Kapitel 2

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Ich schlug meine Augen auf. Mein Blick verharrte an der Decke, ich blinzelte kein einziges Mal. Ich ließ Revue passieren, was gestern geschah. Ich hatte tatsächlich dieses Praktikum!

Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Ich vergrub ihn ein letztes Mal in meinem weichen Daunenkissen und stand dann auf. Ich tummelte ins Badezimmer und stützte meine Hände auf dem Waschbecken ab und ließ den Kopf nach vorne fallen. Ich fuhr mir verschlafen über mein Gesicht und strich meine Konturen mit dem Finger entlang.
Entschlossen duschte ich mich und zog mich um.

Meine Gedanken fielen auf gestern zurück:

Kai's Lächeln, seine unglaubliche Präsenz und die Art wie er sich gab. Er nahm das Publikum ein, alleine wie er sich beim Spielen bewegte.

Ich schüttelte kurz den Kopf. Was sagte ich da eigentlich? Ich musste mich auf mein Studium konzentrieren und auf das, was noch auf mich zukam. Ich hatte keine Zeit meine Gedanken an einen Fußballspieler zu verschwenden, gerade weil dieser auch noch unmengen an Geld verdiente und ich nicht als das typische Fußballermädchen zur Kenntnis kommen wollte.

Ich packte meine Tasche und sattelte auf. Heute war mein vorerst vorletzter Tag meines Praktikums in dieser Woche. Die anderen Aufgaben waren meinen theoretischen Fähigkeiten ausgesetzt.

Mein Fahrrad hatte ich gegen die Hauswand gelehnt, die Klingel hing etwas schief und auch mit ein paar Kratzern war es verziert.

Ich fuhr über den Wiesengrund, entlang an einem Tümpel und genoss das Kitzeln der Sonne in meinem Gesicht. Heute stand kein Spiel auf dem Plan, nur normales Training.

Innerlich fühlte es sich befriedigend an, es gab keine großen Menschenmassen, ich hasste es. Und über Platzangst mussten wir erst gar nicht sprechen ...

Die Arena sehend, bog ich ab und stellte mein Fahrrad in einem der Ständer ab.
Ich schnappte mir meine Tasche und maschierte los.

Der Ablauf war wie gestern: Ich begrüße das Security, gab mir erneut die Anweisungen von dem Personal und ging die Treppen hoch.

Von Weiten hörte ich ein lautes Lachen, konnte es der Person jedoch nicht zuordnen.
Eine männliche Stimme war zu hören, voller Euphorie und Stolz. Insgeheim fing ich an zu grinsen.

Das Brett festhaltend, stellte ich mich an den Spielrand und sah der Mannschaft zu. Goreztka und Werner tribbelten um ein paar Pylonen, die anderen schossen Tore oder dehnten sich. Es war ein angenehmes Gefühl, was die Jungs ausstrahlten. Es befreite mich irgendwie.

Keine fünf Minuten später liefen mir ein paar Spieler in die Arme. Julian Brandt erkannte mich und lächelte.

»Viel Erfolg«

»Gleichfalls«, grinste ich und hob leicht den Kopf.

Mein Blick fiel zurück auf den Rasen. Ich konnte Kai sehen, man sah, dass er es aus vollem Herzen tat und Fußball sein Element war.

Anscheinend gab ihm Müller irgendein Zeichen und er ging los. In meine Richtung!

»Du schon wieder«, grinste er. »Warst du nicht erst gestern hier?« Seine Brauen hoben sich leicht und er legte den Kopf etwas zur Seite.

Ich lachte kurz auf. »Ich freue mich auch dich zu sehen, Kai«, gab ich nach.

Damit hatte er anscheinend nicht gerechnet, seine Augen wurden größer und er stemmte die Hände in die Seiten.

»Verrätst du mir auch deinen Namen, wenn du schon so gut über mich bescheid weißt?«

Seine Augen funkelten, sie waren so hell und klar.

»Das spielt doch jetzt keine Rolle«, zwinkerte ich. »Ich bin nur da, um ein paar von euch zu interviewen«

»Das kann jeder sagen« Seine Mundwinkel zuckten.

»Ich bin aber nicht jeder«, gab ich taff zurück. »Ich bin angehende Journalistin, ich mach das hier als Praktikum«

»So so«, sagte Kai schlicht.

Langsam wurde mir unwohl. Kai stand in einer Präsenz vor mir, ich konnte es nicht beschreiben. Er stand vielleicht zwei, drei Schritte vor mir und blickte auf mich hinab.

Seine Augen trafen meine und wir hielten Blickkontakt. Meine Wangen erröteten und ich entfloh seiner Nähe. Es war mir sichtlich unangenehm, wobei ich privates und berufliches gekonnt trennen konnte.

Kai bemerkte mein Verhalten. »Alles okay? Willst du nicht anfangen mich zu fragen?«

Ich schüttelte naiv den Kopf. »Ich denke nicht, wir sind hier fertig« Die letzten Wörter sprach ich undeutlich aus, ich war sichtlich überfordert.

Ich sah auf mein Handy. Das war meine Rettung. »Ich denke ich muss zurück, viel Erfolg«, sagte ich und starrte auf den Boden. Ich drehte mich um, ohne eines weiteren Wortes und ging.

Ich ging einfach, er war machtlos und stand verwirrt auf der Fläche. Er runzelte die Stirn und lief zurück zu den anderen. Es folgte keine Verabschiedung, rein gar nichts.

Was war nur mit mir los?

IT'S A CHELSEA THING | Kai HavertzDonde viven las historias. Descúbrelo ahora