. Auch die Blicke des Generals lagen auf mir, als wäre ich ein exotisches Tier. Dabei unterschied ich mich nicht von ihnen.

Ich verlor des Königs Aufmerksamkeit, als eine verschrobene Frau den Saal betrat. Seine Augen klebten nun an ihr. Die Frau, die hereinkam, war ungewöhnlich gekleidet. Sie trug einen langen, roten Rock und ein bauchfreies Oberteil, dessen orangene Farbe mir sofort in die Augen sprang. Ihr Dekolleté war bedeckt von dutzenden Ketten und Anhängern. Sie hatten alle verschiedene Steine oder Kristalle an sich.
An ihren Armen trug sie Armbänder, so viele, dass ich sie nicht zählen konnte. An ihrer Nase hing ein großer, runder Ring wie es bisher bloß bei Kühen gesehen habe. Ihre eisblauen Augen sahen erfahren und autoritär aus. Sie bildeten einen starken Kontrast zu ihrem braunen Haar, das bis zu ihren Hüften reichte.
,,Ihr habt mich gerufen, Hoheit."

Antagona - LügentraumWhere stories live. Discover now