Kapitel 6

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Die Bank war kühl und unbequem. Ich lehnte mich mit dem Rücken dagegen und legte den Kopf ein wenig in den Nacken.
Ein paar Vögel zogen umher und der Wind sorgte dafür, dass die Bäume an Blättern verloren. Ich schloss meine Augen und genoss das Naturspiel.

Ich zog meinen Pferdeschwanz enger und blickte zwischen meine Füße. Meinen Kopf stützte ich in meinen Händen ab, meine Ellenbogen waren in meine Oberschenkel gebohrt.

Nach einiger Zeit realisierte ich, was eben eigentlich geschah.
Ich musste ein Dummkopf gewesen sein, so peinlich, wie ich mich eben anstellte.

Automatisch fuhr ich mit einer Hand über meinen Oberarm, die Stelle, die Kai fest umschlossen hatte. Ich dachte an den Moment, an dem wir uns intensiv ansahen, der Moment, der sich wie eine Ewigkeit angefühlt hatte.

Mein Herz pochte in meiner Brust, ich schnappte nach Luft und kniff die Augen ein wenig zusammen.

In Gedanken versunken, griff ich nach meiner Tasche und zückte mein Handy hervor. Ich machte ein paar Schnappschüsse der Gegend und schrieb schnell eine Nachricht.
Ich steckte mein Smartphone zurück und griff nach meinem Notizbuch.

Hektisch wühlte ich in der Ledertasche herum, doch stellte fest, dass das, was ich suchte, nicht mehr beinhaltet war.

»Scheiße«, flüsterte ich panisch.

Mein Notizbuch war nicht aufzufinden, also dachte ich nach.
Ich musste es in der Arena vergessen haben. Dort war ich als letztes und schrieb etwas auf:

Meine Gedanken über Kai Havertz!

Ich fluchte verzweifelt und stand hektisch auf.

Um ein Haar wäre ich gegen Lukas, einer der Studenten, gestoßen, der in dem Moment mit gesenktem Kopf, den Händen in den Jackentaschen und AirPods an mir vorbeiging.

»Huch« Ich sackte zurück auf die Bank und sah ihn schuldig an. »Ich hab dich gar nicht gesehen, was machst du?«

Er nahm die kabellosen Kopfhörer heraus und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht so ganz deuten konnte.

»Ich hab Pause«

Seine grünen Augen funkelten mich an, seine lockigen blonden Haare saßen perfekt.

»Wie läuft's bei dir eigentlich so?«, hakte er schließlich nach.

Ich stöhnte etwas auf. »Normal, würde ich sagen«, gab ich zurück. »Ganz gut. Hab die Tage ein paar Spieler interviewt und schlage gerade Zeit tot«

Sein Mund zog sich zu einem Lächeln. »Muss ja auch mal sein« Er lachte.

Ich lächelte zurück.

»Wir sehen uns, richtig?«, kam es seinerseits.

»Sicherlich«

Er hob den Kopf ein wenig an, steckte sich die Airpods zurück in die Ohren und ging dann weiter geradeaus.

Erneut atmete ich tief durch, innerlich flippe ich aus. Ich wollte dieses dämliche Notizbuch, konnte aber gerade nicht zurück. Es machte mich wahnsinnig, ich schob Panik, dass jemand las, was ich da verfasst hatte.

Ich sah erneut auf mein Handy.

Als ich aufsah konnte ich eine große braunhaarige Person auf mich zukommen sehen.

Zittrig atmete ich aus.

Kai.

Mit großen Schritten kam er immer näher auf mich zu.

Er lächelte.

»Du hast ja gewartet«

»Hab ich doch gesagt«, schmunzelte ich zurück. »Wie war's?«

»Belanglos, aber die Stimmung war gut«

Mein Blick wich zu seiner Jackentasche.
Ich konnte erkennen, was er darin trug.

»Moment« Ich weitete die Augen und deutete auf seine Jackentasche.

»Woher hast du das?«

Seine Hände fassten auf seine Seiten.

»Ach, du meinst dein Notebook? Es lag in den Zuschauerbänken, ich dachte du freust dich, wenn du es zurückhast«

Ich stockte.

»Kai, woher weißt du, dass es meins ist?«, sagte ich panisch und merkte, wie sich meine Wangen erröteten.

»Ich hab reingeschaut, da stand rechts unten dein Name drin« Er zog es hervor und reichte es mir herüber.

»Warte, du hast was?«, sagte ich schnell.

Sein starrer Blick borrte sich in mich. Ich war ihm ausgesetzt, wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
Ich wollte in diesem Moment einfach nur davonlaufen, mich am Liebsten nicht mehr umsehen.

»Kai, antworte auf meine Frage«, gab ich mit Druck nach. Nervös biss ich mir auf die Lippe.

Er hielt das Buch immernoch in der Luft, ich war zu feige danach zu greifen. Also zog er seine Hand zurück und schlug es auf.

»Nicht!«

Zu spät.

Er nahm das dunkelgebundene Buch und blätterte sich durch die Seiten. Seine Augen öffneten sich ein wenig und er räusperte sich einmal kurz, bevor er anfing vorzulesen.

Was war das denn für eine Nummer?

»Es ist wahnsinnig, was du machst und mich dabei fühlen lässt ...«, las er vor.

»Verdammt, hör auf!«, schrie ich fast.

Er klappte das Buch zu.

Dann sah er auf.

»Dein Ernst?«

IT'S A CHELSEA THING | Kai HavertzWhere stories live. Discover now